APA/OMV

Ex-OMV-Vorstand Seele entlastet

Die OMV-Aktionäre haben Ex-Vorstandschef Rainer Seele nun doch die Entlastung erteilt. Dafür reichten die Stimmen der ÖBAG und des Scheich-Ölkonzerns ADNOC.

Die Stimmen der beiden Kernaktionäre - der Staatsholding ÖBAG und des staatlichen Ölkonzerns von Abu Dhabi ADNOC - reichten dafür aus. Gemeinsam halten sie rund 184 Millionen Aktien. Für die Entlastung gab es 185,7 Millionen Ja-Stimmen und 67,6 Millionen Nein-Stimmen. Das heißt, de facto waren außer den beiden Kernaktionären kaum Aktionäre für die Entlastung.

Im Vorjahr war Seele das Misstrauen ausgesprochen worden. Nach einer Sonderprüfung, die kein "einklagbares Fehlverhalten" ergab, empfahl der Aufsichtsrat aber die Entlastung.

Verstoß gegen Compliance-Regeln und umstrittenes Russland-Geschäft

Seele wurde unter anderem vorgeworfen, mehrfach gegen die Compliance-Regeln des Konzerns verstoßen sowie die OMV zu sehr an Russland gebunden zu haben. Stern verteidigte Seeles strategische Weichenstellungen. Er sein "kein Fan davon, den Rainer Seele jetzt dafür zu verurteilen, dass er das gemacht hat. Weil zu dem Zeitpunkt waren das betriebswirtschaftlich gesehen vernünftige Entscheidungen."

Diese Entscheidungen habe Seele auch nicht alleine getroffen. "Im Nachhinein muss man sagen: Wir haben das geopolitische Risiko dort massiv unterschätzt", sagte Stern in einem APA-Interview im Vorfeld der Hauptversammlung.

Für Florian Beckermann vom Interessenverband für Anleger (IVA) ist die Affäre um Seele noch nicht erledigt. "Meine Damen und Herren, wenn jetzt entlastet wird, heißt das: Bei diesem Syndikat kommt man mit Compliance-Verstößen davon", so Beckermann in seiner Wortmeldung. Es sei ein schlechtes Sittenbild für die Syndikatspartner, die Staatsholding ÖBAG und ADNOC.

Schon zuvor hatten die internationalen Stimmrechtsberater von Institutional Shareholder Services (ISS) und Glass Lewis (GL) empfohlen, Seele weiter die Entlastung zu verweigern.

Nach Ausscheiden noch knapp 5 Millionen verdient

Seele, der Mitte 2021 ausschied, erhielt 2022 laut OMV-Geschäftsbericht noch 4,8 Millionen Euro, mehr als doppelt wie sein Nachfolger Stern, der 2,1 Millionen Euro verdiente. Ein Aktionär schlug deshalb vor, Seele solle freiwillig die Bezüge des Vorjahres zurückzahlen, dann könne auch die Entlastung erfolgen. 

ribbon Zusammenfassung
  • Die OMV-Aktionäre haben Ex-Vorstandschef Rainer Seele nun doch die Entlastung erteilt.
  • Nach einer Sonderprüfung, die kein "einklagbares Fehlverhalten" ergab, empfahl der Aufsichtsrat aber die Entlastung.
  • Seele, der Mitte 2021 ausschied, erhielt 2022 laut OMV-Geschäftsbericht noch 4,8 Millionen Euro, mehr als doppelt wie sein Nachfolger Stern, der 2,1 Millionen Euro verdiente.