Neues Gutachten
Signa Holding war schon ein Jahr früher pleite
Bei der Signa Holding werden von Insolvenzverwalter Christof Stapf weiterhin die Scherben zusammengekehrt. Nach der Milliarden-Pleite, die eine Welle an weiteren Pleiten im Signa-Kosmos auslöste, versucht er weiter Geld aufzutreiben.
Am Montag legte er den Gläubiger:innen seinen vierten Bericht vor. Der birgt viel Zündstoff. Denn laut einem Gutachten des Sachverständigen Deloitte Financial war die Signa Holding GmbH mindestens ein Jahr früher schon pleite. Demnach war die Gesellschaft spätestens seit dem 30. November 2022 zahlungsunfähig, meldete aber erst am 29. November 2023 Insolvenz an.
300 Millionen Euro gefordert
Aufgrund "der Komplexität des Falles" sei aber auch möglich, dass die materielle Insolvenz schon früher eingetreten war, so Stapf.
Deshalb hat er "in Abstimmung mit dem Gläubigerausschuss und dem Insolvenzgericht Anfechtungsansprüche in Höhe von über 300 Millionen Euro gerichtlich eingefordert", hieß es in der Aussendung. Diese betreffen Beiräte, Berater, Buchprüfer und Stiftungen im Umfeld der Signa. Die Anspruchsverfolgung ist aber bei weitem nicht abgeschlossen. Außergerichtlich konnten bisher drei Millionen eingezogen werden.
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Mögliche strafrechtliche Relevanz
Die Erkenntnis ist vor allem deshalb von Brisanz, weil Unternehmen gesetzlich dazu verpflichtet sind, Insolvenz anzumelden. Das muss spätestens binnen 60 Tagen geschehen, wenn die Voraussetzungen dafür vorliegen, etwa Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung.
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Sollte ein vertretungsbefugtes Organ - bei einer GmbH der handelsrechtliche Geschäftsführer - dieser Pflicht nicht nachkommen, dann haftet es persönlich unmittelbar den Gläubigern für jenen zusätzlichen Schaden, der durch die Verzögerung entstanden ist. Sie können also diesbezüglich unmittelbar geklagt werden.
Im Falle der Signa Holding GmbH waren das Marcus M. und Christoph S. Für beide gilt die Unschuldsvermutung, ob dieses Gutachten strafrechtliche Folgen hat, ist noch unklar.
Forderungen von über 7,7 Milliarden Euro
Bis Ende Februar wurden beim Insolvenzgericht 442 Forderungen in Höhe von 7,712 Milliarden Euro angemeldet. Davon wurden etwas mehr als 2,1 Milliarden anerkannt. Die Prüfung mehrerer großer Forderungen sei aber noch im Gange, hieß es.
Chrysler Building verkauft
Unterdessen arbeitet Stapf auch weiter daran, Geld aufzutreiben. So laufen noch Verhandlungen um einen Verkauf von Benkos Medienbeteiligungen. Schließlich hält die Signa Holding indirekt rund 25 Prozent an "Kronen Zeitung" und "Kurier".
Und auch bei einem seiner einstigen Immobilien-Aushängeschilder hat sich was getan. Stapf hat Käufer für das Chrysler Building in New York gefunden. Wobei aus dem Verkauf unterm Strich nur 5 Millionen Euro in die Kasse der maroden Signa Holding fließen.
Die Käufer Aby Rosen und Michael Fuchs von der RFR Holding überwiesen unter Berücksichtigung aller Forderungen und bestehenden Verpfändungen 5 Millionen Euro. Wie hoch diese Forderungen waren, teilte Stapf nicht mit. Weiters zogen die Käufer Konkursforderungen von rund 50 Millionen Euro zurück, ergänzte der Masseverwalter am Montag.
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Zusammenfassung
- Im Spätherbst 2023 implodierte das Kartenhaus Signa mit der Pleite der Signa Holding endgültig.
- Dabei hätte die milliardenschwere Pleite schon ein Jahr früher angemeldet werden müssen, geht aus einem neuen Gutachten hervor.
- Das kann schwerwiegende Konsequenzen haben.