EVN steigert Gewinn um über 70 Prozent
Während der Umsatz um 3,1 Prozent auf knapp 2,2 Milliarden Euro gestiegen ist, hat der Gewinn des Landesenergieversorgers viel stärker zugelegt. Das EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) legte um 44 Prozent zu - beim Konzernergebnis bleibt im Endeffekt ein Gewinn von 217,4 Millionen Euro übrig (+ 70,6 Prozent).
Die Zahlen beziehen sich auf das erste Finanzhalbjahr 2022/23 der EVN, das von 1. Oktober bis zum 31. März ging.
Knapp 300 Millionen bei Fremdstrombezug gespart
Im vergangenen Halbjahr wies die EVN deutlich gesunkene Kosten für den Fremdstrombezug aus. Hier mussten rund 290 Millionen Euro weniger ausgegeben werden.
Da der Umsatz stieg und gleichzeitig der Energieverkauf an Endkunden zurückging, dürften diese gesunkenen Kosten nicht weitergegeben worden sein. Einen Umsatzanstieg im Energiebereich erklärte die EVN im Geschäftsbericht unter anderem "durch Preiseffekte in der Vermarktung der eigenen Stromerzeugung und im Wärmegeschäft".
Als Krisengewinner der hohen Energiepreise sieht sich die EVN nicht und verweist auf den Verlust der Vertriebsgesellschaft mit 223,1 Mio. Euro. Dass die Energiepreise wieder auf das Vorkrisenniveau fallen, sei ohnehin nicht zu erwarten, schon alleine wegen der Kosten für die Dekarbonisierung.
Denn dass Wind und Sonne keine Rechnung schicken, sei nicht die ganze Wahrheit - die Anlagenbetreiber würden sehr wohl Geld sehen wollen, so EVN-Vorstandsdirektor Franz Mittermayer. Die große Herausforderung, auch finanziell, sei die Speicherung des vielen grünen Stroms, der im Sommer anfalle, aber im Winter benötigt werde. "Es wird eine andere Preissituation geben wie vor der Pandemie", so Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz am Donnerstag vor Journalisten. Der Anteil an erneuerbarer Erzeugung lag bei der EVN zuletzt bei 72 Prozent.
EVN profitiert von Verbund-Gewinn
Beim Ausblick gibt sich der Konzern optimistisch. "Der Beitrag der operativen Geschäftstätigkeit der EVN zum Konzernergebnis im Geschäftsjahr 2022/23 wird am oberen Ende der bisher kommunizierten Bandbreite bei rund 250 Millionen Euro erwartet", hieß es. Zusätzlich fließe dem Konzernergebnis 2022/23 der Ergebnisbeitrag aus der Beteiligung an der Verbund AG in Höhe von 158 Millionen Euro zu.
Sonderdividende sorgt für Ärger
51 Prozent der EVN gehören dem Land Niederösterreich, 28 Prozent entfallen auf die Wiener Stadtwerke, der Rest befindet sich im Streubesitz. Vorige Woche hatte die Ankündigung der EVN eine Sonderdividende auszuzahlen für kräftigen Ärger gesorgt. Der Landesenergieversorger hatte angekündigt, dass Aktionäre zur Basisdividende von zumindest 52 Cent je Aktie eine Sonderdividende von 62 Cent erhalten sollen.
Die Sonderausschüttung betrage 111 Millionen Euro. Die SPÖ meinte, man könne "nur den Kopf schütteln". Sie verwies darauf, dass die EVN bei den Stromtarifen im Spitzenfeld aller privaten und öffentlichen Anbieter Österreichs liege. Die Grünen meinten, die Landesregierung aus ÖVP und FPÖ "zocke Haushalte ab".
Die NEOS forderten, wie andere Parteien auch, eine Senkung der Tarife für die Landesbürger. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) erklärte damals, man werde genau darauf achten, dass die EVN die Preise so bald wie möglich senkt.
Zusammenfassung
- Der niederösterreichische Landesenergieversorger EVN hat im ersten Finanzhalbjahr sehr gut verdient. Der Gewinn nach Steuern stieg um 70,6 Prozent auf 217,4 Millionen Euro.
- Im vergangenen Halbjahr wies die EVN deutlich gesunkene Kosten für den Fremdstrombezug aus. Hier mussten rund 290 Millionen Euro weniger ausgegeben werden.