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"Das macht die Mama": Haselsteiner soll Benko belasten

René Benko sitzt seit vergangener Woche in Untersuchungshaft. Die Festnahme erfolgte unter anderem wegen Zeugenaussagen von Mitarbeiter und Signa-Investoren - darunter Ex-Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner.

Seit vergangenem Donnerstag sitzt Signa-Pleitier René Benko in der Wiener Josefstadt in einer Justizanstalt. Am Freitag wurde die U-Haft über ihn verhängt - vorerst für 14 Tage.

Benko, der bisher alle Vorwürfe gegen ihn bestritten hatte und für den die Unschuldsvermutung gilt, soll sich vor der Justiz nun nicht mehr äußern. Sein Anwalt, Norbert Wess, teilte PULS 24 lediglich mit, man müsse die Gerichtsentscheidung "zur Kenntnis nehmen". 

Unterdessen werden immer mehr Details zu den Vorwürfen, die zu seiner Festnahme und zur Verhängung der U-Haft führten, bekannt. Wie PULS 24 berichtete, sehen die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) und auch das Wiener Landesgericht für Strafsachen in den umfangreichen Ermittlungen gegen Benko Tatbegehungs- und Verdunkelungsgefahr. 

Unter anderem wird Benko vorgeworfen, dass er in Wirklichkeit "faktischer Machthaber und wirtschaftlich Berechtigter" der von seiner Mutter gegründeten "Laura Privatstiftung" ist, in der große Teile des Familienvermögens liegen - auch die Villa in Igls bei Innsbruck, in der Benko zuletzt gemeldet war.

Das habe Benko verheimlicht - damit sei das in der Stiftung liegende Vermögen bis dato immun gegen den Zugriff des Insolvenzverwalters, der Gläubiger und der Behörden gewesen. Der Stiftungsrat sei "durch beeinflussbare Vertrauensleute" besetzt worden. Juristisch lautet der Vorwurf in diesem Punkt auf betrügerische Krida. 

"Allmächtiger Alleinherrscher"

Das "Profil" berichtet nun, dass sich die WKStA in der rund 40-seitigen Festnahmeanordnung gegen Benko bei diesen Vorwürfen unter anderem auf Zeugenaussagen des Signa-Investors und ehemaligen Strabag-Chefs Hans Peter Haselsteiner bezieht.

Benkos Mutter habe alles unterfertigt, was ihr Sohn ihr vorgeschlagen habe, soll Haselsteiner demnach laut WKStA sinngemäß ausgesagt haben. Die Laura Privatstiftung habe sich – soweit er sich erinnern könne – niemals von sich aus in eine Vereinbarung eingebracht, sondern es sei Benko gewesen, der gemeint habe "das macht die Laura Privatstiftung beziehungsweise das macht die Mama". "Die Mama kriegt immer von der Laura Privatstiftung das Geld und die Mama schenkt es mir", soll seine weitere Aussage gewesen sein. 

Ein weiterer hochrangiger Signa-Investor soll ausgesagt haben, Benko sei sowohl in der Signa-Gruppe als auch in der Firmengruppe rund um die Laura Privatstiftung "allmächtiger Alleinherrscher" gewesen.

Die WKStA soll laut "Profil" aber auch Chats ausgewertet haben: "Rene, darf ich mir 1,5 Mio aus der LPS nehmen um das Finanzamt auf den verschiedensten Ebenen zu bedienen [sic!]", schrieb ein mit Zahlungsvorgängen betrauter Mitarbeiter demnach im Jahr 2023 an den Signa-Pleitier. "LPS" soll für "Laura Privatstiftung" stehen, in der Benko ja offiziell nichts zu sagen gehabt hätte. 

Stiftungskonstruktion "zum Schein"

Die WKStA fasst laut "Profil" zusammen: "Zahlreiche weitere Protokolle zeigen, dass die Stiftungskonstruktion lediglich nach außen hin zum Schein Bestand hat". So will die WKStA aus Telefonüberwachungen und einer Zeugenaussage von Benkos Insolvenzverwalter auch wissen, dass Gegenstände aus Benkos Vermögen, die im Rahmen der Insolvenz versteigert wurden, "von dessen Mutter beziehungsweise sonstigen Strohleuten für ihn zurückerworben wurden". Auch das Geld dafür könnte aus der Stiftung gekommen sein.

Generell sollen Stiftungen eine wichtige Rolle in Benkos Welt gespielt haben: Der Großteil der Zahlungseingänge im Jahr 2023 auf dem privaten Konto Benkos sei letztlich "aus den Sphären der Laura Privatstiftung sowie der INGBE Stiftung", zitiert das "Profil" die WKStA. Die "INGBE Stiftung" liegt in Liechtenstein und soll ein weiterer Geldtopf der Familie Benko sein. 

Ein weiterer Vorwurf lautet, wie berichtet, dass Benko Geld über mehrere Stationen durch die Signa-Gruppe geschleust haben soll, um es als sein eigenes auszugeben und Investoren zu überzeugen.

Mehr als 50 Millionen Euro wollte Benko laut "Profil" auch von der Haselsteiner Familien-Privatstiftung und weitere 8,6 Millionen Euro von Fressnapf-Gründer Thorsten Toeller. Beide sollen nun gewichtige Zeugen in dem Verfahren sein. 

"Völlig perplex"

Zu diesem Zeitpunkt verfügte aber Benkos Familienstiftung laut den Ermittlern gar nicht mehr über so viel Geld und wäre somit gar nicht imstande gewesen, eine Kapitalerhöhung zu tätigen. Auch ein ehemaliger Stiftungsvorstand sei deswegen damals "völlig perplex" gewesen, berichtet das "Profil".

Er habe trotz Nachfragen keine Antwort bekommen, woher die 35 Millionen Euro, die im Kreis geschickt worden sein sollen, damals gekommen seien. 

Was erwartet den Skandal-Unternehmer?

"Profil"-Journalist Stefan Melichar im Interview. 

ribbon Zusammenfassung
  • René Benko sitzt seit vergangener Woche in Untersuchungshaft.
  • Die Festnahme erfolgte unter anderem wegen Zeugenaussagen von Mitarbeiter und Signa-Investoren - darunter Ex-Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner.
  • Benkos Mutter habe alles unterfertigt, was ihr Sohn ihr vorgeschlagen habe, soll Haselsteiner demnach laut WKStA sinngemäß ausgesagt haben, wie das "Profil" berichtet.
  • Die Laura Privatstiftung habe sich – soweit er sich erinnern könne – niemals von sich aus in eine Vereinbarung eingebracht, sondern es sei Benko gewesen, der gemeint habe "das macht die Laura Privatstiftung beziehungsweise das macht die Mama".