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Sozialplan

Gekündigte Lieferando-Fahrer: Wer durch die Finger schaut

11. Apr. 2025 · Lesedauer 3 min

Der Essenszulieferer Lieferando hat sich mit der Gewerkschaft auf einen Sozialplan für jene hunderte Fahrer:innen geeinigt, die gekündigt werden sollen. Der Sozialplan hat ein Volumen von 1,7 Millionen Euro. Angestellte mit befristeten Verträgen, die nach dem 1. Dezember beginnen, und administrative Beschäftigte werden allerdings durch die Finger schauen.

Wie jüngst berichtet, will die Österreich-Tochter von Just Eat Takeaway auf ein Arbeitsmodell mit freien Dienstverträgen umstellen. Hunderte Fahrer:innen werden gekündigt.

Der "Standard" berichtet nun über eine Einigung von Lieferando  mit der Gewerkschaft auf einen Sozialplan. "Auf Basis konstruktiver Verhandlungen konnten wir uns mit dem Betriebsrat auf einen Sozialplan für alle betroffenen Fahrer:innen verständigen", bestätigte das Unternehmen den Bericht gegenüber der APA.

Einvernehmliche Kündigung

"Dies schließt freiwillige Abfindungszahlungen und weitere Unterstützungsleistungen mit ein. Die betroffenen Mitarbeiter:innen werden von uns entsprechend informiert und während des Prozesses umfassend unterstützt." 

Weitere Details wollte eine Sprecherin mit Verweis auf die Vertraulichkeit der Vereinbarung nicht nennen. Laut "Standard", dem der Sozialplan vorliegt, biete Lieferando allen Fahrern vom 14. April bis 20. Mai eine einvernehmliche Auflösung des Arbeitsverhältnisses an.

Der Sozialplan habe ein Volumen von 1,7 Millionen Euro - darin enthalten sei ein mit 400.000 Euro dotierter Härtefallfonds. Um davon profitieren zu können, müssen die Betroffenen der "einvernehmlichen Auflösung" zustimmen.

Ursprünglich habe die Geschäftsführung der Zeitung zufolge nur "einen fünfstelligen Betrag" für den Härtefallfonds vorgesehen und weniger als 1 Million für den Gesamtplan.

Wer ohne Sozialplan gekündigt wird

Konkret könnten laut "Standard" 650 Fahrer davon Gebrauch machen. Insgesamt werden etwa 850 Angestellte gekündigt. Solche mit befristeten Verträgen, die nach dem 1. Dezember beginnen, und administrative Beschäftigte würden durch die Finger schauen.

Je nachdem wie lange ein Fahrer bei Lieferando war, falle die einmalige Abfertigung unterschiedlich aus. Auch orientiere sich der Betrag an der "Erschwernis durch Arbeit in den Wintermonaten". Eine zusätzliche Entschädigung gebe es für Arbeitnehmer über 50, solche deren "Beschäftigungsbewilligung an die Anstellung geknüpft" sei und für Menschen mit Behinderung.

Lieferando sucht jetzt freie Dienstnehmer

Unlängst schaltete der Konzern dann auf Social Media neue Anzeigen, die freie Dienstnehmer locken sollen. Ab 16. April und bis 30. Juni zahlt Lieferando nun jedem neuen freien Dienstnehmer 2 Euro extra je erfolgreicher Bestellung, hieß es.

Lieferando entschuldigte sein Verhalten bei Bekanntwerden der Maßnahme damit, dass Konkurrenten wie Foodora oder Wolt bereits bisher nur freie Dienstnehmende beschäftigen.

Zusammenfassung
  • Der Essenszulieferer Lieferando hat sich mit der Gewerkschaft auf einen Sozialplan für jene hunderte Fahrer:innen geeinigt, die gekündigt werden sollen.
  • Der Sozialplan hat ein Volumen von 1,7 Millionen Euro.
  • Um davon profitieren zu können, müssen die Betroffenen der "einvernehmlichen Auflösung" zustimmen.
  • Angestellte mit befristeten Verträgen, die nach dem 1. Dezember beginnen, und administrative Beschäftigte werden allerdings durch die Finger schauen.