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Erfolgserlebnis für Wiesberger vor Golf-Ryder Cup

Mit einem Erfolgserlebnis ist Bernd Wiesberger in seinen ersten Ryder Cup gestartet. Der 35-Jährige, der sich im letzten Moment als erster Österreicher für den prestigeträchtigen Teamwettkampf zwischen den besten Golfern aus den USA und Europa qualifiziert hat, setzte sich am Dienstag (Ortszeit) in seiner ersten Proberunde in Whistling Straits zusammen mit Matt Fitzpatrick im Bestball gegen die Teamkollegen Ian Poulter und Paul Casey durch.

Rückschlüsse auf eine mögliche Paarung am Freitag oder Samstag lasse das aber keine zu, wurde im europäischen Team betont. "Ich sage nicht, was oder was es nicht bedeutet", winkte Europa-Kapitän Padraig Harrington ab. "Ich habe natürlich so meine Ideen, was im Training geübt wird. Aber es ist der Job der Medien herauszufinden, was sein könnte, und nicht mein Job, es ihnen zu sagen", ließ sich Harrington ebenso wenig in die Karten blicken wie sein US-Pendant Steve Stricker.

Europas Ryder-Cup-Team war am Montag mit dem Tour-Charter von London nach Milwaukee geflogen, der größten Stadt im US-Bundesstaat Wisconsin. 80 Kilometer nördlich davon liegt direkt am Michigan See der Platz, auf dem von Freitag bis Sonntag mit einem Jahr Verspätung bei Gastgeber USA der 43. Ryder Cup über die Bühne geht. Europas Spieler sind mit einem Weltranglisten-Durchschnitt von 30 deutliche Außenseiter gegenüber den Amerikanern (9), haben aber gleich sieben erfahrene Spieler im Team, die 2018 in Paris den Titel geholt haben.

Wiesberger und Co. würde also schon ein Remis für eine erfolgreiche Titelverteidigung reichen. Harrington hatte im Flugzeug versprochen, alles zu tun, "damit die Trophäe beim Rückflug am Montag wieder mit an Bord ist." Die USA führen insgesamt zwar mit 26:14, bei neun der jüngsten zwölf Auflagen seit 1995 hatte aber Europa das bessere Ende für sich.

Auch diesmal setzt man bei den Europäern auf Zusammenhalt, während bei den Amerikanern punktgenau der Dauer-Konflikt zwischen Bryson DeChambeau und Brooks Koepka hochgekocht wird. Koepka kritisiert seit Jahren das langsame Spiel von DeChambeau. Als "kindisch" bezeichnete Europas ehemaliger Kapitän Tony Jacklin den Streit, der nur den Gästen zugutekomme. "Die Europäer werden jede Schwäche beim Gegner ausnutzen", ist der 77-Jährige überzeugt. Martin Kaymer, einer von fünf Vize-Kapitänen im aktuellen Europa-Team, ist sich sicher. "Wir haben den besseren Team-Spirit."

Das Wetter machte "Whistling Straits" in Kohler (der Ort ist nach einer Familie aus dem Bregenzer Wald benannt) bei Sheboygan alle Ehre, denn viel Wind begleitete die Spieler bei ihren ersten Übungseinheiten. Der Wind und die zunächst eher britischen Temperaturen sollen bleiben und könnten zu einem Verbündeten der Europäer werden. Denn der Platz erinnert nicht nur stark an einen britischen Links-Kurs sondern ist auch kürzer und weicher zu spielen als erwartet.

"Schwierige Witterung und exponierte Plätze sind an sich eher ein Vorteil für Europäer. Die Amerikaner sind es gewohnt, in guten und warmen Bedingungen zu spielen", wunderte sich auch Wiesbergers mitgeflogener Bruder Niki. Whistling Straits wartet zudem mit vielen Bunkern und blinden Schlägen auf.

"Der Kurs ist definitiv anders als die amerikanischen Ryder-Cup-Plätze, auf denen in den letzten Jahren gespielt wurde. Dieser Platz hebt nicht zwingen die typischen amerikanischen Stärken hervor", glaubt Wiesbergers Bruder. Er könne sich die "Entschärfung" nur so erklären, als dass man damit ein attraktiveres Spiel für die Zuschauer gewährleisten wolle.

Welche Rolle Wiesberger bei seiner sporthistorischen Premiere spielen wird, ist noch offen. Als einzigem Spieler ohne US-PGA-Tourkarte trauen die US-Experten dem Burgenländer nur eine Nebenrolle zu. Der 35-jährige könnte aber genau deshalb zu einem Joker werden. Gerade im Matchplay-Format hat der Österreicher schon mehrmals stärkere Gegner geschlagen und deshalb durchaus Chancen, schon am Freitag zu einem Einsatz zu kommen.

Schon Dienstag waren auf der Ryder-Cup-Anlage viele Fans, wegen der Corona-Reisebeschränkungen aber nur ganz wenige im europäischen Blau. Die Spieler absolvierten Medientermine und machten Teamfotos, bewegen sich insgesamt aber in einer ganz engen Corona-Blase. Zu den Zuschauern wird Distanz gewahrt, Autogramme sollen keine gegeben werden.

Die Spieler wohnen zusammen mit ihren Caddies im nahen und ebenfalls zu Kohler gehörenden "American Club". Dort stieg Dienstagabend auch das Team-Dinner. Für Mittwoch waren bei Wiesberger und Co. Trainingsrunden über 18 Löcher geplant, am Donnerstag folgt ein Celebrity-Ryder-Cup mit Prominenz wie Ex-Schwimm-Star Michael Phelps oder dem ehemaligen Juventus-Kicker Alessandro del Piero.

Der Ryder Cup selbst ist einer der fünf medial wichtigsten Sportevents weltweit und lockt bis zu 800 Millionen TV-Zuschauer an. Gespielt wird Freitag und Samstag in 16 Vierern (klassischer Vierer bzw. Bestball), Sonntag folgen 12 Einzelpartien. Europa ist Titelverteidiger, bei 28 zu vergebenden Punkten reicht ein Remis. Herausforderer USA muss mindestens ein 14,5:13,5 erreichen.

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  • Mit einem Erfolgserlebnis ist Bernd Wiesberger in seinen ersten Ryder Cup gestartet.