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"Mickrig": Hälfte der alleinstehenden Pensionistinnen ist arm

Laut dem gewerkschaftsnahen Thinktank Momentum Institut lebt die Hälfte aller alleinstehenden Pensionistinnen in Österreich in Armut. Altersvorsorge hängt in Österreich bei Frauen vom Beziehungsstatus und dem Einkommen des Partners ab.

Der "Equal Pension Day" fällt heute auf den 6. August. Ab diesem Tag bekommen Frauen in der Pension rein rechnerisch keine Pension mehr, Grund ist der Unterschied der Pensionshöhe zwischen Männern und Frauen in Österreich. Hierzulande liegt er bei 40 Prozent. 

Laut einer Analyse des Momentum Instituts sind alleinlebende Pensionisten am stärksten von Altersarmut betroffen. 

Gleichstellung in 90 Jahren

"Im aktuellen Tempo schließen wir die Pensionslücke zwischen den Geschlechtern erst in 90 Jahren. Die Altersarmut ist oft der Preis, den Frauen dafür zahlen, dass sie teilweise jahrzehntelang gezwungen sind, ihre bezahlte Arbeit zu reduzieren, um den Löwenanteil der unbezahlten Arbeit zu stemmen. Als 'Dank' dafür fällt ihre Pension später dann oft mickrig aus", erläutert Sophie Achleitner, Ökonomin am Momentum Institut.

"Mickrige" Pension unter Armutsgrenze

Die Pensionen seien auch "mickrig": durchschnittlich liegen sie bei 1.378 Euro, das sind 200 Euro unter der Armutsgefährdungsschwelle. Die durchschnittliche Pension von Männern liegt in Österreich bei rund 2.300 Euro

Hinzukommt, dass das Antrittsalter für Frauen schrittweise erhöht wird. Jede zweite Frau gehe bereits aktuell nicht aus einer Erwerbstätigkeit in Pension, so die Analyse des Momentum Insituts.

Equal Pension Day: Frauen erhalten rund 40% weniger

Bei Männern sei in Österreich rund ein Viertel (26 Prozent) von sozialer und materieller Entbehrung betroffen. So zeigen die Daten der Jahresstatistik der Pensionsversicherung, dass ein Drittel der alleinlebenden Frauen keine unerwarteten Ausgaben von 1.370 Euro stemmen können. 

So können es sich 11 Prozent der Pensionistinnen laut diesen Daten nicht leisten, Geld für sich selbst auszugeben und ein Drittel kann sich keinen Urlaub leisten. Rund 40.000 Pensionistinnen (11 Prozent) können sich nur jeden zweiten Tag eine warme Mahlzeit leisten - das ist laut Momentum dreimal mehr als bei Pensionisten.

Österreich wurde zu der hohen Armutsgefährdung von Pensionist:innen bereits von der EU-Kommission kritisiert. 2016 lag die Armutsgefährdung bei 16,1 Prozent, 2022 bei 20,4. Damit liegt Österreich leicht über dem EU-Schnitt von 18,1 Prozent. 

Kinderbetreuung, Väterkarenz und Mindestlohn

Das Wirtschaftsforschungsinstitut schlägt vor, um bereits im Erwerbsleben der Frauen anzusetzen, um die Situation zu verbessern - auch bestehende Pensionen sollten armutsfest gemacht werden. Weitere Möglichkeiten wären auch kostenlose, flächendeckende Kinderbetreuung, die mit Vollzeit vereinbar sein soll, verpflichtende Väterkarenz und ein KV-Mindestlohn von 2.500 Euro brutto.

Beim wirtschaftsliberalen Thinktank Agenda Austria wird die Situation weniger dramatisch eingestuft: Laut ihrer Berechnung sind Frauen in Österreich fast 26 Jahre in Pension. Demnach wäre der Equal Pension Day laut ihren Berechnungen "erst" im Oktober.

ribbon Zusammenfassung
  • Laut dem Gewerkschafts-nahen Wirtschaftsinstitut Momentum lebt die Hälfte aller alleinstehenden Pensionistinnen in Österreich in Armut.
  • Altersvorsorge hängt in Österreich bei Frauen vom Beziehungsstatus und dem Einkommen des Partners ab.