Dragovic hat mit ÖFB-Team bei der EM "etwas gutzumachen"
Dragovic ist einer von acht Akteuren im am Donnerstag in Bad Tatzmannsdorf einrückenden ÖFB-Kader, der bereits bei der Endrunde vor fünf Jahren in Frankreich mit dabei war. "Wir haben es beim letzten Mal verkackt. Wir haben uns zu viel Druck gemacht, wir wollten zu viel", meinte der Verteidiger. "Daraus müssen wir lernen." Man wolle besser abschneiden als 2016, als nach einer eindrucksvollen Qualifikation bereits in der Gruppenphase das Aus kam. "Aber wir dürfen uns nicht verrückt machen lassen."
2016 unter Marcel Koller waren die Erwartungen überbordend. Fünf Jahre später unter Franco Foda ist nach Rückschlägen zum Auftakt der WM-Qualifikation im März, darunter einer 0:4-Klatsche in Wien gegen Dänemark, von Euphorie wenig zu spüren. "Es sind uns vielleicht wieder einmal die Grenzen aufgezeigt worden, dass wir noch nicht soweit sind, wie viele denken", sagte Dragovic. "Auf die europäische Topspitze fehlt uns noch das gewisse Etwas. Wir sind zwar eine sehr gute, aufstrebende Mannschaft, aber für ganz oben müssen wir meiner Meinung nach noch hart arbeiten. Da brauchen wir noch das eine oder andere Jahr." Was fehle, sei vor allem Konstanz. "Wir spielen teilweise ganz gut, bringen es aber nie 90 Minuten über die Bühne."
Bei der EM soll es Schritt für Schritt gehen. Das Wichtigste sei, das Auftaktspiel am 13. Juni in Bukarest gegen Nordmazedonien nicht zu verlieren. "Wir sind Österreich, da muss jeder an die 100 Prozent kommen, sonst wird es sehr, sehr schwierig", meinte Dragovic. "Es ist eine sehr ausgeglichene Gruppe. Nordmazedonien hat gegen Deutschland gewonnen, es gibt keine schwachen Gegner mehr."
Es folgen Duelle mit den Niederlanden (17. Juni in Amsterdam) und der Ukraine (21. Juni erneut in Bukarest). Dragovic: "Natürlich ist unser Ziel, die Gruppe zu überstehen, sonst brauchen wir gar nicht hinfliegen. Wir brauchen aber auch nicht große Töne spucken und sagen, wir kommen da leicht weiter. Es wird jedes Spiel brutal hart, da muss jeder an seine Grenzen gehen. Dann bin ich aber zuversichtlich, dass wir gut abschneiden bei dieser EM."
Dragovic hält vor den abschließenden EM-Tests in England (2. Juni) und gegen die Slowakei (6. Juni) bei 89 Länderspielen. Beim Turnier könnte er nicht nur die Marke von Gerhard Hanappi (93 Länderspiele) einstellen, sondern bei einem Achtelfinaleinzug in der ewigen ÖFB-Einsatzbilanz auch mit dem zweitplatzierten Toni Polster (95) gleichziehen. Nur noch Rekordteamspieler Andreas Herzog (103) läge dann vor ihm.
"Natürlich macht es mich stolz, dass ich mittlerweile zwölf Jahre im Nationalteam bin, dass ich alles miterlebt habe an Höhen und Tiefen", sagte der Wiener. Entscheidend sei aber der Erfolg der Mannschaft. "Alles andere kommt von alleine. Es ist schön, wenn ich noch ein paar mehr Spiele drauf habe. Aber ich mache mich nicht verrückt, dass ich noch auf Andi Herzog kommen könnte."
Die unglückliche Zeit bei Bayer Leverkusen, zuletzt meist als Reservist, will er hinter sich lassen. "Ich versuche, im Sommer einen Verein zu finden, bei dem ich glücklich bin", erklärte Dragovic. Eine starke EURO könnte dem ablösefreien Routinier dabei helfen. "Im Nationalteam habe ich in jüngster Vergangenheit auch ohne viel Spielpraxis meine Leistung gezeigt."
Zusammenfassung
- Aleksandar Dragovic hat eine Rechnung offen mit der Fußball-EM.
- Beim verpatzten Turnier 2016 war der damalige Abwehrchef einer von Österreichs Unglücksraben.
- Im Auftaktspiel gegen Ungarn (0:2) wurde er ausgeschlossen, beim 0:0 gegen Portugal fehlte er gesperrt, gegen Island (1:2) schoss er einen Elfmeter an die Stange.
- "Wir haben etwas gutzumachen", sagte der 30-Jährige vor dem Start der EM-Vorbereitungen im Gespräch mit der APA.