US-Produkte und EU-ProduktePULS 24

Boykottbewegungen

"BuyFromEU" und Co.: Europäische Alternativen zu US-Produkten

Heute, 12:30 · Lesedauer 4 min

Ob aus Sorge um die eigenen Daten oder als Reaktion auf die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump - viele machen sich auf die Suche nach europäischen Alternativen zu Produkten aus den USA. Wo man sie findet.

Wer diesen Text liest, tut das aller Wahrscheinlichkeit nach auf einem Smartphone mit Android- oder Apple-Betriebssystem. Vielleicht hat der Link auf einer Meta-Plattform, sei es Facebook oder Instagram, zu dem Artikel geführt oder er ist auf Google aufgetaucht. Möglicherweise ist die Lektüre eine willkommene Abwechslung von einem faden Meeting auf Microsoft Teams. Unser (digitaler) Alltag ist maßgeblich von US-Giganten geprägt.

Die Gefahren einer Abhängigkeit von Anbietern aus den Vereinigten Staaten ist nicht erst seit der Amtsübernahme von Donald Trump Thema. So leitete die EU-Kommission im Vorjahr bereits ein förmliches Verfahren gegen Mark Zuckerbergs Konzern Meta ein, nach dem dieser beim Schutz von Minderjährigen gegen das Gesetz über Digitale Dienste verstoßen haben soll.

Ein Bezahl-Modell von Facebook und Instagram verstoße derweil gegen europäisches Wettbewerbsrecht. Die EU-Kommission geht davon aus, dass Meta seine Nutzer:innen mit dem Abo-Modell zur Freigabe persönlicher Daten zwingt und so große Datenmengen sammelt. 

Digitale Alternativen aus der EU

Ob in puncto Datenschutz, bei der Eindämmung von Falschinformationen oder im Jugendschutz - die Dominanz von US-Anbietern bleibt ein Unsicherheitsfaktor für die heimische Bevölkerung. Der Wiener Softwareentwickler Constantin Graf hat bereits vor einigen Jahren die Plattform "European Alternatives" ins Leben gerufen, die europäische Alternativen zu digitalen Dienstleistungen und Produkten aus den Vereinigten Staaten auflistet.

Mehr als 50 Kategorien hat Graf erstellt, von Cloud- und E-Mail-Anbietern über Suchmaschinen bis hin zu spezifischeren Anwendungen, etwa für Zeiterfassung oder Filehosting. Neben den Kategorien gibt es auch einen Reiter mit Alternativen für besonders beliebte US-Dienste. So werden für die Google-Mailvariante Gmail gleich 21 Alternativen aufgezählt, darunter bekannte Namen wie dem deutschen Anbieter GMX und weniger bekannte wie die norwegische Option Runbox.

Diverse Hinweis-Labels zeigen unter anderem, ob der Server der Anwendung in der EU bzw. dem EWR gehostet wird, es Open Source oder gratis ist. Ein Blatt-Symbol kennzeichnet Produkte, die erneuerbare Energien nutzen.

Anspruch auf Vollständigkeit erhebt "European Alternatives" freilich nicht. Man bittet um Hinweise aus der Community und ergänzt laufend. Fehlende Alternativen offenbaren teils jedoch schlicht Aufholbedarf in Europas digitaler Landschaft. Bei KI-Chatbots ist aktuell nur eine Alternativ-Option zum amerikanischen ChatGPT gelistet: der KI-Assistent Le Chat vom französischen Unternehmen Mistral AI.

Ob Nutzer:innen wirklich umsteigen, hängt jedoch nicht nur vom Angebot, sondern auch vom Willen ab, sich umzugewöhnen. An Motivation scheint es zumindest bei der Bewegung "BuyFromEU" nicht zu scheitern. Bereits Anfang März hatte ein entsprechendes Forum auf Reddit mehr als 130.000 Mitglieder, die europäische Varianten zu amerikanischen Produkten zusammenzutragen - vom Ketchup bis zur Socke.

Boykott nach Vorbild Kanadas

Anlass ist hier weniger der Datenschutz, als die Zollpolitik von US-Präsident Trump. Dieser nutzt Zölle aktuell als Druckmittel, auch gegen Europa. Angekündigten Zölle auf alle Stahl- und Aluminiumimporte in Höhe von 25 Prozent sind am Mittwoch in Kraft getreten.

Die EU reagierte prompt und kündigte ihrerseits Zölle auf US-Waren im Wert von 26 Milliarden Euro an, wodurch unter anderem Produkte wie Jeans, Motorräder und Whiskey hierzulande teurer werden.

"BuyFromEU" sucht nun nicht nur für diese Marken Alternativen. Vorbild ist dabei Kanada, wo unter anderem Alkohol aus den USA boykottiert wird und aus einigen Supermärkten komplett verschwunden ist. Stattdessen finden Kunden Hinweisschilder wie "Buy Canadian Instead". So weit ist es in heimischen Läden noch nicht.

Wer freiwillig umsteigen möchte und nicht auf Reddit surft, findet online diverse Seiten mit Optionen aus der Europäischen Union. Und für den digitalen Bereich auf der österreichischen Seite "European Alternatives". Eine Auswahl an Webseiten im Überblick:

Video - Trumps Zölle: "Überschaubare Schäden und Preiseffekte"

Zusammenfassung
  • Ob aus Sorge um die eigenen Daten oder als Reaktion auf die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump - viele machen sich auf die Suche nach europäischen Alternativen zu Produkten aus den USA.
  • Ob im digitalen Bereich oder bei Supermarkt-Produkten, online finden sich diverse Webseiten, die Produkte aus der EU listen.
  • Wo europäische Alternativen zu finden sind.