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Bitpanda-Vize-CEO: Warum Europas Start-ups hinterherhinken

Der Krypto-Broker Bitpanda hat sich zum Aushängeschild der österreichischen FinTech-Szene entwickelt. Deputy CEO Lukas Enzersdorfer-Konrad hat mit PULS 24 darüber gesprochen, warum es in Europa nur wenige so erfolgreiche Start-ups gibt. Auch auf die Gerüchte um einen Börsengang hat er reagiert.

2014 gründeten Eric Demuth, Paul Klanschek und Christian Trummer in Wien einen Broker, der das Handeln mit Kryptowährungen einfach und unkompliziert machen soll. Heute ist Bitpanda zehn Jahre alt, mit über fünf Millionen Kund:innen der größte europäische Anbieter auf dem Markt und mehrere Milliarden wert. 

2021 wurde das Wiener Start-up mit 4,1 Milliarden Dollar bewertet, Investoren, darunter Peter Thiel, steckten insgesamt 263 Millionen Dollar in die Firma. Zwischenzeitlich lief es aber auch einmal weniger gut. Die Krise in der Technologie-Branche und bei Krypto-Unternehmen setzte auch Bitpanda zu. Medienberichten zufolge fuhr man einen Verlust von mehr als 100 Millionen Euro ein und setzte den Rotstift an - 270 Beschäftigte mussten gehen. 

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2024 könnte Rekord-Jahr werden

"Innerhalb von wenigen Monaten haben wir es damals geschafft, wieder in die Profitabilität zu kommen. 2023 waren wir bereits wieder ein profitables Unternehmen (Gewinn vor Steuern von 13,6 Millionen Euro, Anm.) und 2024 sind wir das definitiv auch", sagte Lukas Enzersdorfer-Konrad, Deputy CEO bei Bitpanda, im Gespräch mit PULS 24. 

2024 könnte tatsächlich ein Rekord-Jahr werden. Laut Unternehmensangaben ist das erste Quartal 2024 mit einem Umsatz von über 100 Millionen Euro das profitabelste in der Geschichte des Unternehmens gewesen. Nun will man auf gesundem Weg weiter wachsen. "Uns geht es um nachhaltiges Wirtschaften. Wir sehen uns als die europäische Plattform und den europäischen Anbieter in einer Welt, wo große Player nur noch aus Asien und Amerika kommen", so Enzersdorfer-Konrad. 

Börsengang? Fokus auf das "derzeitige Geschäft"

Im Oktober berichtete "Bloomberg", dass Bitpanda gerade seine Optionen prüfe. Demnach sei ein Verkauf oder ein Börsengang im kommenden Jahr im Gespräch. Dabei stünden die Investmentbanken JPMorgan Chase und Citigroup zur Seite. Käme ein Deal zustande, würde die Bewertung bei mindestens 4 Milliarden Dollar liegen, so das Finanz-Medium.

Auf diese Berichte angesprochen, sagte der stellvertretende CEO von Bitpanda: "Wir fokussieren uns aktuell auf unser derzeitiges Geschäft. Wir sind überzeugt davon, dass wir noch einige Wachstumsmöglichkeiten haben. Aktuell geht es darum, stärker zu wachsen und den Kunden das beste Angebot anzubieten." 

"Grundsatzproblem" hindert Start-ups in Europa

Erfolgsgeschichten wie die von Bitpanda gibt es in Europa deutlich weniger als in den USA. Woran liegt es, dass hierzulande weniger Start-ups so erfolgreich sind und ebenfalls in die elitäre Liga der "Unicorns" aufsteigen? "Kapitalverfügbarkeit und Standortthemen", so Enzersdorfer-Konrad. 

Denn "Gründer gäbe es genug. Wir müssen nur schauen, wie viele amerikanische Start-ups von Europäern gegründet wurden." Auch sei das Netzwerk unter Gründer:innen besser und der Zugang zu Risikokapital (Venture Capital) leichter. 

Viertagewoche statt 9/9/6

"Reiner Zufall" sei es, dass Bitpanda in Wien ansässig ist, weil zwei der Gründer einfach Österreicher sind. Ein "Grundsatzproblem" ist laut Enzersdorfer-Konrad, dass Europa zu wenig in innovative Themen investiert, gleichzeitig sieht er aber auch den Leistungsanspruch der Gesellschaft als Hemmschuh.

"Das Mittelmaß ist genug", in anderen Volkswirtschaften sei die Arbeitsmoral eine ganz andere. "Wir diskutieren die Viertagewoche in Europa, währenddessen wird in Asien 9/9/6 gearbeitet. Neun in der Früh bis neun am Abend, sechs Tage die Woche." 

Einfach nur mehr zu arbeiten würde das Problem nicht zwingend lösen, denn "natürlich leidet die Produktivität mit der Zeit, aber es wird immer noch mehr Output herauskommen", sagte Enzersdorfer-Konrad. "Wir sind zum Glück sehr froh, dass die 650 Mitarbeiter, die wir heute haben, motiviert sind, mit dabei sind, unsere Kultur auch leben. Das ist nicht selbstverständlich."

ribbon Zusammenfassung
  • Der Krypto-Broker Bitpanda hat sich als Aushängeschild der österreichischen FinTech-Szene entwickelt.
  • Deputy CEO Lukas Enzersdorfer-Konrad hat mit PULS 24 darüber gesprochen, warum es in Europa nur wenige so erfolgreiche Start-ups gibt.
  • Auch auf die Gerüchte um einen Börsengang hat er reagiert.