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EZB vs. Benko-Kredite: Vorwurf der "modernen Hexenjagd"

Die Europäische Zentralbank (EZB) prüft seit Monaten Banken, die Kredite an René Benkos Signa vergeben haben. Bei den Betroffenen macht sich immer mehr Unmut breit. Ein Manager nennt es gar eine "moderne Hexenjagd".

Bei den Banken wird die Kritik an der EZB immer lauter. Grund dafür ist ihr Umgang mit Krediten für die Signa Gruppe von René Benko. 

Die EZB fragte Anfang des Jahres bei Banken Details zu Krediten für die Signa Gruppe ab: etwa die Höhe der Kredite und wie sie besichert sind. Im Anschluss prüften Teams die einzelnen Banken genauer. 

Schließlich soll die EZB, wie "Bloomberg" berichtete, Banken dazu gedrängt haben, Darlehen entweder zum Teil abzuschreiben oder bessere Vorsorgen für Verluste zu treffen. 

Banken kritisieren EZB-Prüfer

Das "Handelsblatt" berichtete nun, dass mehrere Banken allerdings der Ansicht sind, dass die Vorschläge der Prüfer weit von den realen Bewertungen der Immobilien entfernt seien. 

Die deutsche Wirtschaftszeitung schreibt mit Verweis auf Insider, dass eine Benko-Immobilie in Berlin kürzlich um mehr als das Dreifache dessen verkauft worden sei, was die EZB als Wert dafür geschätzt hätte. 

"Moderne Hexenjagd"

Dass die EZB Kreditgeschäfte mit einzelnen Kunden prüft, ist indes höchst ungewöhnlich. Normalerweise beschränken sich diese Anfragen auf bestimmte Branchen oder Länder. 

Einige Banken kritisieren das Vorgehen deshalb scharf. Damit würde ihnen signalisiert, man solle keine Geschäfte mehr mit Benko machen. Das Vorgehen der EZB habe "eine moderne Hexenjagd" ausgelöst, zitiert das "Handelsblatt" einen hochrangigen Manager. 

Vorgehen sei angemessen

Vertraute Personen würden das Vorgehen der Bankenaufsicht jedoch als angemessen verteidigen, weil die Benko-Finanzierungen besonders hoch ausfallen würden und mehrere europäische Banken engagiert seien. Außerdem würde die EZB bei der Bewertung von Immobilien mit anerkannten Gutachtern zusammenarbeiten.

In Österreich gilt die Raiffeisen-Gruppe als wichtiger Benko-Geldgeber. Laut "Spiegel" soll es allein bei den Raiffeisenbanken Benko-Kredite in Höhe von zwei Milliarden Euro gegeben haben. 

Benkos Sporthandel rutscht in die Pleite

Doch nicht nur in Benkos Kerngeschäft, bei den Immobilien, läuft es derzeit schlecht. Die Signa Sports United (SSU) und mehrere Töchter stehen SSU zufolge vor Insolvenzanträgen.

Die Tochter Tennis Point habe bereits einen solchen Antrag gestellt, teilte die deutsche SSU am Freitag mit. Andere Unternehmen, darunter auch die Muttergesellschaft Signa Sports United N.V., stünden davor, Insolvenzanträge zu stellen, hieß es weiter.

Milliarden-Börsengang praktisch wertlos

Zur SSU gehören unter anderem die Händler Tennis-Point, WiggleCRC, Fahrrad.de, Bikester, Campz und Outfitter. Mit 80 Online-Shops erzielte man im Jahr 2022 einen Umsatz von über einer Milliarde Euro, aber auch hohe Millionenverluste.

2021 ging die Signa Sports United in New York mit einer Marktkapitalisierung von drei Milliarden Euro an die Börse. Am Montagabend notierte die Aktie noch bei einem Preis von vier Cent und einer Marktkapitalisierung von 9,15 Millionen Euro. 

ribbon Zusammenfassung
  • Die Europäische Zentralbank (EZB) prüft seit Monaten Banken, die Kredite an René Benkos Signa vergeben haben.
  • Die Prüfung gilt als ungewöhnlich, einige Banken kritisieren das Vorgehen deshalb scharf.
  • Das Vorgehen der EZB habe "eine moderne Hexenjagd" ausgelöst, zitiert das "Handelsblatt" einen hochrangigen Manager. 
  • Vertraute Personen würden das Vorgehen der Bankenaufsicht jedoch als angemessen verteidigen.