Gustenau im Modernen Fünfkampf auf Endrang 16
"Ich bin extrem zufrieden mit dem Olympiadebüt. Ich habe mich als 35. von 36 denkbar knapp für die Spiele qualifiziert. Ich bin mit dem Motto angereist, ich habe überhaupt nichts zu verlieren, ich wollte einfach einen leiwanden Wettkampf machen", sagte Gustenau zur APA - Austria Presse Agentur. Der Vize-Juniorenweltmeister sowie Junioren-EM-Dritter 2018 zählte zu den Jüngsten im Feld.
Der achte Platz sei eine phänomenale Ausgangsposition gewesen, er habe beim abschließenden Lauf- und Schießbewerb aber mit der Pistole Nerven gezeigt. Auch weil er in dieser Saison im Laufen immer von weiter hinten gestartet sei. "Es war klar, dass ich den achten Platz nicht halten werde können. Dafür reicht die Laufleistung noch nicht. Ich hätte eine super Schießleistung gebraucht. Das Laufen hätte heute ganz gut gepasst, aber es war auch noch Luft nach oben."
Wegen Corona fehlten in der Vorbereitung Trainingskurse, der Aufbau für die Spiele sei aber perfekt getroffen worden. "Ich war in allen Bereichen in Topform. Mein Headcoach Thomas Daniel hat das Training systematisch perfekt getimt gehabt und die Spartentrainer haben alles mit mir super umgesetzt."
Los ging der Bewerb bereits mit der Platzierungsrunde im Fechten am Donnerstag, 18 Siege (bei 17 Niederlagen) seien ein guter Start gewesen, erklärte Gustenau. Am Samstag eröffnete er im Schwimmbecken des Tokyo Stadium mit der viertschnellsten Zeit über 200 m Kraul. "Das war top und Saisonbestleistung." Es folgte nach der Bonusrunde mit zwei Siegen in den 30-Sekunden-Gefechten gegen Elgendy und den Polen Sebastian Stasiak Platz 14 im Degenfechten.
Sowie ein bravouröser Auftritt im Springreiten: Mit einer fehlerfreien Leistung auf dem ihm zugelosten Aerosmith gewann Gustenau den Teilbewerb und kam auf die höchste Punktezahl. Nur zwanzig Minuten hatte der vom London-Olympiasechsten Daniel betreute Heerensportler Zeit gehabt, sich mit dem zugelosten Pferd vertraut zu machen. "Das Reiten war ein Genuss, ich habe ein Superpferd gehabt."
Nicht im Einsatz war am Samstag das Pferd Saint Boy, auf dem die deutsche Fünfkämpferin Annika Schleu am Vortag für einen Eklat gesorgt hatte, als sie tränenüberströmt und verzweifelt mit der Gerte auf das verängstigte Tier schlug. Die deutsche Bundestrainerin Kim Raisner wurde nach ihren "Hau mal richtig drauf! Hau drauf!"-Rufen und einem Faustschlag auf das Pferd mittlerweile vom Weltverband bei Tokio-Olympia ausgeschlossen.
"Ich habe die Situation gestern nicht miterlebt und kann sie nicht beurteilen", sagte Gustenau. "Generell muss man schon sagen, dass solche Bilder natürlich nicht gern gesehen werden. Ich hatte heute den besten Ritt. Ich investiere extrem viel ins Reiten, das ist meine Lieblingsdisziplin. Abseits vom Sport bin ich rund um die Uhr im Stall, die Pferde sind mein Lebensmittelpunkt. Ich bin überzeugt, dass mein Weg der richtige ist."
Ob der Moderne Fünfkampf die richtige Richtung findet, bleibt abzuwarten. Der Modus verändert sich im Hinblick auf die nächsten Spiele 2024 wieder, der Bewerb soll innerhalb von neunzig Minuten durchgeführt werden. "Ich habe ein super Trainerteam, das sich sicherlich in den nächsten Monaten den Kopf darüber zerbrechen wird, dass der Aufbau für Paris passen wird", ist Gustenau überzeugt.
Zusammenfassung
- Bei der Aussicht auf ein absolutes Topergebnis haben die Nerven von Gustav Gustenau nicht ganz gehalten.
- Am Schießstand im abschließenden Laserrun ließ der Niederösterreicher zu viel Zeit liegen, rutschte im Modernen Fünfkampf bei den Olympischen Spielen in Tokio vom achten auf den 16. Platz zurück.
- Für den 24-jährigen Gustenau war es aber ein respektabler Auftritt.
- Ob der Moderne Fünfkampf die richtige Richtung findet, bleibt abzuwarten.