Strompreis: Wie Verbraucher hunderte Euro sparen können
Kund:innen mussten in den vergangenen zweieinhalb Jahren öfter auf ihren Stromtarif schauen, als ihnen recht war. Teils massive Preisschwankungen und heftige Nachzahlungen - das gehört glücklicherweise wieder der Vergangenheit an.
Bei den Großhandelspreisen lässt sich schon seit gut anderthalb Jahren ein Rückgang beobachten, zuletzt sind am Endkundenmarkt aber auch "deutliche Preissenkungen passiert", erklärte Leo Lehr, Energiemarktexperte bei der E-Control, im Gespräch mit PULS 24.
Wer sich jetzt für ein Neukundenangebot entscheidet, kann laut dem Experten der E-Control Preise von unter 10 Cent pro Kilowattstunde sichern - das ist bereits die untere Grenze der Stromkostenbremse, die noch bis Ende des Jahres läuft.
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Für viele ist derzeit Handeln angesagt. "Die Haushalte sind sich oft gar nicht bewusst, dass sie noch teure Verträge haben", so Lehr.
Wer jetzt seinen Stromtarif genauer anschauen sollte
Der Experte der E-Control teilt den derzeitigen Markt in zwei Kategorien auf: "Altverträge, wo Haushalte schon länger drin sind" sowie "Kund:innen, die sich für neue Verträge interessieren".
Bei Altverträgen, die teils schon vor Jahren abgeschlossen wurden, würden die "Senkungen sehr verzögert weitergegeben", meinte Lehr: "Diese Haushalte wären zwar oft nicht mehr in Vertragsbindungen, haben aber trotzdem noch den Vertrag".
Deshalb empfiehlt Lehr, mal einen Blick auf seinen aktuellen Stromvertrag zu werfen. Allgemein kann man Fixpreisangebote "derzeit schon empfehlen".
Für alle, die während der Energiekrise ihren Stromvertrag wechseln (mussten) und sich seither nicht mehr drum gekümmert haben, könnte ein Tarif- oder Anbieterwechsel "beträchtliches Einsparpotenzial" mit sich bringen. Der Preismonitor der E-Control gibt dabei immer noch bis zu knapp 700 Euro pro Jahr an, abhängig von der Region.
Einen passenden Tarif kann man auf Vergleichsportalen oder mit dem Tarifrechner der E-Control finden.
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Wie es mit dem Strompreis weitergeht
Vor extremen Preisanstiegen wie vor zwei Jahren müssen sich Verbraucher:innen aller Voraussicht nach keine Sorgen machen. "Die Großhandelspreise für nächstes Jahr zeigen sich relativ stabil", so Lehr. Derzeit sehe man "keine massiven Schwankungen".
In den vergangenen Monaten hätten die Preise am Terminmarkt zwar etwas zugelegt, das sei aber "nicht vergleichbar mit den Krisenjahren", analysierte der Experte der E-Control.
Generell sei die Versorgungslage beim Strom deutlich entspannter geworden. Das liege am Strommarkt in ganz Europa, aber auch an immer mehr erneuerbaren Energieerzeugern in Österreich. Dort schreitet der Ausbau nämlich rasch voran.
Im ersten Halbjahr 2024 war Österreich beim Strom sogar Netto-Exporteur - hat in Summe als mehr Strom ins Ausland verkauft als von dort eingekauft. "Das hat es in diesem Zeitraum bisher selten gegeben und lag vor allem an der guten Erzeugung mit Wasserkraft", so Lehr.
Wird es wieder so günstig wie früher?
Auch wenn die Preise für Strom deutlich zurückgegangen sind, auf dem Vorkrisenniveau sind sie weiterhin nicht. Der Österreichische Strompreisindex (ÖSPI), der den Großhandelspreis abbildet, hat derzeit ein "etwas höheres Niveau" als noch vor der Krise 2022 erreicht, ordnet Lehr ein.
Die Terminmärkte für die nächsten Jahre deuten darauf hin, dass der Preis "eine gewisse Sohle" erreicht habe und nicht mehr allzu weit sinken dürfte. Dementsprechend kann nicht davon ausgegangen werden, dass es noch einmal viel günstiger wird.
Netzkosten steigen - für die Energiewende
Ein weiterer Preistreiber sind die Netzkosten. Die sind völlig unabhängig vom Stromtarif. Je nach Region und Tarif machen die etwa ein Drittel des Gesamtpreises aus. "Die werden auch in den nächsten Jahren eher steigen", so Lehr. Grund dafür sind einerseits "Investitionen in die Netze, die wichtig und notwendig für die Energiewende sind". Dabei geht es um Milliardenbeträge in den kommenden Jahren.
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Andererseits geht auch der Verbrauch der Kund:innen zurück. Das bedeutet: Um gleich viel zu bekommen, muss man dann pro Kilowattstunde Strom auch mehr verlangen.
Kann man sich die Netzkosten sparen? Der einzige Weg - zumindest für die, die ein eigenes Dach haben - ist mit Eigenerzeugung. "Mit einer PV-Anlage mit Speicher entgehe ich diesen Kosten natürlich", sagte der Experte.
Zusammenfassung
- Einige Stromanbieter wie die Wien Energie oder die EVN haben zuletzt ihre Preise für Strom und Gas gesenkt.
- Trotzdem zahlen viele Kund:innen noch immer deutlich zu viel.
- Wie es derzeit am Strommarkt aussieht und wie man sich teils hunderte Euro sparen kann.