Sturm Graz beim LASK vor letztem Schritt zur Meisterkrönung
Sturm-Trainer Christian Ilzer versuchte den Ball flach zu halten. "Uns vorzustellen, was nach dem Spiel am Sonntag sein könnte, ist nicht unsere Denkweise, wir bereiten uns auf ein schweres Spiel gegen den LASK vor", sagte er vor dem letzten zu gehenden Schritt. Ilzer warnte vor einem "Duell der aktuell wahrscheinlich formstärksten Teams in Österreich". Das 1:1 in Hartberg vorige Woche nach frühem Ausschluss des diesmal gesperrt fehlenden Mittelfeld-Ankers Jon Gorenc Stankovic zeigte auch, dass es schnell in eine andere Richtung gehen kann. Positiv für Sturm: Der nach einem Außenknöchelbruch schneller als erwartet genesene ÖFB-Teamspieler Manprit Sarkaria steht erstmals wieder im Aufgebot.
In Linz machte sich der Trainerwechsel des LASK hin zu Akademieleiter Thomas Darazs bezahlt. Unter der Interimslösung holten die Athletiker in fünf Spielen vier Siege, selbst ein Saisonende als Vizemeister ist nun möglich. Der Rückstand auf Salzburg beträgt drei Punkte. Vor dem Duell gegen Sturm zeigt Darazs großen Respekt. "Uns erwartet ein sehr, sehr schweres Spiel gegen den aktuellen Cupsieger und Meisterkandidaten."
Die Ausgangssituation im Duell um die Meisterschaft ist klar. Gelingt Sturm im 31. Liga-Saisonspiel der 19. Sieg, wäre die vierte Meisterschaft nach 1998, 1999 und 2011 bzw. das zweite Double nach 1999 fix. Wenn Red Bull Salzburg in Hartberg remisiert bzw. verliert, könnte sich Sturm auch ein Remis bzw. eine Niederlage für den Titel leisten. Falls Salzburg den Rückstand auf mindestens drei Punkte verkürzen kann, wird die Meisterschaft am letzten Spieltag entschieden, da Salzburg aufgrund der direkten Duelle bei Punktegleichheit vor Sturm gereiht wird.
Um die Chance auf die Titelverteidigung zu wahren, ist es für die Salzburger mit der Pflichterfüllung in Hartberg also nicht getan. Im schlimmsten Fall droht in der letzten Runde gar eine Schnittpartie gegen den derzeit drei Punkte zurückliegenden LASK und das Abrutschen auf Rang drei. "Wir schauen nicht auf die Tabelle, sondern richten unseren Blick ausschließlich auf unsere Leistung und wie wir am Sonntag unser bestmögliches Spiel auf den Platz bringen können", betonte Coach Onur Cinel im Vorfeld. Achten muss man besonders auf die Defensive. Ohne zumindest zwei Gegentore ging es in den jüngsten vier Partien nie vonstatten. Zudem haben die "Bullen" weiterhin ein längere Verletztenliste. Nach dem Ausfall von Alexander Schlager wird Timo Horn das Tor hüten.
Gegner TSV Hartberg (25 Punkte) ist seinerseits in einen Dreikampf mit Rapid (25) und Klagenfurt (22) um zwei Europacup-Plätze verwickelt. Rapid und die Austria werden bei Punktegleichheit vor Hartberg gereiht. Trainer Markus Schopp geht davon aus, dass sein Team sechs Punkte gegen Salzburg und zum Abschluss gegen Rapid holen muss, um die Überraschung perfekt zu machen. "Es gibt ein klares Bild: Sie müssen gewinnen, wir müssen gewinnen. Die Salzburger schauen nach oben, wahrscheinlich aber auch nach unten. Und wenn wir sagen, wir wollen Platz vier haben, müssen wir die letzten zwei Spiele gewinnen." Bitter für Schopp ist, dass Toptorschütze Maximilian Entrup gelbgesperrt fehlt. Er könnte von Ruben Providence ersetzt werden. Der zweitbeste Torschütze, Donis Avdijaj, steht vor seinem 100. Bundesliga-Spiel.
Wenn Hartberg verliert, könnte Rapid am Sonntag gegen Austria Klagenfurt die Gelegenheit nutzen, eine weitgehend enttäuschende Saison halbwegs versöhnlich ausklingen zu lassen. Eine Woche nach dem Prestigeerfolg gegen Salzburg und eine Runde vor dem Ende der Meistergruppe benötigen die Hütteldorfer einen Sieg am Wörthersee, um ihr Minimalziel - Endrang vier - unter Dach und Fach bringen. Damit würde man sich immerhin das Europacup-Play-off ersparen. "Wir sind Vierter und haben die Chance, aus eigener Kraft Platz vier zu fixieren", erklärte Trainer Robert Klauß, der erneut mehrere Ausfälle kompensieren muss. "Es werden alle spielen, die zur Verfügung stehen. Unsere Devise ist, dass wir unbedingt gewinnen wollen."
Die Kärntner liegen als Sechster jeweils drei Punkte hinter Hartberg und Rapid. "Wir wissen, dass wir gewinnen müssen, um noch auf einen internationalen Platz zu kommen", erklärte Trainer Peter Pacult. Der Wiener führte Rapid 2008 zur Meisterschaft und damit zum bisher letzten Titel. "Dass es so lange dauert und ich nach wie vor der letzte Rapid-Meistertrainer bin, ist schon überraschend", meinte der 64-Jährige. Immerhin wirkt sich die Durststrecke nicht auf die Mitgliederzahl aus: Am Freitag vermeldete Rapid, erstmals die 20.000er-Marke geknackt zu haben.
Zusammenfassung
- Sturm Graz steht kurz vor der Meisterschaft und könnte mit einem Sieg gegen LASK den vierten Titel nach 1998, 1999 und 2011 sichern.
- LASK unter Interimstrainer Thomas Darazs hat aus den letzten fünf Spielen vier Siege geholt und könnte die Saison als Vizemeister abschließen.
- Salzburg kämpft um die Titelverteidigung, muss aber auf eine Niederlage von Sturm Graz hoffen, da sie drei Punkte zurückliegen und zuletzt vier Spiele in Folge mindestens zwei Gegentore kassiert haben.
- Rapid Wien benötigt einen Sieg gegen Klagenfurt, um den vierten Platz zu sichern und sich direkt für den Europacup zu qualifizieren.
- Der nach einem Außenknöchelbruch genesene Manprit Sarkaria steht wieder im Kader von Sturm Graz und könnte im entscheidenden Spiel gegen LASK auflaufen.