APA/dpa-Zentralbild/Arno Burgi

Türkei: Babys wegen Betrug gestorben

In der Türkei ermitteln die Behörden gegen 47 Verdächtige, darunter medizinisches Personal, wegen Fälschung von Gesundheitsberichten und unangemessener Behandlung von Säuglingen. Demnach sollen Neugeborene für finanzielle Gewinne grundlos auf Intensivstationen untergebracht worden sein, was zum Tod von 12 Babys führte.

Die Türkei wird aktuell mit einem der größten Gesundheitsskandale ihrer Geschichte erschüttert. Medienberichten zufolge soll ein kriminelles Netzwerk aufgedeckt worden sein, dass Neugeborene grundlos auf Intensivstationen untergebracht haben soll, um finanziell davon zu profitieren.

Aus einer umfassenden 494-seitigen Anklageschrift geht hervor, dass die Säuglinge in ausgewählte Krankenhäuser in Istanbul verlegt wurden, anstatt in Einrichtungen, die eine angemessene Pflege bieten konnten. 

12 Säuglinge gestorben

Wie die "Hürriyet" berichtet, soll es der Gruppierung nicht um die Genesung der Säuglinge gegangen sein. Sondern: um finanzielle Gewinne, die sie durch teure Behandlungen der Säuglinge - beispielsweise wurden diese auf  Intensivstation verfrachteten - erzielt wurden.

Die Bande soll dieses System ausgenutzt haben, um vor allem durch die Wahl teurerer Behandlungen und damit höhere Zahlungen aus dem türkischen Sozialversicherungssystem zu erhalten.

Infolge der verlängerten und unnötigen Aufenthalte auf den infektionsanfälligen Intensivstationen sollen 12 Säuglinge gestorben sein. Viele überlebende Säuglinge hingegen sollen nun unter schweren, lebenslangen Gesundheitsstörungen leiden, schreibt die lokale "Sabah"-Zeitung.

22 Verdächtige verhaftet

Der türkische Justizminister Yılmaz Tunç verkündete, dass 22 der 47 Verdächtigen im Zusammenhang mit dem Skandal verhaftet wurden. Unter den Mitgliedern der mutmaßlichen Betrüger befinden sich auch Ärzt:innen sowie Krankenpfleger:innen.

Im Zuge der Ermittlungen fanden die Behörden in abgefangenen Telefongesprächen und Nachrichten Beweise dafür, dass die beteiligten Mitarbeiter:innen des Gesundheitswesens Gesundheitsberichte fälschten. 

Diese sollen gefälscht worden sein, um sicherzustellen, dass sie für den Tod der Säuglinge nicht zur Rechenschaft gezogen werden können.

Lizenzen von 10 Privatkrankenhäusern widerrufen

"Während die Inspektionen privater Krankenhäuser ununterbrochen fortgesetzt werden, stehen auch Strukturreformen privater Gesundheitseinrichtungen auf der Agenda unseres Ministeriums", schrieb der türkische Gesundheitsminister Kemal Memişoğlu auf X.

Mittlerweile sollen die Lizenzen von 10 privaten Krankenhäusern, welche sich überwiegend in den Istanbuler Stadtteilen Avcılar und Beylikdüzü befinden, widerrufen worden sein.

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ribbon Zusammenfassung
  • In der Türkei ermitteln die Behörden gegen 47 Verdächtige, darunter medizinisches Personal, wegen Fälschung von Gesundheitsberichten und unangemessener Behandlung von Säuglingen.
  • Ein kriminelles Netzwerk soll Neugeborene grundlos auf Intensivstationen gebracht haben, um finanzielle Gewinne zu erzielen, was zum Tod von 12 Säuglingen führte.
  • Im Zuge des Skandals wurden 22 Verdächtige verhaftet und die Lizenzen von 10 privaten Krankenhäusern in Istanbul widerrufen.