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Verstappen auch bei Perez' Wunsch nach Heimsieg gnadenlos

Weltmeister Max Verstappen hat auch vor dem Wunsch seines Red-Bull-Stallgefährten keine Gnade gekannt. Liebend gerne hätte Sergio Perez am Sonntag seinen Heim-Grand-Prix gewonnen, doch Verstappen ließ auch in Mexiko-Stadt nicht locker. Mit seinem 14. Erfolg in bisher 20 Saisonrennen fixierte er der Anzahl nach einen neuen Sieg-Rekord in der Formel 1, überflügelte die Deutschen Michael Schumacher und Sebastian Vettel. Perez blieb Rang drei und der Vorstoß auf WM-Rang zwei.

Der früher oft ungestüme Verstappen wirkt speziell in diesem Jahr oft so, dass er immer alles unter Kontrolle habe - unaufgeregt, souverän, dem Rest voraus. Die Rekordzahl an Siegen legt ein außergewöhnliches Zeugnis davon ab. "Ich hätte nie gedacht, dass ich mal in der Lage sein würde, 14 Rennen in einem Jahr zu gewinnen", sagte der Niederländer nach seiner "Spazierfahrt". "Nachdem er aus seinem Fahrzeug stieg, wirkte er sorglos und gelassen - als ob er gerade eine Spritztour ans Meer an einem Sonntagnachmittag genossen hätte", schrieb "The Guardian" passend.

Lewis Hamilton gewann maximal elfmal in einer Saison, und ist heuer noch immer ohne Erfolg. Im drittletzten Rennen der Saison wurde es ein weiterer zweiter Rang, aber ohne echte Siegchance. Allerdings verpokerte sich Mercedes mit der Reifenstrategie. "So haben wir ins Klo gegriffen", sagte Teamchef Toto Wolff. "Die Pace des Autos wäre da gewesen", meinte der Wiener. Nach acht Konstrukteurstiteln bis 2021 in Serie dürfte bei den "Silberpfeilen" die Zuversicht für nächstes Jahr aber steigen. Hamilton peilt offenbar sowieso einen neuen mehrjährigen Vertrag an.

Ein Wermutstropfen für den Briten in Mexiko war, dass er inmitten der Partystimmung mit beinahe 400.000 Fans am Rande des Autódromo Hermanos Rodríguez seinen Punkterekord los wurde. 416 Zähler holte Verstappen bisher bei seiner erfolgreichen Titelverteidigung, um drei mehr als Hamilton 2019. Freilich gibt es heuer so viele Rennen wie noch nie. Aber es stehen noch weitere 60 Zähler zur Vergabe an, gibt es doch Ende nächster Woche in Brasilien auch wieder zusätzlich ein Sprint-Rennen. Und dann kommt noch das Saison-Finale in Abu Dhabi.

"Darum geht es am Ende aber gar nicht", betonte Verstappen. "Letztlich geht es darum, eine WM zu gewinnen und es ist egal, mit wie vielen Punkten du es schaffst." Gleichwohl belege die aktuelle Punktzahl aber nur, wie unglaublich dieses Jahr für ihn und Red Bull sei. Als Team hatten sie nur zwei Wochen nach Verstappens zweitem Fahrertitel auch die Konstrukteurs-WM gewonnen. Dennoch waren Verstappen und sein Teamkollege Sergio Perez in Austin ausgepfiffen und als Betrüger beschimpft worden.

Im Konflikt über unerlaubte Mehrausgaben wurden auch die Fahrer zur Angriffsfläche. In dieser allgemein hitzigen Atmosphäre blieb Verstappen freilich auch in Mexiko cool. Pole, Sieg - und das mit einer weiteren tadellosen Vorstellung. "Ehrlich gesagt fährt Max ein anderes Level", betonte Teamchef Christian Horner. Seine Leistung in Mexiko habe seine Reife demonstriert und die Fähigkeit, ein Rennen zu lesen. "Er verdient jedes Lob, das er bekommt."

Auffallend in Mexiko war die Zweiklassengesellschaft, denn nur die Red Bulls, Mercedes und Ferarris waren mit ihren jeweils zwei Autos in derselben Runde. Das Feld der Überrundeten führte trotz einer 10-Sekunden-Strafe Daniel Ricciardo im McLaren an. Der Australier wurde von den Fans aufgrund mehrerer der gesamt wenigen Überholmanöver zum "Fahrer des Tages" gewählt, erhält bei McLaren aber keinen neuen Kontrakt mehr und wird daher 2023 ohne Stamm-Cockpit sein. "Ich will aber im Sport bleiben, um 2024 wieder eine bessere Chance auf einen Platz zu haben", sagte er.

Der achtfache Sieger von Grand-Prix-Rennen wird als Ersatzfahrer für Red Bull oder Mercedes gehandelt, Wolff ist dem nicht abgeneigt. "Wir hätten ihn gerne, er hat einen großartigen Charakter. Aber wir sind noch nicht so weit, um zu entscheiden, wer Reserve- und unser dritter Fahrer (in 2023, Anm.) sein wird." Wolff war vor kurzem mit einem T-Shirt aus der Ricciardo-Kollektion im Fahrerlager gesichtet worden. Der Pilot selbst gab aber Entwarnung: "Ich habe George (Russell) eines gegeben und Toto hat mir geschrieben, dass er auch gerne eines hätte."

ribbon Zusammenfassung
  • Weltmeister Max Verstappen hat auch vor dem Wunsch seines Red-Bull-Stallgefährten keine Gnade gekannt.
  • Liebend gerne hätte Sergio Perez am Sonntag seinen Heim-Grand-Prix gewonnen, doch Verstappen ließ auch in Mexiko-Stadt nicht locker.
  • Perez blieb Rang drei und der Vorstoß auf WM-Rang zwei.
  • "So haben wir ins Klo gegriffen", sagte Teamchef Toto Wolff.
  • In dieser allgemein hitzigen Atmosphäre blieb Verstappen freilich auch in Mexiko cool.