EZB: "Ziel noch nicht erreicht", Leitzinsen sinken weiter
Die Zinsen sinken weiter. Nach der letzten Senkung im Oktober lockern die Währungshüter der Eurozone erneut ihre geldpolitische Haltung. Nach der Sitzung am Donnerstag wurde bekannt gegeben, dass der Hauptrefinanzierungssatz um 0,25 Prozentpunkte auf 3,15 Prozent sinkt.
Der für Anleger und Sparer relevante Einlagensatz sinkt auch um 25 Basispunkte und liegt künftig bei 3,00 Prozent. Zu diesen Konditionen können Banken Geld bei der EZB parken. Daran orientieren sie sich also auch für ihre Sparprodukte. Sinkt der Einlagenzins, müssen Sparer:innen damit rechnen, dass sie auf ihrem Sparkonto weniger Zinsen bekommen.
Die Entscheidung kommt wenig überraschend. Analysten waren in ihrer Meinung sehr geeint, dass die Leitzinsen sinken werden. Der EZB-Rat begründete seine Entscheidung damit, dass der "Disinflationsprozess" gut voranschreite – sich die Teuerung also dem gesteckten Ziel von zwei Prozent annähere. Das Ziel sei "noch nicht erreicht", man befinde sich aber auf einem guten Weg, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde in einer Pressekonferenz.
Die Pressekonferenz von EZB-Präsidentin Christine Lagarde:
"Die meisten Messgrößen der zugrunde liegenden Inflation deuten darauf hin, dass sich die Inflation nachhaltig im Bereich des mittelfristigen Zielwerts des EZB-Rats von 2 Prozent einpendeln wird", so Lagarde.
Stotternde Wirtschaft und Schreckensgespenst Inflation
Für die Währungshüter ist es derzeit ein Drahtseilakt. Einerseits sollen sinkende Zinsen dabei helfen, die stotternde Wirtschaft und den Konsum in Europa wieder anzukurbeln.
Gleichzeitig hält sich die Inflation in gewissen Sektoren (etwa bei Dienstleistungen) hartnäckig und ist zuletzt sogar wieder gestiegen. Wenn die EZB nun die Zinsen zu schnell senkt, fürchten Experten, dass dadurch die Teuerung wieder angefacht werden könnte. Agiert sie jedoch zu zögerlich, könnte das der Wirtschaft schaden.
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Wie geht es weiter?
Mittelfristig sollten sich die Leitzinsen auf ein neutrales Niveau absenken, wenn sich die Inflation konstant auf dem gewünschten Niveau einpendelt hat. "Die meisten Mitglieder des EZB-Rats gehen davon aus, dass der neutrale Zinssatz zwischen zwei und drei Prozent liegen wird", sagt etwa Fondsmanager Lowie Debou vom Vermögensverwalter DPAM. In den vergangenen Tagen hätte der EZB-Rat allerdings nicht diskutiert, wo dieser neutrale Zins liege, sagte die EZB-Chefin.
Derzeit will sich die EZB aber noch nicht in die Karten schauen lassen. Zinsentscheidungen würden "von Sitzung zu Sitzung erfolgen", der EZB-Rat lege sich "nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest", so Lagarde.
Einige Faktoren würden sich in den kommenden Monaten aufklären, hoffe sie. Etwa die Unsicherheiten hinsichtlich der möglichen Auswirkungen der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump oder den geopolitischen Spannungen im Nahen Osten.
Zusammenfassung
- Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen schon zum vierten Mal in diesem Jahr gesenkt.
- Der für Sparer wichtige Einlagensatz geht auf 3,0 Prozent zurück.
- Was die Inflation betrifft, sei man noch nicht am Ziel, aber auf gutem Wege, so EZB-Präsidentin Christine Lagarde.