Skispringen
ÖSV-Adler Tschofenig ist erstmals Gesamtweltcupsieger
Tschofenig holte den insgesamt 15. ÖSV-Gesamtsieg. Zuletzt hatte Kraft, der bereits fix Gesamtdritter ist, 2017, 2020 und im Vorjahr die große Kristallkugel geholt. Mit Tschofenig vor Hörl und Kraft gibt es den ersten Dreifachsieg einer Nation im Weltcup überhaupt. Den Nationencup hatte sich die Truppe von Andreas Widhölzl schon zuvor zum vierten Mal en suite gesichert.
Tschofenig rang ähnlich wie nach seinem Tourneesieg um Worte. "Es ist eine extrem coole Saison gewesen von Anfang bis Ende mit einem kleinen Durchhänger", bezog sich der Kärntner auf die WM. Besonders freute ihn der Abschlussflug mit 5 x 20,0 Punkten. "Das war die Krönung für den Tag und die ganze Saison", sagte das Geburtstagskind im ORF-Interview. "Ich bin unten gestanden, und habe gemeint, es ist ein technischer Fehler. Ich weiß nicht, wann es das das letzte Mal gegeben hat. Das haben meine Idole geschafft und ich jetzt auch."
Tschofenig bedankte sich auch bei Hörl, der im Duell um die große Kugel bis zuletzt fair geblieben sei. "Ich hoffe, er kann es auch genießen, auch Zweiter ist genial." Hörl ließ sich keine große Enttäuschung anmerken. "Ich bin voll zufrieden. Ich habe im zweiten Durchgang zeigen können, dass ich wieder einen Schritt gemacht habe. Ich gratuliere dem Tschofenig, eine sensationelle Saison, ich bin auch megahappy mit dem zweiten [Rang]", sagte der Salzburger vor dem Ende seiner bisher erfolgreichsten Saison. "Es macht mich sehr stolz, dass ich bei der WM vier Medaillen geholt habe. Auf dem werde ich aufbauen."
Erfolgstrainer Widhölzl: "Eine Ausnahmesaison"
Kraft freute sich für seinen Nachfolger. "Ich habe ihn grad herzlich umarmt. Ich habe gemerkt, dass er in den letzten Wochen sehr angespannt war." Er habe in der vergangenen Saison beim Duell gegen Ryōyū Kobayashi Ähnliches durchgemacht. "Ich habe von Kobayashi geträumt. Das ist eine harte Situation. Dass es so schnell geht, dass er sich die Kugel holt, hätte ich mir nicht gedacht."
Cheftrainer Andreas Widhölzl kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. "Es war wirklich eine Ausnahmesaison, auch mit dem Hintergrund, dass er [Tschofenig] im Sommer verletzt war. Er hat sich extrem gut gebattelt mit Jan. Jan hatte auch eine Wahnsinnssaison." Die Top 3 im Gesamtklassement für eine Nation freuen den Ex-Weltklassemann sehr: "Es ist brutal cool, spiegelt die Arbeit vom ganzen Team wider. Wir haben Gas gegeben, haben es heuer nochmals getoppt. Es ist extrem viel aufgegangen, die Chemie ist super im Team. Deswegen ist das auch möglich."
Tschofenig segelte am Freitag wie zur Bestätigung seiner Saison mit acht Saisonsiegen auf 234,5 und 233,5 Meter. Tagessieger Prevc sicherte sich schon vor dem letzten Bewerb die kleine Kugel im Skifliegen. Am Samstag steht ein Team-Skifliegen auf dem Programm, am Sonntag wird die Saison mit einem weiteren Einzelbewerb (jeweils 9.30 Uhr/ORF 1 & JOYN) abgeschlossen.
Der Perfektionist aus Hohenthurn
Im Sog seiner Teamkollegen hat sich der als besonders ehrgeizig geltende Tschofenig in diesem Winter zum Dauergast auf dem Podest entwickelt. Er selbst führt an, gelassener geworden zu sein. "Ich habe gelernt, wenn man zu ehrgeizig ist, geht es in die Hosen. Man kann sich extrem schnell verlieren in dem Ganzen. Deswegen bin ich aus dem Krampfhaften herausgekommen, alles perfekt zu machen." Der Wahlinnsbrucker, der privat mit der kanadischen Skispringerin Alexandria Loutitt liiert ist, sieht sich eher als Perfektionisten. "Das ist zwar eine negativ behaftete Aussage, aber eigentlich ist es etwas Positives, wenn man versucht, der Beste zu sein."
Erlernt hat der aus Hohenthurn stammende Tschofenig sein Handwerk wie einst Karl Schnabl auf den Schanzen des SV Achomitz. Perfektioniert wurde das Flugsystem des Goldi-Talentecup-Teilnehmers und Stams-Absolventen vom Betreuerstab um ÖSV-Cheftcoach Widhölzl, der den hochbegabten Juniorenweltmeister früh in die Nationalmannschaft holte. Tschofenig hat laut Widhölzl die stabilste Grundtechnik im gesamten Team und ein besonders ausgeprägtes Körpergefühl. Seine Flugstabilität erlaube es ihm, auch bei widrigen Verhältnissen zu glänzen. Das tat er 2024/25 so regelmäßig wie sonst keiner - obwohl er im Sommer wegen einer Adduktorenverletzung zwei Sprungtrainingsmonate verpasst hat.
Zusammenfassung
- Daniel Tschofenig ist neuer Gesamtweltcupsieger im Skispringen und sicherte sich den Titel an seinem 23. Geburtstag beim Weltcupfinale in Planica.
- Mit Tschofenig als Erstem, Jan Hörl als Zweitem und Stefan Kraft als Drittem erzielte Österreich den ersten Dreifachsieg einer Nation im Weltcup.
- Tschofenig beendete die Saison mit acht Saisonsiegen und beeindruckte beim Abschlusswettbewerb mit Bestnoten.
- Der ÖSV gewann zum vierten Mal in Folge den Nationencup, was die erfolgreiche Arbeit des Teams unter Cheftrainer Andreas Widhölzl unterstreicht.
- Trotz einer Sommerverletzung zeigte Tschofenig durch seine stabile Technik und Flugstabilität herausragende Leistungen in der Saison 2024/25.