Weitere zentrale Signa-Tochter Development insolvent
29. Dez. 2023 · Lesedauer 3 min
Bei der Signa geht es Schlag auf Schlag: Nach der Signa Prime Selection AG, dem Flaggschiff der Immosparte der Signa-Gruppe, hat Freitagfrüh auch die Signa Development Selection AG einen Insolvenzantrag beim Wiener Handelsgericht eingereicht.
Wie die Prime und die übergeordnete Signa Holding, die Ende November Insolvenz anmeldete, strebt Signa Development ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung an. Als Quote für die Gläubiger soll es 30 Prozent geben. Die Überschuldung der Development beträgt laut heutigen Angaben rund 1 Milliarden Euro.
Die Signa Development bündelt etliche Entwicklungsprojekte der verschachtelten Unternehmensgruppe des Tiroler Immobilieninvestors René Benko. Sie ist auf die Entwicklung von städtebaulichen Projekten im Wohn- und Gewerbesegment im deutschsprachigen Raum und in Norditalien spezialisiert.
Dazu zählen Bürogebäude, Wohnanlagen, Gewerbeflächen und Hotels. Zu den Projekten zählt etwa "The Icon" am Wiener Hauptbahnhof, die Parkapartments am Belvedere oder das Werftareal in Korneuburg. Auch das Gries Village in Bozen oder das Berliner Bremsenwerk gehören demnach zu den Entwicklungsprojekten. Insgesamt umfasse das Immobilien-Portfolio 39 Projekte, das Unternehmen sei unmittelbar und mittelbar an 290 Gesellschaften beteiligt.
Die aktuelle Bilanzsumme der Signa Development wird auf der Webseite mit 4,6 Milliarden Euro angegeben. Das "Gross Asset Value", also die Summe der Immobilienwerte, lag der Creditform zufolge per 31. Dezember 2022 bei rund 2,8 Milliarden Euro. Das Unternehmen verfolgt laut eigenen Angaben die Strategie "Kaufen - Entwickeln - Verkaufen". Der Fokus liege dabei auf Immobilienentwicklungsprojekte in guten Lagen, abseits von Premium-Innenstadtlagen, um nicht mit der - mittlerweile insolventen - Schwestergesellschaft Signa Prime in Konkurrenz zu treten.
Es seien rund 200 Gläubiger und 13 Arbeitnehmer betroffen. Den Aktiva von 296.336.000 würden Passiva von 1.271.930.000 gegenüber stehen. Als Gründe für die Insolvenz werden der stagnierende Immobilienmarkt und steigenden Kosten und Zinsen genannt, so die Creditreform.
"Ramsch-Niveau"
Die nunmehrige Insolvenz hat sich bereits im Vorfeld abgezeichnet. Am 8. Dezember erklärte die luxemburgische Tochtergesellschaft Signa Development Finance, dass sie selbst, die Signa Development und weitere Gesellschaften der Gruppe wohl "in sehr naher Zukunft" Insolvenzanträge stellen werden. Als Erklärung verwies man auf die Liquiditätssituation der Signa Development. Ende November hatte die Ratingagentur Fitch die Signa Development in ihrer Kreditwürdigkeit bereits auf "Ramsch-Niveau" herabgestuft.
APA/dpa/Marcus Brandt
Auch das Eckhaus an Jungernsteig und Neuer Wall an den Alsterarkaden in Hamburg gehört Benkos Signa.
APA/dpa/Marcus Brandt
Das Alsterhaus am Jungfernsteig in Hamburg ist eine von Benkos Kaufhaus-Immobilien in den besten Lagen deutscher Innenstädte.
Kaufhaus Tyrol
Das Kaufhaus Tyrol in der Innsbrucker Innenstadt war Benkos "Gesellenstück" in der Liga der Groß-Investoren am Immobilienmarkt. 2005 gekauft, mit dem Stararchitekten David Chipperfield neu gebaut und 2010 neu eröffnet.
APA/HELMUT FOHRINGER
2008 kaufte Benko das Gebäude "Am Hof 2", in dem früher die Zentrale der Bank Austria war. Heute residiert dort das Luxushotel Park Hyatt. Dort fand auch das jährliche Törggelen statt, wo sich Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Medien trafen.
APA/GEORG HOCHMUTH
Neben dem Park Hyatt hat Benko in der Wiener Innenstadt einen ganzen Straßenzug vom Hof Richtung Graben entwickelt: das "Goldene Quartier". Insgesamt finden sich dort 19 Geschäfte - großteils Edel-Boutiquen - auf 42.000 Quadratmetern. Außerdem gibt es Büro- und Wohnflächen.
PULS 24
Auch gleich ums Eck sicherte sich die Signa Prime 2009 das Gebäude am "Graben 19" von der Bank Austria. Lange Zeit war dort der Gourmet-Tempel "Meinl am Graben" eingemietet. Meinl verkleinerte die Verkaufsfläche, seit Frühling 2023 ist der Louis-Vuitton-Store aus dem Goldenen Quartier an den Graben gezogen. Im Dezember 2023 ging das Gebäude um kolpotierte 80 Millionen Euro an den Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer.
