Wohlstand schrumpft: "Viele haben kein Geld für Grundlegendes"
Die wirtschaftliche Ausgangslage für die nächste Bundesregierung ist dürftig. Die Teuerung und die hohen Energiekosten lassen den Wohlstand der Österreicher:innen schrumpfen.
Auch die Arbeiterkammer (AK), die am Dienstag den siebten Wohlstandsbericht präsentierte, sieht den Wohlstand in Österreich gefährdet.
"Schlechte Bewältigung" der Teuerung als Ursache
Der Rückgang bei Wohlstandsindikatoren habe "viel mit der Teuerung zu tun", so Markus Marterbauer, Chefökonom der AK Wien. In Österreich habe es eine "schlechte Bewältigung" dieser mit allen negativen Folgen gegeben.
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Dennoch gebe es auch "durchaus positive Bereiche", sagte der AK-Ökonom.
Tobias Thomas, Generaldirektor der Statistik Austria, sprach am Dienstag von einer "besonderen Situation mit der längsten Rezession in Österreich seit dem Zweiten Weltkrieg". Die Lage werde durch die international schwache Wirtschaft nicht erleichtert, führt er weiter aus.
Der AK-Wohlstandsbericht will die "nachhaltige Entwicklung in Österreich" darstellen. Dafür reiche nicht ein Indikator, sondern es brauche "viele verschiedene Zugänge". Folglich hat die Arbeiterkammer fünf Bereiche und 25 Teilziele formuliert.
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Gemessen wird jeweils eine "Veränderung zur Vergangenheit". Neu im Bericht war heuer die demokratische Beteiligung. Hier sieht die AK Probleme durch fehlende Wahlberechtigungen und fordert einen leichteren Zugang zur Staatsbürgerschaft.
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Beim Klimaschutz habe es leichte Fortschritte gegeben. So sei die Anbindung an den öffentlichen Verkehr in einigen Gebieten gestiegen. Die Bahn habe insgesamt mehr Fahrgäste verzeichnet. Schlecht sei hingegen, dass der Rückgang klimaschädlicher Emissionen vor allem durch gestiegene Energiepreise zustande komme.
"Geld reicht zunehmend nicht für Grundlegendes"
In den anderen Bereichen - Gerecht verteilter materieller Wohlstand, Vollbeschäftigung und gute Arbeit, Hohe Lebensqualität, Gesamtstaatliche Stabilität - gab es durchwegs Verschlechterungen. Bei vielen Menschen reiche das "Geld zunehmend nicht für grundlegende Dinge", beklagte Sybille Pirklbauer, AK-Leiterin der Abteilung Sozialpolitik.
Als Konsequenz sinke die Zahl gesunder Lebensjahre. Neben Bildung und Gesundheit sei Wohnen ein großes Thema: "Wir brauchen weiterhin einen starken sozialen Wohnbau."
Mehr Wohlstandsverlust als Deutschland
"Österreich hat spürbar an Wohlstand verloren - mehr als Deutschland", so der gebürtige Deutsche. "Das liegt aber auch am Bevölkerungswachstum."
Österreich befindet sich seit 2024 erstmals seit 1945 in einem zweiten Rezessionsjahr in Folge. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf im zweiten Quartal heuer betrug 97,9 Prozent von jenem im zweiten Quartal 2019.
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Um der Wirtschaftsflaute entgegenzuwirken, müsse man auch strukturelle Maßnahmen setzen, so Thomas. Dafür sei jedenfalls ein "guter Zahlenkompass" nötig, wie ihn seine und die weiteren EU-Statistikbehörden lieferten.
Dabei verwies Thomas auf das Datenzugangsgesetz (DZG), das sich derzeit in Begutachtung befindet. Dieses könne helfen, mit guter Datenaufbereitung bei staatlichen Ausgaben konkreter anstatt mit der Gießkanne zu fördern.
Zuletzt habe es auch eine geringe Investitionsdynamik und Produktivitätssteigerungen gegeben. Bei den wirtschaftlichen Herausforderungen gehe es aber auch um den Fach- und Arbeitskräftemangel. Dazu kämen die durch die deutlichen Lohnerhöhungen gestiegenen Lohn-Stück-Kosten.
Zusammenfassung
- Österreich hat an Wohlstand verloren.
- Das geht aus dem aktuellen Wohlstandsbericht der Arbeiterkammer hervor, der am Dienstag präsentiert wurde.
- Teuerung, Wirtschaftsabschwung und hohe Energiepreise seien die Gründe. Österreich steht sogar schlechter da als Deutschland.