Temu Shopping-App

Shopping-Falle Temu: Fünf Gründe, die dagegen sprechen

Shoppen wie ein Milliardär? Eher nicht, sagen Verbraucherschutz und Berichte enttäuschter Kunden. Shoppen bei Temu kann nicht nur sehr schnell teuer werden, am Schluss steht man unter Umständen vielleicht sogar ohne Ware da. Und: Während die App süchtig macht, können die Artikel gefährlich und gesundheitsgefährdend sein.

28 Cent für Damenschuhe, Herrenbekleidung ab 1,43 Euro: China drängt mit enormer Wucht auf den europäischen Markt und mit der Shopping-App Temu tun sie das sehr erfolgreich. Auch in Österreich zieht der Hype seit April Dank aggressiver Dauerwerbung auf Tiktok, Instagram, YouTube und Co.. Temu ist in den Charts der beliebtesten Apps. 

Unterirdisch sind bei Temu aber nicht nur die Preise, sondern auch das Service, das Gesundheitsrisiko und - wenn man Pech hat - auch die Waren selbst. 

Warum vor Temu gewarnt wird: 

1. Die App macht süchtig: Bis zu 97 Prozent Rabatt werden auf Kleidung, Spiele, Schminksachen und Co. gegeben, bei glücksspielähnlichen Minispielen kann man weitere Rabatte gewinnen. Der Spieltrieb beim Kunden ist geweckt und junge Kund:innen springen besonders schnell darauf an, erklärt Karl Gladt, Projektleiter der Internet Ombudsstelle PULS 24. Temu sei Online-Shopping mit Suchtfaktor. Temu wird auch nicht müde, ans Shopping-Vergnügen zu erinnern. Man kann sich auf regelmäßige und oftmalige Push-Nachrichten einstellen. 

2. Zurückschicken? Leider nein: Umso mehr Zeit man in der App verbringt, desto mehr Geld gibt man aus. Gefallen die bestellten Schnäppchen nicht, kann man sie ja immer noch zurückschicken, oder? Nun, gerade das geht bei Temu oft nicht. "Wenn es beim Zurückschicken zu Problemen kommt, kommen plötzlich Mahnungen", erzählt Gladt aus Erfahrungen seiner Klienten. Der Kundenservice ist schlecht erreichbar, wie auch von vielen App-Nutzern bekrittelt wird. 

3. Schnell bestellt, lang oder gar nicht geliefert: Auch bei der Lieferung nimmt es Temu nicht so genau. Der WDR etwa machte einen Probekauf. Von den 20 bestellten Produkten kamen einige schlecht eingepackt, kleiner als beschrieben, beschädigt oder in schlechter Qualität. Oder aber die Produkte kommen gar nicht an. Deshalb raten Verbraucherschützer: Keinesfalls im Vorhinein bei Temu zahlen, denn kommt die Ware nicht an, kann das Geld sonst trotzdem weg sein. Kommt sie an, kann das bei Temu dauern. 

4. Teurer als geplant: Weil Temo-Artikel so billig sind, sind sie meist zollfrei. Erst über einem Wert von 150 Euro muss Zoll gezahlt werden, wenn der Verkäufer z.B. in China ansässig ist. Einfuhrumsatzsteuer fällt allerdings schon an. Der Betrag wird von Zustelldiensten oft ausgelegt, Kund:innen müssen sie dann zahlen, wenn sie das Paket übernehmen, warnt u.a. der deutsche Verbraucherschutz. Mit der Lieferung kann es also zu einer bösen Überraschung kommen. 

5. Produkte können krank machen: Bestellt man Spielwaren, Elektroprodukte oder Waren, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, sollte man besonders aufpassen. Vorgeschrieben ist zum Beispiel, dass die Bedienungsanleitung in Deutsch beiliegen muss, aber: Fehlanzeige. Produkte, die in der EU verkauft werden, müssen außerdem europäischen Richtlinien entsprechen. Mit dem CE-Zeichen (Conformité Européenne) wird das bestätigt. Bei seinem Probekauf stieß der WDR etwa auf einem Adapter auf ein gefälschtes CE-Zeichen. Nicht nur, dass man davon ausgehen kann, dass ein Kopfhörer um wenige Euro nicht lang hält, beim Laden oder Benützen können Akkus oder Geräte explodieren, überhitzen oder Kurzschlüsse verursachen. Ob im Plastik gesundheitsschädigende Stoffe sind, kontrolliert niemand und man sollte gut überlegen, an welche Spielsachen man seine Kinder lässt. 

Ebenfalls eine Überlegung für Kunden: Wenn das Shirt zwei Euro kostet, wie viel werden wohl die Arbeiter:innen dafür bekommen? Von Nachhaltigkeit kann auch keine Rede sein, denn sollte man etwas zurückschicken, wäre es günstiger, die Ware wegzuwerfen, als sie zurück nach China zu schicken. 

Preise werden steigen

Temu sei in der Einstiegsphase bereit, Verluste zu machen, um sich einen Kundenstamm aufzubauen. Doch das wird nicht lange so bleiben, sind sich Ökonomen sicher. Dann werden die Schnäppchen beim Preis anziehen - ob das Service und die Qualität aber besser wird, ist zweifelhaft. 

Fazit: Kauf nicht empfehlenswert

"Grundsätzlich würden wir nicht empfehlen, dort einzukaufen, weil ich die Rechte, die ich als Konsumentin oder als Konsument hab, dann in der Praxis nicht durchsetzen kann gegen die chinesischen Verkäufer", sagt Karl Gladt, Projektleiter der Internet Ombudsstelle, im PULS 24 Interview. Selbst die Ombudsstelle könne in Streitfällen nicht weiterhelfen, denn Stellungnahme sei von Temu auch von der Ombudsstelle keine zu bekommen, an Schlichtungsverfahren nehme der Konzern nicht teil.

ribbon Zusammenfassung
  • Shoppen wie ein Milliardär? Eher nicht, sagen Verbraucherschutz und Berichte enttäuschter Kunden.
  • Shoppen bei Temu kann nicht nur sehr schnell teuer werden, am Schluss steht man unter Umständen vielleicht sogar ohne Ware da.
  • Und: Während die App süchtig macht, können die Artikel gefährlich und gesundheitsgefährdend sein.