SVB-Pleite: CEO erhielt Stunden vor dem Kollaps Jahresbonus
Die auf die Finanzierung von Tech-Startups spezialisierte Silicon Valley Bank (SVB) steht seit Freitag unter Aufsicht der US-Bankenaufsicht. Die Spitzen der Bank haben sich vor dem Untergang der Bank offenbar die Taschen voll gemacht.
CEO verkaufte Aktienpaket
Wie das "Handelsblatt" berichtete, verkaufte der Bankchef Greg Becker wenige Wochen vor der Pleite eigene Aktien der Bank im Wert von 3,6 Millionen US-Dollar. Als die Bank schließlich Zahlen zu den massiven Verlusten veröffentlicht hatte, stürzte der Aktienkurs am Donnerstag ab.
Rund 80 Milliarden Dollar wurden dadurch vernichtet - SVB-Chef Becker blieb dieser Verlust zumindest teilweise erspart, weil er früh genug Aktien verkaufte.
Jahresboni ausgezahlt
Wenige Stunden, bevor die US-Behörden am Freitag die Kontrolle über die Bank übernahmen, wurden noch Jahresboni an "berechtigte Mitarbeiter" ausgezahlt, wie das Nachrichtenportal "Axios" berichtete.
Krisensitzungen in den USA
In den USA sorgte der Fall am Wochenende für Krisensitzungen. Es soll verhindert werden, dass die Pleite weitere Firmen in Mitleidenschaft zieht. Die auf die Finanzierung von Technologiefirmen in Kalifornien spezialisierte Bank setzt bereits zahlreiche Startups unter Druck, die nun Probleme haben, ihre Mitarbeiter weiter zu bezahlen.
Experten machen die starken Zinserhöhungen in den USA mitverantwortlich für die Probleme der SVB. Mit deutlichen Zinserhöhungen haben zuletzt Zentralbanken rund um den Globus versucht, die spätestens seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vor einem Jahr sprunghaft gestiegene Inflation einzudämmen.
Nach mehr als einem Jahrzehnt mit Nullzinsen zeigen sich nun aber Risse im Finanzsystem. Einige Investoren fürchten, dass sich der plötzliche Kurswechsel jetzt rächt. In den USA hat die Notenbank Fed die Zinsen so stark angehoben wie seit den frühen 1980er-Jahren nicht mehr. Als Nebenwirkungen davon gelten ein Ausverkauf bei Technologieaktien, Turbulenzen bei Kryptowährungen sowie Druck auf amerikanische und britische Immobilienfonds.
Größte Bankenpleite seit der Finanzkrise 2008
Die Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) mit Sitz in Santa Clara ist der größte Kollaps seit der globalen Finanzkrise von 2008. Das Institut hatte Ende 2022 Vermögenswerte von 209 Milliarden Dollar in der Bilanz und war damit die Nummer 16 der US-Bankenbranche. Bislang leiden vor allem Investoren unter der Pleite, die besonders riskante Wetten eingehen.
Die Fed kündigte für Montag eine Sitzung ihres Gouverneursrats an. Es werde dabei in erster Linie um Vorschuss- und Diskontsätze gehen, so die US-Notenbank am Sonntag. Die Kreditvergabe der Fed über das sogenannte Diskontfenster spielt eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der Liquidität und Stabilität des Bankensystems.
Durch den einfachen Zugang zu Finanzmitteln hilft es den Geldinstituten laut der Notenbank, ihre Liquiditätsrisiken effizient zu verwalten und Maßnahmen zu vermeiden, die negative Folgen für ihre Kunden haben - insbesondere in Zeiten von Marktstress. Somit unterstützt das Diskontfenster laut der Fed den reibungslosen Kreditfluss an Haushalte und Unternehmen.
Zusammenfassung
- Die Silicon Valley Bank war innerhalb weniger Tage am Freitag pleite. Nur wenige Stunden vor dem endgültigen Zusammenbruch erhielten Spitzenmitarbeiter ihren Jahresbonus.
- Wie das "Handelsblatt" berichtete, verkaufte der Bankchef Greg Becker wenige Wochen vor der Pleite eigene Aktien der Bank im Wert von 3,6 Millionen US-Dollar.