Russland stoppt Gas-Lieferungen an Österreich
Seit dem Beginn der russischen Invasion in die Ukraine betonte die österreichische Bundesregierung, allen voran die zuständige Ministerin Leonore Gewessler (Die Grünen), dass man russische Gaslieferungen stoppen wolle. Doch weil der Liefervertrag mit der OMV und nicht mit dem Staat abgeschlossen wurde, habe man hier keine Handhabe.
Mit Samstag ist es jedoch soweit. Als Erfolg der ehemaligen Regierung kann es jedoch nicht verbucht werden. Der russische Staatskonzern Gazprom stellt am Samstag um 6.00 Uhr sämtliche Gaslieferungen an die OMV ein, genauer gesagt die OMV Gas Marketing & Trading GmbH. Dabei geht es um 7.400 MWh Gas pro Stunde, das bisher durch die Pipelines nach Österreich floss.
Das geht aus einer Mitteilung der Central European Gashub AG hervor. Das entspricht mehr als 5 Terawattstunden (TWh) pro Monat. Zum Vergleich: Im September 2024 lag der Gasverbrauch in Österreich bei 3,9 TWh, im Jänner liegt er im 5-Jahres-Mittelwert bei rund 12 TWh.
https://twitter.com/chri_gru/status/1857444686941864354
Damit ist aber noch nicht gesagt, dass weniger Gas am Drehkreuz in Baumgarten ankommt, wie Energieexperte Leo Lehr von der E-Control auf X (Twitter) betonte. Die "Frage ist, wie sich Gazprom verhält, die könnten auch an andere Europäische Unternehmen verkaufen", schrieb er.
Die OMV warnte zuvor bereits, dass russische Gaslieferungen bis zum Jahresende gefährdet sein könnten. Grund dafür ist ein Schiedsverfahren gegen Gazprom. Am Mittwoch waren dem Konzern im Streit mit Gazprom mehr als 230 Millionen Euro Schadensersatz zugesprochen worden, die OMV will den Anspruch mit Zahlungsverpflichtungen an den Gaslieferanten aufrechnen.
Nehammer: "Niemand wird frieren"
In einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz beruhigte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). Man sei "nicht erpressbar" und habe seine "Hausaufgaben gemacht". Außerdem könne er "versprechen, niemand wird in Österreich aufgrund einer Gasmangellage frieren und keine Wohnung wird in Österreich kalt bleiben".
Auf den Lieferstopp reagierte auch Gewessler auf X. "Damit setzt Russland einmal mehr Energie als Waffe ein. Österreich hat sich lange auf diese Situation vorbereitet. Unsere Energieversorgung ist sicher", schrieb sie. "Gazprom beweist heute einmal mehr: Russland ist kein Partner. Mit dem morgigen Tag endet aber auch eine Gefahr. Wenn wir keine russischen Lieferungen mehr beziehen, sind wir nicht mehr erpressbar", so Gewessler weiter.
https://twitter.com/lgewessler/status/1857452077955293578
Auf Lieferstopp vorbereitet
Die OMV hat mehrere laufende Schiedsverfahren mit Gazprom, in diesem Streit ging es um unregelmäßige Lieferungen von Gazprom Export sowie um die gänzliche Einstellung der Lieferungen im September 2022 in Deutschland.
Für einen Lieferstopp sei man in Österreich jedoch gerüstet, hieß es vom teilstaatlichen Energieversorger. Zwar kamen 2024 zwischen 81 und 97 Prozent der Gasimporte aus Russland, aber: "Die OMV bereitet sich auf das jetzt seit knapp drei Jahren vor", sagte OMV-Chef Alfred Stern unter der Woche. Laut dem Energie-Dashboard des Klimaschutzministeriums waren die Gasspeicher in Österreich am Mittwoch zu mehr als 93 Prozent gefüllt.
Die OMV bekräftige am Freitagabend, dass man Kunden weiter mit Gas versorge. Das Unternehmen werde "als zuverlässiger Lieferant und Partner die OMV-Kunden sicher und ohne Unterbrechung beliefern", hieß es in einer Stellungnahme.
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Wo das Gas in Zukunft herkommt
In den vergangenen Jahren hat die OMV sich andere Gasquellen gesichert, etwa aus Norwegen oder per LNG-Tanker aus den Niederlanden. Das kommt dann über Pipelines aus Deutschland nach Österreich. Auch über die Pipeline aus Italien kann Gas nach Österreich importiert werden.
Zudem wird in Rumänien unter Beteiligung der OMV derzeit das größte geplante fossile Gasprojekt in der EU umgesetzt. Mit "Neptun Deep" wird ab 2027 aus Offshore-Anlagen aus dem Schwarzen Meer Erdgas gefördert.
Die jahrzehntelange Kooperation (seit 1968) zwischen der Sowjetunion bzw. Russland und Österreich wäre Anfang des nächsten Jahres womöglich ohnehin zu Ende gewesen. Denn der Transitvertrag zur Lieferung von russischem Gas durch die Ukraine und die Slowakei wäre da ohnehin ausgelaufen.
Video: Preise bei Gas wieder gestiegen
Zusammenfassung
- Der Ausstieg aus russischem Erdgas ist Österreich gelungen - jedoch nicht aus eigener Kraft.
- Der russische Staatskonzern Gazprom stellt am Samstag die Lieferungen vollständig ein.