Forderungen nach Verlegung des Champions-League-Finales wegen Ukraine-Krise
Die Europäische Fußball-Union UEFA teilte am Dienstag mit, es gebe "derzeit keine Pläne, den Austragungsort zu ändern". Die Situation werde genau beobachtet. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur berät der Verband noch am Dienstag erneut über das weitere Vorgehen.
Kritik aus Großbritannien
Vor allem von der britischen Insel gab es harsche Töne. Der britische Außenpolitiker Tom Tugendhat kritisierte die UEFA scharf. "Das ist eine beschämende Entscheidung. Die UEFA sollte einer gewalttätigen Diktatur nicht Deckung bieten", twitterte der konservative Politiker am Dienstag. Stunden später brachte sich auch Premierminister Boris Johnson in die Debatte ein. "Ich halte es für unvorstellbar, dass große internationale Fußballturniere in Russland stattfinden können, nach (...) dem Einmarsch in einen souveränen Staat", sagte Johnson.
Die auch für Sport zuständige Ministerin Nadine Dorries erklärte auf Twitter, dass Großbritannien das Thema mit den dafür relevanten Behörden diskutieren werde. "Wir werden Präsident Putin nicht erlauben, Ereignisse auf der Weltbühne auszunutzen, um seine illegale Invasion in der Ukraine zu legitimieren", schrieb Dorries. "The Sun" brachte schon das Wembley-Stadion als Ersatzschauplatz für das Finale ins Gespräch. Die Chancen für die Londoner Arena würden deutlich steigen, schrieb das Boulevardblatt, wenn zwei englische Teams das Finale erreichen. Derzeit sind noch Manchester City, Chelsea, Liverpool und Manchester United im Wettbewerb.
Offener Brief aus Straßburg
Aus Straßburg meldeten sich Mitglieder des Europaparlaments zu Wort. Die Europäische Fußball-Union sollte Russland das Finale in St. Petersburg entziehen und die Kooperation mit dem russischen Hauptsponsor Gazprom beenden, hieß es in einem am Dienstag veröffentlichten Offenen Brief an die UEFA und ihren Präsidenten Aleksander Ceferin. Die Zeiten, in denen man die Situation nur kontinuierlich beobachte, seien vorbei. "Die UEFA muss jetzt handeln", wird im Schreiben betont.
Die UEFA sollte nun "als ersten und äußerst dringenden Schritt" einen Alternativ-Austragungsort für das Champions-League-Finale wählen. Die Abgeordneten appellierten an den Kontinentalverband, eine Sondersitzung der Exekutive einzuberufen.
Mit Blick auf internationale Spiele des russischen Meisters Zenit St. Petersburg teilte die UEFA mit, sie sei in engem Kontakt mit den betroffenen nationalen Verbänden und Vereinen. "Derzeit ist vorgesehen, dass alle Spiele wie geplant stattfinden", hieß es. Zenit trifft am Donnerstag im Europa-League-Rückspiel in Spanien auf Betis Sevilla.
Das Finale des wichtigsten europäischen Vereinswettbewerbs im Fußball soll am 28. Mai in St. Petersburg stattfinden, der Heimatstadt des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der Kremlchef hatte am Montagabend die selbst ernannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine trotz internationaler Proteste als unabhängig anerkannt und russische Truppen in die Gebiete geschickt. Großbritannien, die EU und die USA kündigten umgehend Sanktionen an.
Zusammenfassung
- Angesichts der Anerkennung der ostukrainischen Separatistengebiete durch Russland werden Forderungen nach einer Verlegung des Champions-League-Finales aus der russischen Großstadt St. Petersburg laut.