Truppe feiert in Åre-Slalom 1. Weltcupsieg - Liensberger 2.
Der US-Star hatte zur Halbzeit geführt, verpasste aber schlussendlich seinen 101. Weltcuperfolg um 19/100. "Mein ganzer Körper vibriert, ich habe überall Ganslhaut, ich zittere, meine Hax'n sind echt Butter jetzt", sagte die 29-jährige Truppe nach dem Rennen. "Die Saison war bis jetzt nicht leicht. Dass es sich dann so ausgeht, kann ich gar nicht glauben. Das ist einfach nur irre. Die Gefühlslage ist unbeschreiblich."
Truppe stand bisher vier Mal auf einem Weltcup-Podest, jeweils auf dem dritten Platz. Die 29-Jährige sorgte zudem für den ersten Slalom-Erfolg der ÖSV-Frauen seit drei Jahren, damals hatte Liensberger in Åre gewonnen. "Ich werde die ganzen Emotionen aufsaugen und mit mir mittragen, weil das nimmt mir niemand mehr weg", meinte Truppe stolz.
Die stark verkühlte Liensberger war mit Rang zwei glücklich, aber völlig ausgelaugt. "Das war wirklich kein leichter Tag für mich. Umso erfreulicher ist es, so ein Ergebnis zu holen. Es ist wunderschön, das da erleben zu dürfen", sagte die Vorarlbergerin, die sich gemeinsam mit ihrer Teamkollegin freute. "Grandiose Leistung von der Kathi. Ich denke heute war wirklich Katharina-Tag." Kraft zum Feiern war aber keine mehr vorhanden. "Ich werde jetzt ins Bett gehen und mich erholen. Es war eine Meisterleistung, und bin dankbar, dass es so gut gegangen ist."
Sie komplettierte damit nicht nur den ersten rot-weiß-roten Doppelsieg im Slalom der Frauen seit 13 Jahren, sondern hat auch beim Weltcup-Finale in den USA am Monatsende noch Chancen auf die kleine Kristallkugel. Slalom-Leaderin Zrinka Ljutic aus Kroatien wurde am Sonntag nur Zehnte und hat 51 Zähler Vorsprung auf Liensberger, die auf Rang drei liegt. Auch die zweitplatzierte Schweizerin Camille Rast ließ in Åre als Elfte ein wenig aus und ist nur mehr zehn Punkte vor dem ÖSV-Star. Obendrein übersprang Liensberger nun die 500-Punkte-Marke, wodurch sie in Sun Valley auch im Riesentorlauf startberechtigt sein wird.
Emotional zeigte sich am Sonntag auch Frauen-Cheftrainer Roland Assinger angesichts des unerwarteten Doppelsiegs. "Man hofft immer wieder, dass so etwas passiert. Aber irgendwie gibt es immer wieder eine Shiffrin oder eine (Wendy) Holdener oder eine Ljutic. Und heute gibt es eine Truppe und eine Liensberger, das ist echt schön. Das zeigt wieder einmal, dass die Hoffnung zuletzt stirbt." Assinger verriet auch, dass ÖSV-Coach Robert Berger mit seiner Kurssetzung im zweiten Lauf zum Erfolg beigetragen habe. "Ich habe ihm gesagt: Erstens sehr flüssig setzen, weil die Liensberger krank ist, wegen Kraft sparen. Und die Truppe mit ihrem Stil mag es gerne, wenn es geradeaus geht. Es hat genau getroffen. Auch die Serviceleute haben eine super Arbeit gemacht. Von dem her ein wunderschöner Tag für Österreich."
Shiffrin mit weiterer Rekordmarke
Shiffrin verpasste zwar den Sieg und hat auch keine Chance mehr auf die Kristallkugel, dafür verbuchte die US-Amerikanerin, die am kommenden Donnerstag ihren 30. Geburtstag feiert, ihren 156. Podestplatz im Weltcup. Das ist eine neue Rekordmarke, Ski-Legende Ingemar Stenmark stand 155 Mal auf dem Stockerl. Dass es nicht zum 101. Sieg reichte, nahm Shiffrin recht locker. "Es waren wirklich schwierige Bedingungen und schlechte Sicht. Beide Kathis haben einen unglaublichen Job gemacht. Man musste sehr präzise fahren, aber auch aggressiv. Am Ende war es wohl bei diesen Bedingungen mein bestes Skirennen, also ist es für mich okay."
Katharina Huber wurde als drittbeste Österreicherin 17. (+1,82) unmittelbar vor Teamkollegin Katharina Gallhuber (+1,89). Franziska Gritsch und alle weiteren ÖSV-Läuferinnen hatten den zweiten Lauf verpasst. Sara Hector, die im ersten Durchgang die drittschnellste Zeit erzielt hatte, wurde disqualifiziert. Die Schwedin wies am Ski eine zu hohe Bindungsplatte auf und wurde daher aus dem Rennen genommen.
Zusammenfassung
- Katharina Truppe gewinnt ihren ersten Weltcup-Sieg im Slalom von Åre und führt damit den ersten österreichischen Doppelsieg der Frauen seit 13 Jahren an, wobei Katharina Liensberger den zweiten Platz belegt.
- Liensberger, die nur 5/100 Sekunden hinter Truppe liegt, hat trotz einer Erkältung Chancen auf die kleine Kristallkugel, da sie nur 51 Punkte hinter der führenden Zrinka Ljutic liegt.
- Mikaela Shiffrin erreicht ihren 156. Podestplatz im Weltcup, verpasst jedoch den Sieg um 19/100 Sekunden und zeigt sich dennoch zufrieden mit ihrer Leistung unter schwierigen Bedingungen.