Wirtschaft will mehr Hilfen, wenn man "35 Prozent der Kunden aussperrt"

Der Handelsverband sieht das beginnende Weihnachtsgeschäft "in Schwebe" und fordert für besonders betroffene Branchen eine Verlängerung der Wirtschaftshilfen.

Noch während die Pressekonferenz der Bundesregierung zum "Lockdown für Ungeimpfte" lief, hat sich bereits die Wirtschaftskammer (WKÖ) mit der Forderung nach einer raschen Verlängerung der Förderungen und Erleichterungen gemeldet. WKÖ-Chef Harald Mahrer fordert "rasch eine Verlängerung der Wirtschaftshilfen" und "eine schnelle Umsetzung der schon seit langem geforderten positiven Anreize für die Impfung".

Trefelik: "35 Prozent der Kunden aussperren"

Vor hohen Einbußen warnte heute einmal mehr Handelssprecher Rainer Trefelik: "Mit dieser Maßnahme müssen Fachgeschäfte rund 35 Prozent an potenziellen Kunden aussperren, hohe Umsatzverluste sind damit vorprogrammiert." Insbesondere Handelsunternehmen, die von Veranstaltungen abhängig sind, hätten im vergangenen Jahr Umsatzrückgänge von bis zu 50 Prozent verkraften müssen. Ähnlich kritisch sei die Situation bei Händlern in Innenstadtlagen, in touristischen Gebieten und für die Markthändler.

Und er schneidet ein Kapitel an, das schon im Vorjahr für Streit innerhalb des Handels sorgte. Dieses "unerfreuliche Thema der Sortimentsabgrenzung wird wieder massiv schlagend", warnte er Sonntagnachmittag. "Ungeimpfte können in Supermärkten und Drogeriemärkten von der Waschmaschine, über Textilien bis hin zum Spielzeug alles kaufen und beim Fachhandel müssten sie abgewiesen werden. Die Kunden brechen weg, die laufenden Kosten wie Miete und Personal bleiben aber in voller Höhe bestehen. Das ist eine untragbare Situation", so Trefelik.

Verluste bis zu 350 Mio. pro Woche

Der private Handelsverband wies heute zum wiederholten Male darauf hin, dass er einen Umsatzverluste von bis zu 350 Mio. Euro pro Woche erwartet. Der Verband fordert einen Umsatzersatz "neu" für alle betroffenen Händler. Denn nun würden die Weihnachtsgehälter anstehen, das beginnende Weihnachtsgeschäft sei "in Schwebe".

Finanzminister schaut sich Hilfen an

Beruhigende Worte kamen indes von Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) bei der heutigen Pressekonferenz. Er verwies auf diverse Hilfsprogramme wie den Verlustersatz oder die Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie, die bis Jahresende weiter gehen würden. "Der Finanzminister hat gesagt, er wird sich das anschauen", so Schallenberg. Er verwies auf die ohnehin schon geltende 2G-Regel, die großteils der heute präsentierten Corona-Verordnung vorgegriffen hätte. "Wir wollen doch einen sicheren Winter", mahnte der Kanzler ein.

Polizei-Kontrollen im Handel

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) gab sich zum genauen Ablauf der 2G-Kontrollen im Handel zurückhaltend. Grundsätzlich ändere sich für die Beschäftigten nichts - bis darauf, dass die Polizei kontrollieren werde. Dies geschehe nach Augenmaß, als Beispiel nannte er einen kleinen Händler mit vollem Lokal, für den es nicht einfach sei alle zu kontrollieren.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Handelsverband sieht das beginnende Weihnachtsgeschäft "in Schwebe" und fordert für besonders betroffene Branchen eine Verlängerung der Wirtschaftshilfen.
  • WKÖ-Chef Harald Mahrer fordert "rasch eine Verlängerung der Wirtschaftshilfen" und "eine schnelle Umsetzung der schon seit langem geforderten positiven Anreize für die Impfung".
  • Vor hohen Einbußen warnte heute einmal mehr Handelssprecher Rainer Trefelik: "Mit dieser Maßnahme müssen Fachgeschäfte rund 35 Prozent an potenziellen Kunden aussperren, hohe Umsatzverluste sind damit vorprogrammiert."
  • Insbesondere Handelsunternehmen, die von Veranstaltungen abhängig sind, hätten im vergangenen Jahr Umsatzrückgänge von bis zu 50 Prozent verkraften müssen.
  • "Ungeimpfte können in Supermärkten und Drogeriemärkten von der Waschmaschine, über Textilien bis hin zum Spielzeug alles kaufen und beim Fachhandel müssten sie abgewiesen werden. Die Kunden brechen weg, die laufenden Kosten bleiben."
  • Der private Handelsverband wies heute zum wiederholten Male darauf hin, dass er einen Umsatzverluste von bis zu 350 Mio. Euro pro Woche erwartet. Der Verband fordert einen Umsatzersatz "neu" für alle betroffenen Händler.