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Dauer beim Händewaschen entscheidend, Wassertemperatur egal

Heute, 04:01 · Lesedauer 3 min

Ob man sich nach dem Toilettengang mit kaltem oder warmem Wasser die Hände wäscht, macht keinen Unterschied. Am ehesten machen dies die Dauer des Waschvorgangs und die Verwendung von Seife. Das haben jetzt Wiener Hygieneexperten mit einem Experiment mit Probanden belegt.

"Händewaschen gilt als wichtige Maßnahme der öffentlichen Gesundheit, um übertragbare Krankheiten wie Magen-Darm- und Atemwegsinfektionen zu verhindern. Die Waschbecken in öffentlichen Toiletten sind oft nur mit kaltem Wasser ausgestattet und man kann immer wieder beobachten, dass sich Nutzer nach dem Toilettengang nur kurz die Hände abspülen, anstatt sie richtig mit Seife zu waschen", schrieben vor kurzem Romana Kordasiewicz-Stingler vom Institut für Hygiene und Angewandte Immunologie der MedUni Wien und ihre Co-Autoren in einer Publikation der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Krankenhaus-Hygiene (DGKH; doi: 10.3205/dgkh000527).

Da es keine Empfehlungen bezüglich der optimalen Wassertemperatur für die Wirksamkeit des Händewaschens gebe, hätte man vergleichend die Wirksamkeit des einfachen Händespülens mit kaltem (vier Grad Celsius) und warmem (40 Grad Celsius) Wasser für zehn und 20 Sekunden gemessen, stellten die Fachleute die Ausgangslage dar. Die Organisation des Experiments: Probanden bildeten fünf "Behandlungsgruppen" mit je drei Teilnehmern. Sie kontaminierten die Fingerspitzen ihrer Hände durch das Eintauchen in mit E.-coli-Bakterien belastetem Wasser. Dann ließ man die Hände trocknen, worauf das Händewaschen mit kaltem oder warmem Wasser, mit unterschiedlicher Dauer etc. folgte. Davor und danach wurde die Keim-Kontamination gemessen. E.-coli-Keime sind klassische Darmbakterien und Auslöser von Durchfallerkrankungen etc.

Die Hauptergebnisse der Studie: Zehn Sekunden langes Händewaschen mit kaltem Wasser führte zu einer Abnahme der Keimkonzentration um 1,93 Zehnerpotenzen (zwei Zehnerpotenzen: minus 99 Prozent). Es gab statistisch keinen Unterschied zur Verwendung von Wasser mit 40 Grad Celsius (minus 2,01 Zehnerpotenzen). Ganz ähnlich war das bei 20 Sekunden Dauer des Waschvorgangs (kaltes Wasser minus 2,23 Zehnerpotenzen; warmes Wasser minus 2,39 Zehnerpotenzen). Allerdings, die stärkere Wirkung des zeitlich längeren Händewaschens war im Vergleich zu bloß zehn Sekunden bereits statistisch signifikant.

Eine Minute hilft am besten

Alle Versuchsanordnungen waren aber einem eine Minute dauernden Händewaschen mit Seife statistisch unterlegen. Da ließ sich die Zahl der Keime an den Fingern um 2,68 Zehnerpotenzen reduzieren.

Das Händespülen für zehn oder 20 Sekunden mit kaltem (...) oder warmem Wasser "war signifikant schlechter als das einminütige Referenzverfahren des Händewaschens mit Sapo kalinus (Kaliumseife; Anm.), aber es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen der Verwendung von kaltem oder warmem Wasser im paarweisen Vergleich für beide Zeiten. Die Dauer scheint sich jedoch auf die Keimreduktion auszuwirken, da die Unterschiede zwischen den Handspülzeiten für beide Temperaturen signifikant waren", stellten die Wissenschafter in der Zusammenfassung ihrer Studie fest.

Zusammenfassung
  • Eine aktuelle Studie von Wiener Hygieneexperten zeigt, dass die Dauer des Händewaschens entscheidender für die Keimreduktion ist als die Wassertemperatur.
  • Das Experiment ergab, dass ein einminütiges Händewaschen mit Seife die Keimzahl um 2,68 Zehnerpotenzen senkt, während kürzere Waschzeiten weniger effektiv sind.
  • Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen der Verwendung von kaltem und warmem Wasser festgestellt, was die Bedeutung der richtigen Technik unterstreicht.