PULS 24
Das Haus in der "Kärntner Straße 11" in der Wiener Innenstadt, in dem auch der einzige Apple Store Österreichs eingemietet ist, gehörte ebenfalls zum Portfolio der Signa Prime Selection AG.
Im Mai wurde jedoch bekannt, dass Benko das Gebäude verkaufte - um 94,5 Millionen Euro, wie der "Gewinn" berichtete. Abnehmer war der oberösterreichische Industrielle Josef Rainer.
Laut "Gewinn" kostete damit ein Quadratmeter satte 31.000 Euro - der bisher höchste Preis, der für eine Wiener Immobilie je erzielt worden sein.
APA/K18
Pläne, wie das Luxus-Kaufhaus "Lamarr" auf der Wiener Mariahilfer Straße fertig aussehen soll. Die einstige Kika/Leiner-Filiale ist derzeit noch eine Baustelle.
APA/STEFAN SEELIG
Benko kaufte 2013 die Wiener Postsparkasse von der Bawag P.S.K. um kolportierte 130 Millionen Euro. 2019 hat die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) einen Mietvertrag über 99 Jahre abgeschlossen. Mittlerweile ist darin ein "Haus für Wissenschaft und Kunst" entstanden, in dem die JKU Linz, die Universität für angewandte Kunst Wien, die Österreichische Akademie der Wissenschaft, das Grazer Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung und der Wissenschaftsfonds FWF untergebracht sind.
AFP
Der Elbtower in Hamburg ist wohl die größte Baustelle in Benkos Signa-Gruppe. Es soll mit 245 Metern das dritthöchste Gebäude Deutschlands werden. 2018 vorgestellt, sollte die Baustelle 2026 fertig werden. Nach Vorwürfen gegen die Signa, dass Baufirmen nicht bezahlt worden seien, stehen die Kräne still.
APA/dpa/Hannes P Albert
Auch das berühmte Luxus-Kaufhaus KaDeWe (Kaufhaus des Westens) in Berlin gehört zum Portfolio der Signa Prime Selection AG. 2012 kaufte Benko im Rahmen eines Joint Ventures das KaDeWe und 156 weitere Warenhäuser um 1,1 Milliarden Euro.
Guido Radig
Auch in der Münchner Fußgängerzone finden sich Filetstücke aus Benkos Immobilienportfolio: Das Luxuskaufhaus "Oberpollinger", das auch zur KaDeWe-Gruppe gehört.
APA/dpa/Marcus Brandt
Auch das Eckhaus an Jungernsteig und Neuer Wall an den Alsterarkaden in Hamburg gehört Benkos Signa.
APA/dpa/Marcus Brandt
Das Alsterhaus am Jungfernsteig in Hamburg ist eine von Benkos Kaufhaus-Immobilien in den besten Lagen deutscher Innenstädte.
Kaufhaus Tyrol
Das Kaufhaus Tyrol in der Innsbrucker Innenstadt war Benkos "Gesellenstück" in der Liga der Groß-Investoren am Immobilienmarkt. 2005 gekauft, mit dem Stararchitekten David Chipperfield neu gebaut und 2010 neu eröffnet.
APA/HELMUT FOHRINGER
2008 kaufte Benko das Gebäude "Am Hof 2", in dem früher die Zentrale der Bank Austria war. Heute residiert dort das Luxushotel Park Hyatt. Dort fand auch das jährliche Törggelen statt, wo sich Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Medien trafen.
APA/GEORG HOCHMUTH
Neben dem Park Hyatt hat Benko in der Wiener Innenstadt einen ganzen Straßenzug vom Hof Richtung Graben entwickelt: das "Goldene Quartier". Insgesamt finden sich dort 19 Geschäfte - großteils Edel-Boutiquen - auf 42.000 Quadratmetern. Außerdem gibt es Büro- und Wohnflächen.
PULS 24
Auch gleich ums Eck sicherte sich die Signa Prime 2009 das Gebäude am "Graben 19" von der Bank Austria. Lange Zeit war dort der Gourmet-Tempel "Meinl am Graben" eingemietet. Meinl verkleinerte die Verkaufsfläche, seit Frühling 2023 ist der Louis-Vuitton-Store aus dem Goldenen Quartier an den Graben gezogen. Im Dezember 2023 ging das Gebäude um kolpotierte 80 Millionen Euro an den Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer.
PULS 24
Das Haus in der "Kärntner Straße 11" in der Wiener Innenstadt, in dem auch der einzige Apple Store Österreichs eingemietet ist, gehörte ebenfalls zum Portfolio der Signa Prime Selection AG.
Im Mai wurde jedoch bekannt, dass Benko das Gebäude verkaufte - um 94,5 Millionen Euro, wie der "Gewinn" berichtete. Abnehmer war der oberösterreichische Industrielle Josef Rainer.
