Österreich unterliegt Italien in Verlängerungs-Krimi knapp mit 1:2
Das österreichische Fußball-Nationalteam hat den großen Favoriten ins Wanken gebracht. Im EM-Achtelfinale gegen Italien war für die ÖFB-Auswahl am Samstag aber Endstation. Die Österreicher mussten sich den Italienern in London nach Verlängerung mit 1:2 (0:0) geschlagen geben. Die Tore fielen allesamt durch eingewechselte Akteure. Für Italien trafen Federico Chiesa (95.) und Matteo Pessina (105.). Sasa Kalajdzic (114.) ließ Österreich im Finish noch einmal hoffen.
Der Favorit diktierte die erste Hälfte, begann nach der Pause aber zu wackeln. Das ÖFB-Team nährte in seinem ersten K.o.-Spiel bei einer EM-Endrunde mit einer couragierten Vorstellung die Hoffnungen auf eine Sensation. Ein Kopfballtor von Marko Arnautovic wurde allerdings nach Überprüfung durch den Video-Schiedsrichter aberkannt (65.). Die Italiener überstanden ihre 31. Partie in Folge ungeschlagen - ein neuer Landesrekord.
ÖFB-Teamchef Franco Foda setzte im Wembley-Stadion auf genau dieselbe Startformation wie im entscheidenden Gruppenspiel gegen die Ukraine (1:0). Florian Grillitsch agierte erneut vor der Abwehr, David Alaba als linker Verteidiger. Die Solospitze gab Arnautovic. Der 32-Jährige sah für ein Foul am gegnerischen Strafraum die früheste Gelbe Karte des bisherigen Turniers (2.), hielt aber lange durch und wurde erst beim Stand von 0:1 durch Kalajdzic ersetzt (97.).
Bei den Italienern fehlte wie erwartet Kapitän und Abwehrchef Giorgio Chiellini wegen Oberschenkelproblemen. Unter den 18.910 Zuschauern im Wembley-Stadion waren einige hundert Auslandsösterreicher. Fans aus Österreich und Italien war die kurzfristige Einreise für das Spiel aufgrund der Corona-Bestimmungen in Großbritannien nicht erlaubt.
Italien dominierte erste Halbzeit
Die Italiener klopften durch Leonardo Spinazzola (11.) und Lorenzo Insigne (14.) erstmals am Tor der Österreicher an. Die erste Großchance, einen Schuss von Nicolo Barella aus dem Rückraum, entschärfte ÖFB-Keeper Daniel Bachmann mit einer Fußabwehr (17.). Auf der Gegenseite schoss Arnautovic, der vorne vor der Pause oft allein auf weiter Flur war, nach einem langen Zuspiel klar über das Tor (18.).
Der Favorit hatte das Spiel vorerst klar in der Hand, die Österreicher fanden im Mittelfeld kaum Zugriff und verzeichneten auch einige Ballverluste. Ciro Immobile schlug aus einer nicht funktionierenden Abseitsfalle kein Kapital (25.). Sieben Minuten später setzte Italiens Mittelstürmer den Ball aus mehr als 20 Metern an knapp unterhalb des Lattenkreuzes an die linke Außenstange.
Nach Seitenwechsel traute sich auch das ÖFB-Team mehr zu, die Österreicher wurden gefährlicher. Arnautovic brachte ein Solo nicht zum Abschluss (49.), ein Alaba-Freistoß aus 17 Metern zentral vor dem Tor segelte gefährlich knapp über das rechte Kreuzeck (52.). Ein abgefälschter Schuss von Sabitzer ging am linken Eck vorbei (62.).
Dann brachte Arnautovic den Ball per Kopf via Unterkante der Latte im Tor unter. Die Torsperre der Italiener schien gebrochen, der Treffer hielt der VAR-Überprüfung aber nicht stand. Arnautovic befand sich im Moment der Kopfball-Vorarbeit durch Alaba mit der Fußspitze im Abseits. Italien wackelte gehörig. Vom Selbstvertrauen der jüngsten elf Spiele in Serie ohne Gegentor war nur noch wenig zu sehen. Ein Seitfallzieher von Domenico Berardi aus aussichtsreicher Position misslang völlig (83.).
Italiens frische Stürmer machten Druck
Österreichs erste K.o.-Partie bei einem großen Turnier seit der WM 1954, gleichzeitig das 800. Männer-Länderspiel der Verbandsgeschichte, ging in die Verlängerung. Dort musste Bachmann früh gegen Chiesa zupacken (94.). Eine Minute später schlug der 23-Jährige von Juventus Turin zu. Chiesa hatte zwar Mühe, eine lange Flanke von Spinazzola zu kontrollieren, düpierte aber danach Laimer und schoss mit links ein. Alaba hatte von seiner Linksverteidiger-Position ins Zentrum geschoben.
Bachmann fischte einen Freistoß von Lorenzo Insigne aus dem Kreuzeck (105.), Sekunden später stellte Pessina auf 2:0. Der Mittelfeldmann von Atalanta Bergamo war nach Vorarbeit von Chiellini-Ersatz Francesco Acerbi im Strafraum etwas glücklich an den Ball gekommen. Foda reagierte, brachte mit Michael Gregoritsch und Louis Schaub noch zwei Offensivakteure. Letzterer legte mit einem sehenswerten Distanzschuss los, Donnarumma holte ihn aber aus dem Eck (106.). Marcel Sabitzer schoss aus spitzem Winkel in die Wolken (111.).
Die Österreicher gaben nicht auf - und schöpften nach einem Schaub-Corner noch einmal Hoffnung. Zwei-Meter-Mann Kalajdzic tauchte am kurzen Eck ab und überwand Donnarumma. Italiens Torsperre, die längste der Verbandsgeschichte, war damit nach 1.169 Minuten gebrochen. Das bis dahin letzte Gegentor hatten die Italiener im Oktober gegen die Niederlande (1:1) kassiert. Ein zweiter Treffer gelang dem ÖFB-Team aber nicht mehr. Es hat damit weiter kein Pflichtspiel gegen Italien gewonnen. Seit 1960 ist Österreich gegen den südlichen Nachbarn sieglos.
Zusammenfassung
- Das österreichische Fußball-Nationalteam hat den großen Favoriten ins Wanken gebracht. Im EM-Achtelfinale gegen Italien war für die ÖFB-Auswahl am Samstag aber Endstation. Die Österreicher unterlagen den Italienern nach Verlängerung mit 1:2 (0:0).
- Die Tore fielen allesamt durch eingewechselte Akteure. Für Italien trafen Federico Chiesa (95.) und Matteo Pessina (105.). Sasa Kalajdzic (114.) ließ Österreich im Finish noch einmal hoffen.
- Der Favorit diktierte die erste Hälfte, begann nach der Pause aber zu wackeln. Das ÖFB-Team nährte in seinem ersten K.o.-Spiel bei einer EM-Endrunde mit einer couragierten Vorstellung die Hoffnungen auf eine Sensation.
- Ein Kopfballtor von Marko Arnautovic wurde allerdings nach Überprüfung durch den Video-Schiedsrichter aberkannt (65.). Die Italiener überstanden ihre 31. Partie in Folge ungeschlagen - ein neuer Landesrekord.
- Kalajdzic konnte in der 114. Minute dem italienischen Goalie Gianluigi Donnarumma das erste Gegentor seit einem Dutzend Spielen schießen und auf 2:1 verkürzen.