Muslime und Juden wollen Beziehung zueinander stärken
Wer nach Österreich kommt, komme auch in die österreichische Geschichte, so Baghajati. Nicht jeder wisse aber über die Geschichte Österreichs während des Zweiten Weltkrieges Bescheid und noch weniger über die fehlende Aufarbeitung in den Jahrzehnten danach. "Jede Geschichte hat auch eine Geschichte", betonte Baghajati. Deshalb müsse man sich zuerst inner-islamisch fortbilden, um dann auch den Dialog mit dem Judentum zu stärken.
Für muslimische Schüler und Schülerinnen wird es im Religionsunterricht ab Herbst aus dieser Reise entstandenes Unterrichtsmaterial zur Shoah geben. Lehrervertreter Mehmet Altuntas sprach sich auch für weitere Reisen von muslimischen Religionslehrerinnen und -Lehrern nach Auschwitz aus.
"Wir merken auch, dass es viele Kinder gibt, die gerne mit gleichaltrigen, jüdischen Kindern ins Gespräch kommen würden, aber leider gibt es davon nicht so viele", betonte Baghajati. Der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister besucht deshalb einmal im Monat eine Schule gemeinsam mit Ramazan Demir, Fortbildungsleiter am Institut für Islamische Religion der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien/Krems und Mitorganisator der Reise. "Dort können die Schüler und Schülerinnen Fragen stellen. Dass ein Rabbiner und ein Imam dort gemeinsam als Freunde stehen, wirkt", betonte Demir. Ab kommendem Schuljahr will man diese Initiative verstärken, aus dem "Best-of" der vergangenen Schulbesuche wird derzeit ein Film realisiert, der ab Herbst in Schulen, an denen man nicht vor Ort sein kann, gezeigt werden soll.
Am wichtigsten sei es immerhin, die "Begegnung zu lernen", betonte Baghajati. Das wolle man auch im schulischen und anderen Kontexten fortführen. "Muslime und Juden haben viele Gemeinsamkeiten. In der theologischen Praxis einerseits, leider aber auch was die erlebte Ausgrenzung betrifft".
Der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister betonte am Dienstag am Ende einer mehrstündigen Führung durch das ehemalige Konzentrationslager, dass schon alleine aufgrund der Dimension nichts mit dem Holocaust vergleichbar sei. Dem schlossen sich auch die teilnehmenden Muslime an, vor allem bosnische Muslime fühlten sich dennoch an den Genozid in Srebrenica erinnert, bei dem 1995 mehr als 8.000 Bosniaken ermordet wurden.
Zusammenfassung
- Nach einer gemeinsam Reise mit Juden und Jüdinnen zum ehemaligen KZ in Auschwitz will die Islamische Glaubensgemeinschaft Österreich (IGGÖ) den interreligiösen Dialog weiter vorantreiben.
- Gerade in der Bildung habe man viele Ideen, betonte Schulamtsleiterin Carla Baghajati am Rande der Reise gegenüber der APA.
- Am wichtigsten sei es immerhin, die "Begegnung zu lernen", betonte Baghajati.