WIFO-Chef Felbermayr: Bei Krieg wird Gas teurer und Förderungen reichen nicht aus

Der Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) Gabriel Felbermayr rechnet mit steigenden Gaspreisen und dadurch höheren Lebensmittelpreisen. Man habe es versäumt, sich von Russland unabhängig zu machen, deshalb würde kurzfristig auch Fracking-Gas aus den USA gekauft werden müssen und die Atomkraft attraktiver werden.

"Die Gaspreise sind schon hoch", so WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr im Newsroom LIVE, "und wenn Russland wirklich in die Ukraine einmarschiert, kann man sich kaum vorstellen, dass die Pipelines, die durch die Ukraine führen, weiter Gas liefern werden". Deutschland stoppt das Nord Stream 2 Projekt, Alternativen seien keine da und Europa habe es versäumt, für alternative Quellen zu sorgen. Die Gefahr einer weiteren Preissteigerung sei also da.

Preismäßig sei "nach oben sehr viel Luft". Als erstes wäre die Industrie betroffen, in den Haushalten würde das Gas als letztes abgeschaltet. Wenn aber in Chemie- und Düngemittelindustrie das Gas teurer wird, habe das Auswirkungen auf die Bauern und die Lebensmittelpreise. Das sehe man jetzt schon in den Supermärkten.

Förderungen werden Preiserhöhung nicht abdecken

Der 150-Euro-Gutschein der Regierung werde für viele Österreicher nicht ausreichen. Man müsse sich darauf vorbereiten, dass die Teuerungen nicht zu 100 Prozent aufgefangen werden können. Das vom Staat zu erwarten, sei laut dem WIFO-Direktor zu viel.

Strompreis von Abgaben entlasten

Eine Teilentlastung sei die Steuerreform, dazu kämen die 150 Euro für fast jeden und 150 Euro zusätzlich für wirklich Bedürftige. Die Maßnahmen seien richtig, Felbermayr hätte sich allerdings gewünscht, dass ein bisschen weniger mit der Gießkanne gearbeitet wird. Er spricht sich dafür aus, dass der Strompreis von Abgaben befreit wird und man Abstriche auf europäischer Ebene bei Zöllen, zum Beispiel auf Stahl macht, um den Bausektor zu entlasten. Bei Sonderzöllen auf Fahrräder, Biodiesel oder Solarpanels, könne man ebenfalls den Hebel ansetzen.

Saurugg: Österreich hat so wenig Gasreserven wie noch nie um diese Zeit

Herbert Saurugg, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge , spricht im Interview mit PULS 24 Anchorwoman Bianca Ambros über die Gasversorgung in Österreich und die Drohungen aus Russland.

Erneuerbare Energie als Chance

Alternativen zum russischen Gas seien kurzfristig schwierig. Die Infrastrukturen seien nicht vorhanden, der Bedarf hoch. Man müsste mehr auf erneuerbare Energien setzen, um unabhängiger zu sein. Die Klimakrise würde das sowieso notwendig machen. "Aber das braucht wahnsinnig viel Zeit." Die Investitionen müssten jetzt schnell anlaufen, "wir warten schon viel zu lange".

Fracking und Atomkraft

Es werde sicher auch passieren, dass Fracking-Gas aus den USA importiert wird, "aber das wäre der Tropfen auf den heißen Stein". Auch Asien sei daran interessiert. Das wiederum würde den Preis treiben und auch hier bestehe ein Infrastrukturproblem. Dadurch steige auch die Attraktivität der Atomenergie.

Die Sanktionen gegen Russland würden diese zwar ärgern, aber die Geldreserven im Land seien groß. Das vorläufige Ende der Nord Stream 2 Zertifizierung sei wahrscheinlich das schmerzhafteste für Russland, weil so eine alternative Gaslieferroute fehlt.

Für Österreich könne in der Realwirtschaft durch die Sanktionen "weniger kaputtgehen", weil seit 2014 sowieso schon Sanktionen in Kraft seien. Es sei eher "die Angst, dass da noch viel mehr kommt", wenn ein großer Krieg ausbricht. Dann sei die Gefahr, dass gar kein Gas mehr fließt und in Österreich eine Rezession kommt. Der Profiteur der Krise sei China.

Das ganze Interview sehen Sie im Newsroom LIVE um 21.20 Uhr auf PULS 24

ribbon Zusammenfassung
  • "Die Gaspreise sind schon hoch", so WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr im Newsroom LIVE, "und wenn Russland wirklich in die Ukraine einmarschiert, kann man sich kaum vorstellen, dass die Pipelines, die durch die Ukraine führen, weiter Gas liefern werden".
  • Deutschland stoppt das Nord Stream 2 Projekt, Alternativen seien keine da und Europa habe es versäumt, für alternative Quellen zu sorgen. Die Gefahr einer weiteren Preissteigerung sei also da.
  • Preismäßig sei "nach oben sehr viel Luft". Als erstes wäre die Industrie betroffen. Wenn aber in Chemie- und Düngemittelindustrie das Gas teurer wird, habe das Auswirkungen auf die Bauern und die Lebensmittelpreise.
  • Der 150-Euro-Gutschein der Regierung werde für viele Österreicher nicht ausreichen. Man müsse sich darauf vorbereiten, dass die Teuerungen nicht zu 100 Prozent aufgefangen werden können. Das vom Staat zu erwarten, sei laut dem WIFO-Direktor zu viel.
  • Alternativen zum russischen Gas seien kurzfristig schwierig. Die Infrastrukturen seien nicht vorhanden, der Bedarf hoch. Man müsste mehr auf erneuerbare Energien setzen, um unabhängiger zu sein, aber das dauere lange.
  • Es werde sicher auch passieren, dass Fracking-Gas aus den USA importiert wird, "aber das wäre der Tropfen auf den heißen Stein". Dadurch steige auch die Attraktivität der Atomenergie.