Stromanbieter EVN plant Sonderdividende - fast alle Parteien empört
FPÖ, SPÖ, Grüne und die NEOS in Niederösterreich haben am Dienstag ebenso wie die Umweltorganisation Global 2000 Kritik daran geübt, dass die EVN eine Sonderdividende auszuschütten gedenkt. In Aussendungen wurde zudem gefordert, dass der Strompreis herabgesetzt werden müsse. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) erklärte am Rande einer Pressekonferenz, man werde genau darauf achten, dass die EVN Preise so weit und so bald als möglich senkt.
Es seien nicht "nur die Aktionäre zu befriedigen, sondern alle Haushalte zu entlasten", betonte der freiheitliche Klubobmann im NÖ Landtag, Reinhard Teufel. Er forderte "eine Lösung, von der vor allem jene profitierten, die sich schon jetzt das Leben nicht mehr leisten könnten". Eine Senkung der Stromtarife sei nur recht und billig, zumal sich die internationalen Energiepreise schon seit Wochen im Sinkflug befänden, argumentierte Teufel.
FPÖ-Landesparteichef LHStv. Udo Landbauer sieht wiederum die Bundesregierung in der Verantwortung, "mit entsprechenden Deckeln zu arbeiten und dafür Sorge zu tragen, dass Energieunternehmen, die hier große Gewinne feiern, künftig solche Möglichkeiten nicht mehr haben werden", wie er am Rande einer Pressekonferenz sagte.
Kritik von SPÖ, Grünen und NEOS
Sie könnten "nur den Kopf schütteln", reagierten Sven Hergovich, designierter Vorsitzender der SPÖ Niederösterreich, und Klubchef Hannes Weninger. Sie wiesen darauf hin, dass der Versorger bei den Stromtarifen noch immer im Spitzenfeld aller privaten und öffentlichen Anbieter Österreichs liege. Dennoch komme die EVN "auf die grandiose Idee, ihren Aktionären eine Sonderdividende auszuschütten, anstatt die gesunkenen Preise am Strommarkt an die Kundinnen und Kunden weiterzugeben".
"Schwarz-Blau lässt die EVN gewähren und hält in Niederösterreich die Stromtarife auf einem viel zu hohen Niveau. Damit zocken ÖVP und FPÖ in Niederösterreich unsere Haushalte ab", kritisierte LAbg. Georg Ecker von den Grünen. Gleichzeitig würden die Aktionäre per Sonderdividende "mit den Überschüssen belohnt und über die Mehreinnahmen durch die Haushalte bereichert". Gefordert wurde in Sachen EVN eine "Rückkehr zur GmbH zu 100 Prozent in Landeshand" nach steirischem Vorbild.
"Die Landesregierung ist nun gefordert, dieses Geld nicht zum Stopfen der Budgetlöcher zu verwenden, sondern an die Kunden weiterzugeben und in den Netzausbau zu investieren", konstatierte NEOS-Landessprecherin Indra Collini. Von pinker Seite wolle man über eine jüngst gestartete Petition weiterhin Druck ausüben und eine Senkung der Strompreise einfordern.
Mikl-Leitner verweist auf Strompreisrabatt
Der niederösterreichische Strompreisrabatt werde aus der Dividende von Landesbeteiligungen und Gewinnen der EVN finanziert, "das heißt, wir haben einen Vorgriff gemacht", unterstrich Landeshauptfrau Mikl-Leitner. Weiters werde man genau darauf schauen, dass die EVN auch in Zukunft die Preise so weit und so rasch es geht, herabsetzt.
Für Global 2000 ist eine Auszahlung der Sonderdividende in der aktuellen Situation "völlig inakzeptabel". Das Geld solle stattdessen verwendet werden, um Haushalten beim Wegkommen von Gasheizungen zu helfen, wurde in einer schriftlichen Stellungnahme betont.
111 Millionen Euro für Aktionäre
Die EVN hatte am Montagabend angekündigt, dass Aktionäre zur Basisdividende von zumindest 52 Cent je Aktie eine Sonderdividende von 62 Cent erhalten sollen. Die Sonderausschüttung betrage 111 Millionen Euro. Aktionäre sollen vom Verbund-Anteil der EVN profitieren. Etwa 47 Millionen Euro der Verbund-Dividende von 158 Millionen Euro sollen in vorgezogene Investitionen fließen. Dem Dividendenvorschlag müssen noch der EVN-Aufsichtsrat und die Hauptversammlung 2024 zustimmen.
Zusammenfassung
- Der niederösterreichische Energieanbieter EVN, der teilweise in der öffentlichen Hand ist, plant die Ausschüttung einer Sonderdividende an seine Aktionäre.
- Das sorgt angesichts der saftigen Strompreise für breite Kritik fast aller Parteien und der Umweltorganisation Global 2000.