ÖSV-Abfahrer strahlen über Hochgurgl statt Colorado
Vom Wurmkogel wurde auf annähernd 3.000 Metern Seehöhe und damit praktisch Rocky-Mountain-Niveau für Kriechmayr, Matthias Mayer und Co. eine anspruchsvolle Strecke mit Übergängen und Sprüngen präpariert, auf der bei Laufzeiten von fast einer Minute Geschwindigkeiten bis zu 130 km/h erreicht werden. "Die Hochgurgler haben perfekt reagiert", hofft ÖSV-Herrenchef Andreas Puelacher nun, dank der perfekten Verhältnisse in der Heimat die im Sommer in Südamerika entfallenen Speed-Kilometer doch noch gut machen zu können. "Diesbezüglich habe ich jetzt kein großes Kopfweh mehr."
Weil die Rennen in Lake Louise (Kanada) und Beaver Creek (USA) wegen der Corona-Reisebeschränkungen ausfallen, soll es für die Abfahrtsherren in einem Monat in Val d'Isere los gehen. In der französischen Skistation dominiert derzeit aber noch die grüne Wiese. Ganz anders läuft es derzeit in Hochgurgl. "Um diese Zeit so eine Abfahrt herzubringen, vor allem in so einer Qualität, das habe ich noch nie erlebt", freute sich auch Puelacher. "Ich fahre zwar immer wieder gerne nach Colorado. Aber wenn ich mir das jetzt gerade anschaue, vermisse ich es überhaupt nicht. Hier hat jeder einen Grinser drauf, besser könnten wir uns es nicht wünschen."
Auch Österreichs Speed-Herren wurden in zwei Trainings-Gruppen aufgeteilt, um die Übungseinheiten effizienter zu machen. Ziel ist bekanntlich, endlich wieder eine Speed-Kugel für den ÖSV zu gewinnen. Vergangene Saison machte der Corona-Abbruch dem einen späten Strich durch die Rechnung.
Kriechmayr hat deshalb nun sogar einen Markenwechsel riskiert und ist nun Head-Kollege von Mayer. "Ich habe eine neue Herausforderung gebraucht", hofft der Oberösterreicher auf Vorteile dieser Verbindung zum Doppel-Olympiasieger. "Ich freue mich darüber, weil das auch für mich gut ist", meinte Mayer. "Gemeinsam kriegen wir was weiter und können für beide was Gutes rausholen."
Kriechmayr ist sogar überzeugt, dass man trotz weniger Weltcup-Rennen als im Technikbereich als reiner Speed-Fahrer den Gesamtweltcup auch ohne Riesentorlauf gewinnen kann. "Zumindest letztes Jahr wäre es möglich gewesen", ist der Oberösterreicher überzeugt.
Mayer kann sich angesichts des "Glücksfalls Hochgurgl" gut vorstellen, künftig das Herbsttraining überhaupt länger in Europa durchzuführen. "Wir haben gute Skigebiete in Österreich. Ich hoffe, dass dann im Dezember in Val d'Isere und Gröden die Verhältnisse auch passen. Es wäre für alle wichtig, gleich mit guten Rennen in die Saison zu starten."
Während bei den ÖSV-Abfahrtsherren die Corona-Sicherheitsmaßnahmen längst Normalität sind, steht die angebotene Grippe-Impfung noch zur Diskussion. "Ich war im Vorjahr ja krank und hoffe, ich habe noch genug Antikörper in mir", lautet etwa Mayers Konzept.
Zurück ist Hannes Reichelt nach seiner schweren Knieverletzung. "Das Knie hat trotz der anspruchsvollen Bedingungen hier bisher nicht reagiert", stellte der seit Juli 40-jährige Salzburger zufrieden fest. "Skifahrerisch ist bei mir aber noch einiges auszubauen", so Reichelt. "Wir trainieren hier aber auch auf sehr hohem Niveau. Es ist schattig, pickelhart. Im Weltcup kommen sicher auch leichtere Bedingungen als diese hier auf uns zu."
Er sei aber froh, trotz seines Alters weiterzumachen. "So wie jetzt hätte ich sicherlich nicht trainiert, wenn ich aufgehört hätte." Sein großes Ziel sei, wieder konkurrenzfähig zu werden. Angepeilt wird dabei der Jänner. "Da kommen die Rennen, die mir liegen." Sollte er tatsächlich für die WM in Cortina nominiert werden, sei er ein Medaillenkandidat. "Das ist in dieser Mannschaft einfach so." Auch Reichelt hat einen neuen ÖSV-Markenkollegen, nachdem Christian Walder zu Salomon gewechselt ist.
Zusammenfassung
- Weil nach der Absage der Nordamerika-Rennen auch das übliche Training in Colorado ausfällt, machen Österreichs Abfahrts-Herren derzeit in Hochgurgl Station.
- Kriechmayr ist sogar überzeugt, dass man trotz weniger Weltcup-Rennen als im Technikbereich als reiner Speed-Fahrer den Gesamtweltcup auch ohne Riesentorlauf gewinnen kann.
- Ich hoffe, dass dann im Dezember in Val d'Isere und Gröden die Verhältnisse auch passen.