England sucht gegen Iran den WM-Flow
In den sechs sieglosen Spielen in der Nations League fehlte es England an Kreativität und Toren, und in der Defensive herrschte bisweilen Chaos, vor allem bei der 0:4-Heimniederlage gegen Ungarn. Ein spektakuläres 3:3 nach 0:2-Rückstand gegen Deutschland als Generalprobe lässt das Mutterland des Fußballs dann aber doch wieder träumen.
Angeleitet werden die Engländer von einem Teamchef Gareth Southgate unter Druck. Zwar sagte Southgate, als die Nations League schon misslungen war, fast trotzig im September: "Ich bin der Richtige." Doch glaubt man englischen Medien, stand der staatsmännisch auftretende Ex-Profi im Herbst unmittelbar vor der Ablöse. Die Spieler stützen ihn - natürlich, so knapp vor dem Turnier. "Er hat in den letzten Jahren gezeigt, was er diesem Team gibt", sagte Offensivmann Raheem Sterling. Er sei ein Trainer, dem "alle Jungs vertrauen" und dem "wir alle in seine Richtung folgen wollen".
Für die Tore sorgen soll erneut Kapitän Harry Kane, der in 75 Auftritten im Nationalteam 51 Tore erzielt hat und bei der WM in Russland dank sechs Treffer den Goldenen Schuh überreicht bekam. Als potenzielles Trumpfass wird der 19-jährige Dortmund-Mittelfeldspieler Jude Bellingham gehandelt. Auch Mason Mount und Phil Foden stehen für Talent. Doch gerade in der von Southgate oft überproportional forcierten Defensive fehlen den Lions Weltklasse-Verteidiger wie sie etwa Titelverteidiger Frankreich stellt.
Zum Auftakt müssen die Engländer wohl den Ausfall von Offensivspieler James Maddison verkraften. Der 25-Jährige von Leicester City war beim Abschlusstraining am Sonntag in Al-Wakrah wegen Knieproblemen nicht dabei.
Alles andere als ein Auftaktsieg gegen den Iran wäre dennoch eine Überraschung. Der in der FIFA-Rangliste auf Platz 20 aufscheinende Iran wird zum dritten Mal in Folge vom erfahrenen Portugiesen Carlos Queiroz ins Turnier geführt. Die Teilnahme steht im Schatten der politischen Proteste im eigenen Land. Der Tod einer jungen Frau im Polizeigewahrsam hatte diese ausgelöst. Aktivisten hoffen auf Solidaritätsbekundungen der Spieler auf der Weltbühne.
Flügelspieler Alireza Jahanbakhsh erklärte jedoch in dieser Woche, dass sich die Spieler nur darauf konzentrieren, zum ersten Mal in ihrer Geschichte die Gruppenphase zu überstehen. "Ich habe immer gelernt, das Trikot zu respektieren, das Team Melli zu respektieren, egal was passiert", sagte er zu Reportern. Man wolle den Menschen in der Heimat "Freude machen und Glück bringen". Gelingen soll der sportliche Erfolg erneut mit geradliniger Kontertaktik.
Zusammenfassung
- Englands "Three Lions" hätten die traditionell überbordende Erwartungshaltung auf der Insel nicht besser dämpfen können.
- Der EM-Finalist von 2021 geht nach sechs sieglosen Pflichtspielen zuletzt mit Fragezeichen in die Fußball-Weltmeisterschaft.
- Angeleitet werden die Engländer von einem Teamchef Gareth Southgate unter Druck.
- Auch Mason Mount und Phil Foden stehen für Talent.
- Die Teilnahme steht im Schatten der politischen Proteste im eigenen Land.