Supermarkt-Preise: Bier günstiger in Berlin als am Brauerei-Standort
Seit Monaten liegt die Inflation in Österreich deutlich über dem europäischen Schnitt, auch mit dem deutschen Nachbarn vergleichen steigen die Preise hierzulande deutlich stärker an. Das macht sich auch bei den Lebensmittelpreisen bemerkbar. Laut einem Preismonitor der Arbeiterkammer (AK) sind vergleichbare Markenartikel in Österreich brutto im Schnitt um 18 Prozent teurer als in Deutschland, netto waren es 15 Prozent.
Vergleich: 53 von 71 Produkten in Österreich teurer
Die AK hat im Mai die Preise von 71 Markenartikeln in österreichischen (Billa, Interspar) und deutschen Online-Shops (Rewe, Edeka, Kaufland) verglichen. Von den 71 waren die Bruttopreise von 57 Artikeln höher als in Deutschland, 13 Produkte waren billiger und ein Produkt kostete gleich viel. Beim Vergleich der Nettopreise waren 53 der 71 Lebensmittel in Österreich teurer als in Deutschland.
Gösser: Günstiger in Berlin als im Produktionsort
Besonders interessant ist aber, dass der "Natur Radler" von Gösser in einer Supermarkt-Filiale im einen halben Kilometer von der Brauerei entfernten Leoben um 50 Prozent teurer ist als in Berlin, das immerhin 846 Kilometer vom österreichischen Produktionsstandort entfernt ist.
So kostet der Gösser Natur Radler in einer Billa-Filiale in Leoben 1,49 Euro, während er in einem REWE-Supermarkt in Berlin nur 0,99 Euro kostet.
Über diese Tatsache zeigt sich auch Nikolaus Kern, der Sohn von Ex-SPÖ-Chef und Bundeskanzler Christian Kern, verärgert. "So viel zum Thema die Supermärkte kalkulieren knallhart und ihnen bleibt kaum etwas über", schreibt Kern auf Twitter (X). Die Österreicher würden "dermaßen über den Tisch gezogen" - die Regierung empfehle "Alkohol und Psychopharmaka", so Kern.
Dazu veröffentlichte er auch einen Preisvergleich, der zuvor schon seine Runde auf Reddit gemacht hatte.
https://twitter.com/RFuchs19/status/1692972835487064303?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1692972835487064303%7Ctwgr%5Ef093759afda3d85fe429b0109b39b749deff30e5%7Ctwcon%5Es1_&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.krone.at%2F3091609
Meinl-Reisinger: "So viele Supermärkte wie nirgendwo"
In den Kommentaren zu Kerns Beitrag findet sich Zustimmung, aber auch Kontra. Ein User weist darauf hin, dass der Preis um "genau die 50 Prozent höher" sei, die "wir in Österreich mehr Supermärkte pro Kopf im Vergleich zu Deutschland haben". Dazu veröffentlichte auch er eine Grafik.
Andere weisen darauf hin, dass die Logistik durch das bergige Gelände in Österreich kostspieliger sei. Außerdem würde die höhere Biersteuer in Österreich eine wichtige Rolle spielen. Laut de.statistika.com sei diese in Österreich 2,5 Mal höher als in Deutschland.
Und auch NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger meldete sich zu Wort. Die Preise in Österreichs Supermärkten seien so hoch, weil es hierzulande "so viele Supermärkte wie nirgendwo gibt". "Zügelloses Bodenversiegeln galore! All diese Märkte kosten und zahlen müssen es die Konsumenten", kritisiert Meinl-Reisinger.
https://twitter.com/BMeinl/status/1693544168180641865
Lebensmittelhandel will nicht Buhmann sein
Der österreichische Lebensmittelhandel sieht sich jedoch nicht als "Profiteur der Teuerung". So forderten die Firmenchef:innen von Spar, Rewe, Hofer, Lidl, MPreis, Unimarkt, Denns, sowie 1.600 selbstständige Kaufleute und Vertreter vom Handelsverband im Mai in einem Brief an die Regierung, nicht als "alleiniger Verursacher der Teuerung" hingestellt zu werden.
Die Branche wies erneut darauf hin, dass die Gewinnspanne eines Handelsunternehmens nicht die Differenz zwischen Verkaufspreis und Einkaufspreis sei.
Bereits im Mai hatten Vizekanzler Werner Kogler und Sozialminister Johannes Rauch (beide Grüne) die Supermarkt-Ketten zu einem Lebensmittelgipfel geladen, um der horrenden Teuerung entgegenzuwirken. Die Supermarkt-Ketten redeten sich damals auf die hohen Energiepreise (die schon damals im Sinken waren) heraus und verweigerten jedes Entgegenkommen. Stattdessen forderten sie einen Energiekostenzuschuss von der Regierung.
Die Regierung kündigte zwar an, die Preisentwicklungen im Lebensmittelhandel genau zu verfolgen, unternahm allerdings nichts weiter.
Zusammenfassung
- Viele Produkte sind in deutschen Supermärkten um ein vielfaches günstiger als in Österreich.
- Im Internet sorgt ein besonderer Preisvergleich für Kritik.
- Der "Natur Radler" von Gösser kostet in einem REWE-Supermarkt im 846 Kilometer entfernten Berlin weniger als in einer REWE-Filiale in Leoben, das nur einen halben Kilometer von der Brauerei entfernt ist.