Jeder sechste Haushalt kann seine Fixkosten nicht stemmen

Die finanzielle Lage der österreichischen Haushalte ist trotz der Öffnungen weiterhin angespannt. Ein Drittel hat mit Einkommenseinbußen zu kämpfen.

Bei 35 Prozent der österreichischen Haushalte hat sich das Haushaltseinkommen in den letzten 15 Monaten reduziert, jeder Sechste davon hat Schwierigkeiten, seine Fixkosten zu decken. Das betrifft rund sechs Prozent der österreichischen Bevölkerung ab 18 Jahren. Auch der Konsum ist noch verhalten – acht von zehn betroffenen Haushalten müssen den Gürtel enger schnallen.

Diese Zahlen gehen aus einer aktuellen Studie von "Durchblicker" hervor. 1.200 repräsentativ ausgewählte Personen ab 18 Jahren wurden dafür zwischen 31. Mai und 7. Juni befragt. 45 Prozent von jenen, die Einbußen beim Einkommen hatten, gaben an, dass das an der Kurzarbeit liegen würde. 27 Prozent wurden gekündigt, 20 Prozent machten weniger Überstunden. Die Kurzarbeit sei aber dennoch ein gutes Instrument gewesen, um die Betroffenen im Job zu halten, sagt Reinhold Baudisch, Geschäftsführer des Tarif-Vergleichsportals "Durchblicker". Nun, wenn der Wirtschaftsaufschwung zurückkehre, sollte man aber die Kurzarbeit reduzieren.

660 Euro weniger

"Im Schnitt müssen die österreichischen Haushalte mit etwa 660 Euro weniger auskommen, womit die Reduktion sogar etwas höher ausfällt als noch im März", sagt Baudisch. Besonders schwierig sei die Lage für Selbstständige: "86 Prozent der betroffenen Haushalte beklagen nach wie vor ein reduziertes Einkommen", sagt Baudisch. 

Die Datenlage macht deutlich, dass aufgrund der Krise reduzierte Haushaltseinkommen für viele Menschen ein andauerndes Problem darstellen: 45 Prozent der Betroffenen gaben an, dass die finanziellen Einbußen länger als zwölf Monate spürbar waren. Das hat deutliche Folgen für das Konsumverhalten. 77 Prozent der von Reduktionen Betroffenen geben aktuell an, auf bestimmte Anschaffungen zu verzichten zu müssen. Vor allem gespart werden muss bei Urlaub, Kleidung und Accessoires sowie bei Freizeit und Hobbys.

Keine Verbesserung seit März

In 96 Prozent der Haushalte wird die Deckung von Fixkosten aus dem laufenden Einkommen bestritten. Größe des Haushalts und Art der Erwerbstätigkeit machen in diesem Zusammenhang kaum einen Unterschied.

Sechs Prozent aller Haushalte in ganz Österreich können ihre Fixkosten gar nicht mehr stemmen. "Damit ist diesbezüglich seit der "Durchblicker"-Umfrage vom März noch keine Verbesserung der Lage eingetreten", sagt Baudisch. 

Um sich Spielraum zu verschaffen, haben fast 60 Prozent aller österreichischen Haushalte in den letzten 15 Monaten aufgrund der schlechteren finanziellen Lage ihre Fixkosten zumindest einmal optimiert. Baudisch: "Wir sehen, dass Mobilfunk, Versicherungen und Finanzen jene Bereiche sind, in denen die Menschen am ehesten Optimierungsschritte setzen. Bei Miete, Gas und Home-Internet ist das in deutlich geringerem Ausmaß der Fall". Baudisch sieht aber mehr Optimierungspotenzial bei diesen gängigen Fixkosten.

Die Zukunftsaussichten werden weiter eher verhalten eingeschätzt. Optimisten und Pessimisten halten sich beinahe die Waage: 55 Prozent der Befragten mit Einkommenseinbußen glauben, dass sich ihr Haushaltseinkommen im Laufe des Jahres wieder erhöhen wird, 45 Prozent sehen das nicht so.

ribbon Zusammenfassung
  • 35 Prozent der Haushalte war in den letzten 15 Monaten coronabedingt von Einkommenseinbußen betroffen.
  • Das zeigt die vierte Umfrage von "Durchblicker" zum Haushaltseinkommen. 1.200 repräsentativ ausgewählte Personen ab 18 Jahren wurden dafür zwischen 31. Mai und 7. Juni befragt.
  • Fast jeder zweite von Einkommensreduktion betroffene Haushalt (45 Prozent) musste über ein Jahr mit weniger auskommen, jeder sechste kann seine Fixkosten nicht stemmen.
  • Zukunftsaussichten und Konsum sind verhalten: 45 Prozent der Betroffenen glauben nicht, dass sich das Einkommen heuer wieder erhöht, 77 Prozent verzichten auf Anschaffungen.
  • Das Spar-Potenzial bei Optimierung bzw. Reduzierung von Fixkosten wird weiterhin unterschätzt.