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Altach-Trainer Pastoor hat nach 0:4 die "Schnauze voll"

Altach-Trainer Alex Pastoor scheint mit seinem Latein am Ende. "Eine Enttäuschung kann fast nicht größer sein", betonte der Niederländer am Samstagabend im Sky-Interview nach dem 0:4-Heimdebakel gegen den SKN St. Pölten, mit dem seine Mannschaft auf den Abstiegsrang der Fußball-Bundesliga zurückfiel. Er habe nun "die Schnauze voll", gab Pastoor danach mehrmals zu Protokoll, und würde am liebsten seine ganze Mannschaft austauschen.

Sechs sieglose Pflichtmatches, in denen es bis auf das 0:0 vor vier Wochen im Heimspiel gegen die ebenfalls kriselnde Wiener Austria nur Niederlagen setzte, und 367 Minuten ohne Tor in der Liga sind ein klarer Beweis dafür, wie schwach Altach derzeit ist. Sogar im Cup-Achtelfinale verlor der SCR vor eineinhalb Wochen beim Viertligisten Vienna 1:2. Schon damals rechnete Pastoor gnadenlos mit seiner Mannschaft ab und sprach von einer "skandalösen Leistung", mit der seine Spieler den ganzen Verein im Stich gelassen hätten. Doch nun ging er noch einen Schritt weiter.

"Wir stellen uns natürlich viele Fragen, aber es gibt zu wenige Antworten. Wenn man ein Spiel so anfängt, das geht noch. Aber wenn ich sehe, wie man umgeht damit, wenn sich einer verletzt - das ist schon öfter passiert. Und auch eine Gelb-Rote Karte ist schon öfter passiert. Das bedeutet nicht, dass wir aufhören müssen Fußball zu spielen. Und ich habe auch meine Schnauze voll, dass jeder einfach verdammt für sich spielt. Nach der Gelb-Roten Karte hat St. Pölten gegen zehn einzelne Spieler gespielt und nicht gegen eine Mannschaft", betonte der Altach-Coach mit Blick auf die frühe Verletzung von Abwehrspieler Anderson in der zehnten Minute und den Ausschluss von Nosa Edokpolor in der 36. Minute.

"Und ich habe auch von individuellen Fehlern meine Schnauze voll", ergänzte Pastoor, der nur mit der Leistung in den "letzten 10, 15 Minuten vor der Halbzeit" einigermaßen zufrieden war. Da hätte seine Mannschaft "mit dem Ball zumindest versucht, gut zu spielen. Aber diese Einzelfehler, das geht nicht. Dagegen kann man sich nicht wehren, du kannst trainieren, du kannst besprechen, Videoanalyse (machen), aber auch von Besprechungen und Videoanalyse habe ich meine Schnauze mehr als voll", bekräftigte der 54-Jährige.

Ihm sei natürlich klar, dass seine Mannschaft nach der jüngsten Negativserie nicht mit allzu viel Selbstvertrauen ins Spiel gegangen war. "Aber wenn es klar ist, wie wir spielen, (...) dass wir heiß sein müssen auf den zweiten Ball - und das passiert dann einfach nicht. Und wenn wir dann den zweiten Ball haben, dann hauen wir den einfach nach vorne - dann denke ich, entweder mein Deutsch ist unter der Woche so schlecht, oder vom Co-Trainer ist es so schlecht, aber dann sind wir auf einer anderen Spur", meinte Pastoor sichtlich ratlos.

Dass nach dem Rückstand "dann das Vertrauen immer weniger wird, das ist auch nicht unlogisch, oder? Das sind auch nur Menschen. Aber dass sie wie Schäfchen zur Schlacht gehen, das verstehe ich auch nicht", ärgerte ihn wie schon gegen die Vienna die fehlende Einstellung seiner Profis.

Auf die Frage, wie viel Hoffnung er nun für die beiden letzten Spiele in diesem Jahr - auswärts am kommenden Samstag gegen Aufsteiger Ried und dann eine Woche später am 19. Dezember in Hartberg - noch habe, lautete Pastoors Antwort: "Wenn ein Trainer auf Hoffnung geht, dann sollte er besser aufhören, weil so geht es nicht. Aber wir können nicht eine ganze Mannschaft austauschen, das ist auch Blödsinn. Aber lassen wir uns das noch einmal überlegen. Das ist etwas, was man sich eigentlich nie überlegt, aber warum nicht."

Er wisse, dass viel mehr in seinen Spielern stecke, das hätten sie "öfter gezeigt". "Aber Fußball ist nicht nur Sonne ins Gesicht und Wind im Rücken, das ist auch wie heute - Regen, Kälte, Rückschläge. Und wenn man damit so umgeht, ja dann weiß ich auch, wie die letzten zwei Spiele ablaufen." Man darf gespannt sein, wie die Club-Führung nun auf diese schonungslose Abrechnung von Pastoor reagiert.

ribbon Zusammenfassung
  • Altach-Trainer Alex Pastoor scheint mit seinem Latein am Ende.
  • "Eine Enttäuschung kann fast nicht größer sein", betonte der Niederländer am Samstagabend im Sky-Interview nach dem 0:4-Heimdebakel gegen den SKN St. Pölten, mit dem seine Mannschaft auf den Abstiegsrang der Fußball-Bundesliga zurückfiel.
  • Das bedeutet nicht, dass wir aufhören müssen Fußball zu spielen.
  • Das ist etwas, was man sich eigentlich nie überlegt, aber warum nicht."