Laut "Gewinn" kostete damit ein Quadratmeter satte 31.000 Euro - der bisher höchste Preis, der für eine Wiener Immobilie je erzielt worden sein.
APA/K18
Pläne, wie das Luxus-Kaufhaus "Lamarr" auf der Wiener Mariahilfer Straße fertig aussehen soll. Die einstige Kika/Leiner-Filiale ist derzeit noch eine Baustelle.
APA/STEFAN SEELIG
Benko kaufte 2013 die Wiener Postsparkasse von der Bawag P.S.K. um kolportierte 130 Millionen Euro. 2019 hat die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) einen Mietvertrag über 99 Jahre abgeschlossen. Mittlerweile ist darin ein "Haus für Wissenschaft und Kunst" entstanden, in dem die JKU Linz, die Universität für angewandte Kunst Wien, die Österreichische Akademie der Wissenschaft, das Grazer Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung und der Wissenschaftsfonds FWF untergebracht sind.
AFP
Der Elbtower in Hamburg ist wohl die größte Baustelle in Benkos Signa-Gruppe. Es soll mit 245 Metern das dritthöchste Gebäude Deutschlands werden. 2018 vorgestellt, sollte die Baustelle 2026 fertig werden. Nach Vorwürfen gegen die Signa, dass Baufirmen nicht bezahlt worden seien, stehen die Kräne still.
APA/dpa/Hannes P Albert
Auch das berühmte Luxus-Kaufhaus KaDeWe (Kaufhaus des Westens) in Berlin gehört zum Portfolio der Signa Prime Selection AG. 2012 kaufte Benko im Rahmen eines Joint Ventures das KaDeWe und 156 weitere Warenhäuser um 1,1 Milliarden Euro.
Guido Radig
Auch in der Münchner Fußgängerzone finden sich Filetstücke aus Benkos Immobilienportfolio: Das Luxuskaufhaus "Oberpollinger", das auch zur KaDeWe-Gruppe gehört.
APA/dpa/Marcus Brandt
Auch das Eckhaus an Jungernsteig und Neuer Wall an den Alsterarkaden in Hamburg gehört Benkos Signa.
Die Eigentümerstruktur ist sehr verschachtelt. Neunzehn Aktionäre, darunter vierzehn Gesellschaften mit weiteren unterschiedlichen Besitzern, Stiftungen - wobei die Familie Benko Privatstiftung eine wichtige Rolle spielt - und Investoren halten Anteile an der Signa Development.
Die Mitaktionärin Signa Holding hält über 8 Prozent und soll im Rahmen ihres bereits eröffneten Insolvenzverfahrens saniert werden. Berechnete wirtschaftliche Eigentümer sind laut Wirtschafts-Compass schlussendlich Ingeborg Benko, René Benko, TPA-Wirtschaftsprüferin und -Steuerberaterin Karin Fuhrmann sowie Marcus Mühlberger. Letzterer ist neben Christoph Stadlhuber Geschäftsführer der bereits Ende November insolvent gewordenen Signa Holding.
55 Mitarbeiter:innen
Vorstandssprecher wurde schon zuletzt der Sanierer Erhard Grossnigg. Sein Vorgänger Timo Herzberg war wegen fragwürdiger Geschäfte mit sofortiger Wirkung als CEO enthoben worden, was dieser auch bei der besonders wichtigen Signa-Immobiliengesellschaft Signa Prime Selection AG gewesen war. Aufsichtsratsvorsitzender ist laut Wirtschafts-Compass Ex-Bundeskanzler und Ex-SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer. Dessen Stellvertreter ist Ex-RBI-Chef Karl Sevelda.
Aus Medienberichten ging hervor, dass die Signa-Gruppe in den vergangenen Jahren viel Energie dahin gesteckt hat, eine Konsolidierungspflicht des Gesamtkonzerns zu vermeiden. Die Firma habe gesellschaftsrechtliche Verschachtelungen innerhalb der Gruppe ganz bewusst so gestaltet, dass keine gesetzliche Konsolidierungspflicht entsteht, Unterstützerin war die Kanzlei TPA, zeigten Unterlagen, die "News" kürzlich veröffentlichte.
2022 waren die Zahlen der Signa Development bereits tiefrot, das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) war mit über 380,8 Millionen Euro negativ. Die Mitarbeiterzahl der Development-Gruppe belief sich laut Wirtschafts-Compass auf 55, nachdem es 2021 noch 112 gewesen waren.
Bei der Signa geht es Schlag auf Schlag: Nach der Signa Prime Selection AG, dem Flaggschiff der Immosparte der Signa-Gruppe, hat Freitagfrüh auch die Signa Development Selection AG einen Insolvenzantrag beim Wiener Handelsgericht eingereicht.
Wie die Prime und die übergeordnete Signa Holding, die Ende November Insolvenz anmeldete, strebt Signa Development ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung an.
Die Verbindlichkeiten der Development betragen laut AKV-Informationen rund 1,3 Milliarden Euro.