VW-Krise verschärft sich: 2/3 des Gewinns weg
Deutschlands wichtigste Industrie wackelt. Am Mittwoch präsentierte der Volkswagen-Konzern - Europas größter Autobauer - seine Quartalszahlen. Und die dürften die Krisenstimmung in Wolfsburg noch einmal verschärfen.
In den ersten neun Monaten wurden 6,5 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert, das sind 300.000 weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz lag mit 78,5 Milliarden Euro zwar nur 0,5 Prozent niedriger, das Operative Ergebnis rutsche allerdings um 43 Prozent auf 2,86 Milliarden Euro ab. Der Gewinn nach Steuern stürzte gar um 64 Prozent auf 1,58 Milliarden Euro ab.
An der Börse machten sich die schlechten Zahlen zunächst kaum bemerkbar. Nach einem kurzen Kursrutsch lag die Aktie Minuten nach Handelsstart etwa auf dem Niveau des Vortags. Allerdings liegt das Minus in den vergangenen sechs Monaten bei rund 23 Prozent.
Besonders schlechte Zahlen bei Audi
Innerhalb des Konzerns gibt es auch deutliche Unterschiede. Während die Zahl der verkauften Autos bei Skoda (+ 4,5 Prozent), Seat / Cupra (+ 7,7) und Lamborghini (+ 8,6) die Zahlen in den ersten neun Monaten noch recht positiv aussehen, sieht es bei VW (- 2,5 Prozent), Audi (- 10,9), Bentley (- 26,6) und Porsche (- 6,9) deutlich schlechter aus.
Dass es im Premium- und Luxus-Segment bei Volkswagen nicht läuft, wirkt sich auch massiv auf die Marge aus. Denn mit Marken wie Audi und Porsche verdient der Konzern deutlich mehr Geld pro verkauften Fahrzeug als etwa mit einem Skoda oder VW.
Die Marge (der Gewinn pro Fahrzeug) sank in den ersten drei Quartalen von 6,9 auf 5,4 Prozent. Im dritten Quartal lag sie sogar nur noch bei 3,6 Prozent. Für Autobauer sind das besonders düstere Zahlen. Tesla präsentierte vergangene Woche eine operative Marge für das dritte Quartal von 10,8 Prozent.
Doch auch bei anderen deutschen Herstellern geht es bergab. Mercedes-Benz präsentierte für das dritte Quartal eine operative Marge im PKW-Segment von 4,7 Prozent. BMW präsentierte noch keine Zahlen für das dritte Quartal, zwischen April und Juni lag sie jedoch bei 8,4 Prozent.
Harter Sparkurs steht bevor
Die im September erneut gesenkte Jahresprognose hielt das Management um Vorstandschef Oliver Blume aufrecht. Blume hat im Konzern den Rotstift angesetzt und will Milliarden einsparen, um insbesondere die renditeschwache Kernmarke VW-PKW wieder auf Trab zu bringen.
Laut dem Betriebsrat will der Vorstand mindestens drei deutsche VW-Werke schließen und den Rest schrumpfen, zehntausenden Beschäftigten sollen gekündigt werden. Auch empfindliche Gehaltseinbußen stehen im Raum.
Die Arbeitnehmer haben erbitterten Widerstand angekündigt und fordern umfassendere Rezepte als nur die Arbeits- und Fabrikkosten in den Blick zu nehmen. An diesem Mittwoch findet die nächste Gesprächsrunde zwischen Unternehmen und der Gewerkschaft IG Metall zum VW-Haustarif statt.
Zusammenfassung
- Auf eine Hiobsbotschaft bei Volkswagen folgt die nächste.
- Während Anfang der Woche bekannt wurde, dass drei Werke geschlossen werden sollen, verstärken die Quartalszahlen die Krisenstimmung bei Deutschlands größtem Autobauer.
- Der Gewinn nach Steuern brach um knapp zwei Drittel ein.
- Die Marge (der Gewinn pro Fahrzeug) sank in den ersten drei Quartalen von 6,9 auf 5,4 Prozent. Im dritten Quartal lag sie sogar nur noch bei 3,6 Prozent.