Chemikalien sollen Hafen-Explosion im Iran ausgelöst haben
Im Staatsfernsehen hieß es, unsachgemäßer Umgang mit brennbaren Materialien habe zur Explosion beigetragen. Ein Regierungssprecher sagte indes, wenngleich wohl Chemikalien explodiert seien, sei die genaue Ursache noch nicht ermittelt. Hinweise, dass der iranische Widersacher Israel verantwortlich ist, gab es nicht. Staatspräsident Masoud Pezeshkian ordnete eine Untersuchung an und schickte seinen Innenminister Eskandar Momeni zum Brandort.
In dem Hafen der südiranischen Stadt Bandar Abbas seien mehrere Container an den Kaianlagen explodiert, sagte ein örtlicher Krisenmanager im Fernsehen. Es seien früher wiederholt Warnungen ausgesprochen und auf mögliche Gefahren hingewiesen worden. Ölanlagen seien nicht betroffen, teilte die staatliche Ölvertriebs- und Raffineriegesellschaft mit.
Das Fernsehen zeigte Aufnahmen einer hohen schwarz-orangenen Rauchwolke, die über dem Hafen aufstieg. Auf weiteren Aufnahmen waren ein Bürogebäude mit herausgesprengten Türen und Trümmern zu sehen. Medienberichten zufolge barsten Fensterscheiben in einem Umkreis von mehreren Kilometern. Behörden zufolge wurde der Hafenbetrieb eingestellt.
In den vergangenen Jahren hatte sich eine Reihe tödlicher Vorfälle in den iranischen Branchen für Energie und Industrie ereignet. Mehrere dieser Vorfälle wurden auf Fahrlässigkeit zurückgeführt, darunter Raffineriebrände und eine Explosion in einem Kohlebergwerk. Für andere Vorfälle hatte der Iran seinen Erzfeind Israel verantwortlich gemacht. Israel hatte Ziele im Iran im Zusammenhang mit dessen Atomprogramm angegriffen. Auch einen Vorfall an iranischen Gaspipelines im Februar 2024 hatte der Iran als israelischen Angriff bezeichnet.
Größter Containerhafen des Landes
Der betroffene Shahid Rajaee ist der größte Containerhafen des Landes und gehört zum Haupthafen von Bandar Abbas. Der Hafen liegt am Nordufer der Straße von Hormuz im Persischen Golf und gilt wegen seiner strategischen Lage als eine der wichtigsten Wirtschaftszonen des Landes. Dort werden mehr als ein Drittel des iranischen Seehandels abgewickelt.
Opferzahlen stiegen im Stundentakt
Nach der Explosion am Nachmittag hatten die iranischen Medien im Stundentakt immer höhere Opferzahlen gemeldet. Präsident Pezeshkian bekundete den Opfern seine Anteilnahme. Der Containerhafen Shahid Rajaee liegt in der Provinz Hormozgan mehr als tausend Kilometer südlich der Hauptstadt Teheran und 23 Kilometer von der Provinzhauptstadt Bandar Abbas entfernt. TV-Bilder zeigten schwarze Rauchsäulen über dem Hafengelände.
Die Schockwelle der Explosion war laut der Nachrichtenagentur FARS in etwa 50 Kilometern Entfernung spürbar. Durch die Druckwelle seien "die meisten der Hafengebäude schwer beschädigt worden", berichtete die Nachrichtenagentur Tasnim. Einsatzkräfte kämpften gegen die Flammen an. "Wir sind dabei, das Feuer zu löschen", sagte der Leiter des Hafens, Ismail Malekezadeh, dem Staatsfernsehen.
Raffinerien nicht betroffen
Der Leiter der Behörden für Krisenmanagement, Mehrdad Hasanzadeh, hatte gesagt, mehrere Container seien im Hafen explodiert. "Wir sind dabei, die Verletzten zu evakuieren und in umliegende Kliniken zu bringen." Der iranische Vizepräsident Mohammad Reza Aref hatte nach Angaben der Nachrichtenagentur ISNA Ermittlungen zur Ursache der Explosion und zum Ausmaß des Schadens angeordnet.
Die Explosion stehe nicht in Verbindung mit "Ölraffinerien, Treibstofftanks, Verteilungsanlagen oder Ölpipelines", hieß es in einer von lokalen Medien verbreiteten Erklärung des staatlichen Unternehmens für die Verteilung von Produkten der Ölindustrie. Demnach waren die Raffinerien in Bandar Abbas ohne Unterbrechung in Betrieb.
Containerterminal wichtige iranische Wirtschaftszone
Die Hafenstadt am Persischen Golf ist eine der wichtigsten Wirtschaftszonen des Landes, in der mehr als ein Drittel des iranischen Seehandels abgewickelt wird. Mit dem größten Containerterminal des Landes unterhält die Hafenstadt Seehandel mit 80 international bekannten Häfen und 21 Linienreedereien.
Im September vergangenen Jahres hatte sich im Iran einer der folgenschwersten Arbeitsunfälle seit Jahren ereignet. Bei der Explosion in einem Kohlebergwerk im östlich gelegenen Tabas kamen damals mehr als 50 Menschen ums Leben.
Zusammenfassung
- Bei einer Explosion im größten Hafen des Iran, Bandar Abbas, sind mindestens 25 Menschen getötet und über 800 verletzt worden. Die Ursache war unsachgemäßer Umgang mit Chemikalien in Containern.
- Die Schockwelle der Explosion war in 50 Kilometern Entfernung spürbar und führte zu schweren Schäden an Hafengebäuden. Der Hafenbetrieb wurde eingestellt, während die Raffinerien in Bandar Abbas weiter in Betrieb sind.
- Der Shahid Rajaee Hafen ist strategisch wichtig, da er über ein Drittel des iranischen Seehandels abwickelt. Präsident Masoud Pezeshkian hat eine Untersuchung angeordnet, um die genauen Ursachen der Explosion zu klären.