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Analyse zur Ski-WM: Wie enttäuschend war der ÖSV wirklich?

Sieben Medaillen konnte Österreich bei der heurigen Ski-WM gewinnen, keine einzige in Gold. Doch wie ist das Abschneiden des ÖSV-Teams aus historischer Sicht tatsächlich einzuordnen?

Es lief schon mal besser. So oder so ähnlich kann man die Bilanz des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) bei der Alpinen Ski-WM in Courchevel-Méribel bezeichnen. Sieben Medaillen sind am Ende der 13 Bewerbe am Konto der rot-weiß-roten Athleten. Drei Silbermedaillen, vier in Bronze und der ernüchternde achte Platz im heiß begehrten Medaillenspiegel.

Die vorgegebene Marke von ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober war klar: Vier bis sechs Medaillen. Mit sieben Podiumsplätzen wurde dieses Ziel sogar übertroffen. Aus der Sicht von Stadlober könne man die Ausbeute daher als einigermaßen positiv bewerten. Ein Blick in die Vergangenheit lässt jedoch auf eine alles andere als "einigermaßen positive" Bilanz schließen, wie eine Datenrecherche von PULS 24 zeigt.

ÖSV deutlich unter WM-Durchschnitt

An 46 der insgesamt 47 Skiweltmeisterschaften hat Österreich laut der offiziellen Webseite des Internationalen Skiverbands (FIS) bisher teilgenommen. Nur 1939 mussten die Österreicher aufgrund des nationalsozialistischen "Anschlusses" für Nazi-Deutschland antreten. Während bei der ersten WM 1931 in Mürren nur vier Bewerbe ausgetragen wurden, kämpfen die größten Ski-Stars der Welt mittlerweile in 13 Rennen um Edelmetall.

Am erfolgreichsten war der ÖSV 1962 in Chamonix. Pro Bewerb konnten die Österreicher dort durchschnittlich 1,88 Medaillen gewinnen. Die schlechteste Bilanz der Nachkriegszeit – 0,25 Medaillen pro Bewerb – "gelang" dem ÖSV ausgerechnet in der Heimat, 1976 in Innsbruck. Und wo landen die Österreicher nach der WM 2023 auf dieser Liste? Platz 35 – 0,54 Medaillen pro Bewerb, deutlich unter dem WM-Durchschnitt von 0,78.

Erstmals ohne Gold in 36 Jahren

Fünf Goldmedaillen in sechs Bewerben. Das waren noch Zeiten, 1933 in Innsbruck. 90 Jahre später steht Österreich am Ende der Ski-WM ohne einen einzigen Sieg da – das erste Mal seit 1987 im Schweizer Crans-Montana. Damals war die goldene Durststrecke besonders lang, zwei Jahre zuvor in Bormio blieb der ÖSV nämlich ebenfalls sieglos.

Eine andere Stimmung herrschte noch 2021 in Cortina d’Ampezzo. Fünf Goldmedaillen in 13 Bewerben gewannen Katharina Liensberger & Co. vor zwei Jahren. "Sicher ist es immer schön, wenn man einen Weltmeistertitel für Österreich nach Hause nimmt, aber im Großen und Ganzen haben wir sieben Medaillen, das ist auch nicht schlecht", sagte der zweifache Medaillengewinner Marco Schwarz zur goldlosen ÖSV-Bilanz.

Damen und Herren ausgeglichen mittelmäßig

Zumindest aus einer österreichischen Perspektive ist die Ski-WM in Frankreich positiv: Eine Frauenquote hat der ÖSV bei der Medaillenausbeute nicht nötig. Mit 0,67 Medaillen pro Bewerb bei den Herren (Platz 27) und 0,5 bei den Damen (Platz 31) landen beide Teams im Vergleich zu den anderen Weltmeisterschaften im Mittelfeld.

Unvergessen werden die Weltmeisterschaften 1950 in Aspen und 1962 in Chamonix bleiben. Dort konnten die Frauen bzw. Männer zwei (!) Medaillen pro Bewerb ergattern. Davon ist der ÖSV heute meilenweit entfernt. Die Mannschaft sei laut Stadlober mit "enormen Druck" konfrontiert. Ein Druck, an den sich das Team gewöhnen werden muss. Der Countdown bis zur Heim-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm ist nämlich bereits voll im Gange.

ribbon Zusammenfassung
  • Sieben Medaillen stehen am Ende der 13 Bewerbe am Konto der rot-weiß-roten Athleten.
  • Doch wie ist das Abschneiden des ÖSV-Teams aus historischer Sicht tatsächlich einzuordnen?
  • Das zeigt eine Datenrecherche von PULS 24.