Was die Ukraine-Krise für die OMV bedeutet
Die umstrittene Gaspipeline durch die Ostsee ist fertig, das Genehmigungsverfahren für den Betrieb wurde allerdings von der deutschen Regierung am Dienstag gestoppt. Damit reagierte sie auf die russische Anerkennung der selbst ernannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine.
An der Finanzierung der Pipeline ist neben Shell, Engie, Uniper und Wintershall Dea Finanzinvestor auch die österreichische OMV beteiligt. Früheren Angaben zufolge hat die OMV rund 730 Millionen Euro der rund 9 Milliarden Euro teuren Leitung finanziert. Konzernchef Alfred Stern sagte kürzlich, dass die OMV bereits im vergangenen Jahr erste Rückzahlungen ihres Kredites erhalten habe. Details zum Finanzierungsvertrag mit dem Pipeline-Eigentümer Gazprom will die OMV allerdings nicht nennen.
Kein Abschreibungsbedarf
Trotz des angekündigten Stopps für die Röhre sieht man bei der OMV aber keinen Abschreibungsbedarf. "Wir sehen dafür derzeit keinen Grund", sagte ein Unternehmenssprecher am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters. Den vorläufigen Stopp der Inbetriebnahme der Röhre, wollte der Sprecher nicht kommentieren. Die OMV hatte als erstes westliches Unternehmen mit Russland einen Gasliefervertrag abgeschlossen. Zuletzt wurde der Vertrag mit dem russischen Gasmonopolisten Gazprom bis 2040 verlängert. Die Gasversorgung läuft laut OMV derzeit wie gewohnt und vertragskonform. Die OMV-Aktie verlor am Dienstag etwa zwei Prozent.
Millionen-Projekt wird abgesagt
Wie der "Kurier" berichtet, muss die OMV aber noch über ein weiteres Projekt entscheiden: Bis Mitte 2022 muss feststehen, ob sich der heimische Öl- und Gaskonzern am westsibirischen Gasfeld Urengoi beteiligt. Wegen der Ukraine-Krise soll OMV-Chef Alfred Stern am 16. März bei der Präsentation der neuen Strategie das Ende des Projekts verkünden. Für die Minderheitsbeteiligung von knapp unter 25 Prozent wären 905 Millionen Euro an Gazprom abzuliefern gewesen.
Politisch riskante Strategie
Laut "Kurier" war es vor allem der eheamlige OMV-Chef Rainer Seele, der die OMV strategisch auf Russland ausrichtete. Um 1,75 Milliarden Euro kaufte sich die OMV 2017 etwa auch in das sibirische Gasfeld Juschno Russkoje ein. Die Gesamtproduktion der OMV erhöhte sich durch den Deal um ein Drittel, ein Viertel der gesamten OMV-Förderung kam damit aus Russland.
Da die Mehrheit an Russkoje aber immer noch Gazprom hält, kann die OMV über das Gas nicht selbst verfügen, schreibt der "Kurier". Der Verkaufspreis für das Gas, den die OMV für ihren Viertel-Anteil erhält, setzt sich je zur Hälfte aus dem aktuellen europäischen Marktpreis und dem russischen Inlandspreis zusammen. Dieser wird politisch entschieden und staatlich festgelegt und liegt deutlich unter dem Europa-Preis.
Vor Seele wollte die OMV vor allem in Norwegen investieren - da das politisch weniger riskant ist. Für Seele, der von Wladimir Putin den "Orden der Freundschaft" bekam, war das laut "Kurier" aber zu teuer.
Zusammenfassung
- Die umstrittene Gaspipeline durch die Ostsee ist fertig, das Genehmigungsverfahren für den Betrieb wurde allerdings von der deutschen Regierung am Dienstag gestoppt.
- An der Finanzierung der Pipeline ist neben Shell, Engie, Uniper und Wintershall Dea Finanzinvestor auch die österreichische OMV beteiligt.
- Trotz des angekündigten Stopps für die Röhre sieht man bei der OMV aber keinen Abschreibungsbedarf.
- Wie der "Kurier" berichtet, muss die OMV aber noch über ein weiteres Projekt entscheiden: Bis Mitte 2022 muss feststehen, ob sich der heimische Öl- und Gaskonzern am westsibirischen Gasfeld Urengoi beteiligt.
- Wegen der Ukraine-Krise soll OMV-Chef Alfred Stern am 16. März bei der Präsentation der neuen Strategie das Ende des Projekts verkünden.