Bericht: Raiffeisen könnte Hälfte des Geldflusses nach Russland abwickeln
Die Raiffeisenbank International (RBI) schreibt Rekordgewinne. Im ersten Kriegsjahr machte die Bank 3,6 Milliarden Euro Gewinn - fast drei Mal so viel wie noch im Jahr davor. 2,2 Milliarden Euro, mehr als 60 Prozent, entfallen auf Unternehmungen in Russland und Belarus. Die Bank ist in Osteuropa omnipräsent - und könnte von den Sanktionen, die gegen Russland wegen seines Angriffskriegs gegen die Ukraine verhängt wurden, sogar profitieren.
Das legt zumindest ein aktueller Bericht der "Financial Times" nahe. In dem Bericht wird ein anonymer Raiffeisen-Manager zitiert. Laut ihm wickle die Bank mittlerweile "40-50 Prozent aller Geldflüsse zwischen Russland und dem Rest der Welt ab." Die Bank profitiere demnach vom Rückzug anderer Unternehmen und von den Sanktionen.
Ein offizieller Sprecher von Raiffeisen betonte gegenüber der "Financial Times", dass die Bank die EU- und US-Sanktionen gegen Russland vollständig einhalte, lehnte es jedoch ab, sich weiter zu ihren laufenden Geschäften in Russland zu äußern.
Dividenden müssen in Russland bleiben
Die RBI ist in Russland eines der wenige Institute, die noch am internationalen Zahlungsverkehr Swift teilnehmen dürfen. Der Profit muss aber in Russland bleiben, die Dividenden dürfen nicht abfließen. Die Zinserträge hätten 1,5 Milliarden Euro erreicht, die Provisionserträge rund zwei Milliarden Euro, hieß es seitens der Bank.
Jedenfalls ist die Bank - wie schon vergangene Woche berichtet - wegen ihrer Geschäfte in Russland ins Visier der US-Sanktionsbehörde geraten. Besonders beäugt werden dabei die RBI und die italienische Bank-Austria-Mutter UniCredit. Die beiden Institute sind die einzigen ausländischen Banken auf der Liste der 13 "systemrelevanten Kreditinstitute" der russischen Zentralbank. Das unterstreicht ihre Bedeutung für die russische Wirtschaft.
Rückzug ist "komplex"
Die RBI steht schon länger dafür in der Kritik, in Russland bestimmten Personengruppen, darunter russischen Soldaten, ein Kreditmoratorium anzubieten. In der RBI betonte man nach Lautwerden der Kritik, dass alle Banken in Russland gesetzlich verpflichtet seien, einberufenen Soldaten ein Kreditmoratorium, sprich Kreditstundungen, zu gewähren. Man müsse den gesetzlichen Vorgaben folgen.
Nach Angaben von Raiffeisen seien nur 0,2 Prozent seiner russischen Kredite von dem "staatlich verordneten Kreditmoratorium" betroffen, die Summe sei "vernachlässigbar". RBI-Chef Johann Strobl betonte Anfang Februar bei der Bilanzpressekonferenz einmal mehr, dass man in der Frage des Russland-Geschäfts alle Möglichkeiten inklusive eines völligen Ausstiegs untersuche. Ein solcher Prozess sei aber sehr komplex. Banken können nur mit Genehmigung des russischen Präsidenten Wladimir Putin verkauft werden und der Verkäufer muss einen Abschlag von 50 Prozent hinnehmen. Die Bank könnte im Falle des Verkaufs an einen russischen Oligarchen gehen, berichtet auch der "Standard".
Die Ukraine jedenfalls fordert härtere Sanktionen für die österreichische Bank: Raiffeisens Einnahmen seien "mit Blut befleckt", sagte etwa der ukrainische Botschafter in Österreich.
Zusammenfassung
- Laut eines Medienberichts soll die österreichische Raiffeisenbank massiv von den Sanktionen gegen Russland profitieren.
- Ein anonymer Manager berichtet, dass die Hälfte des internationalen Geldflusses nach Russland über die Bank laufe.