WWF-Protest

"Scheinlösungen": Kärnten gibt mehr Biber zum Abschuss frei

Heute, 12:52 · Lesedauer 2 min

In Kärnten sollen in Zukunft deutlich mehr Biber gefangen oder geschossen werden dürfen als bisher. Konkret sind künftig 148 anstatt wie bisher 66 "Entnahmen" pro Jahr erlaubt, sagte Jagdreferent Martin Gruber (ÖVP) am Dienstag. Der WWF spricht von "Scheinlösungen" und kritisiert die Entscheidung scharf.

Aktuell leben rund 1.480 Tiere in Kärnten, eine Untersuchung habe ergeben, dass es außerdem eine jährliche Zuwachsrate von 21 Prozent gibt.

Damit hätten auch die durch die Biber verursachten Schäden massiv zugenommen, die Unterstützungsleistungen für Biberschäden aus dem Wildschadensfonds stiegen von rund 8.500 Euro im Jahr 2020 auf rund 64.000 im Jahr 2024: "Das erfordert ein rascheres Eingreifen", so Jagdreferent Martin Gruber (ÖVP).

Am Dienstag wurde daher eine neue Biberverordnung beschlossen. Bei potenziellen Schäden ist nun von September bis Ende März ein Fangen oder Töten der Tiere erlaubt, in diesem Zeitraum könnte auch in den Lebensraum eingegriffen werden.

Video: WWF-Expertin im Interview

WWF spricht von "Scheinlösungen"

Bei Gefahr in Verzug gibt es künftig auch von April bis August Handlungsmöglichkeiten. Gruber betonte aber, es gehe nicht darum, den Biber auszurotten, sondern Schäden zu reduzieren und die Ausbreitung der Tiere zu verlangsamen: "Fest steht, der Biber ist in Kärnten nicht mehr gefährdet. Wir müssen seine Präsenz regeln."

Kritik an der Maßnahme kam von der Naturschutzorganisation WWF: Die europarechtlich vorgeschriebenen Einzelfallprüfungen seien nicht vorgesehen, erklärte WWF-Expertin Sarah Layendecker. Die Abschüsse seien "keinesfalls" zielführend, "sondern eher kurzfristige Scheinlösungen", sagte sie zudem im PULS 24 Interview.

Man solle den Biber als "Verbündeten" sehen. "Es gilt hier in Einzelfällen zu schauen, was ist nützlich", betonte sie. Alternativen zu einem Fangen oder dem Abschuss seien etwa Biber-Damm-Drainagen oder die Absenkungen von Biber-Dämmen.

Zusammenfassung
  • In Kärnten dürfen künftig 148 Biber pro Jahr entnommen werden, statt bisher 66, um den stark angestiegenen Bestand von rund 1.480 Tieren zu regulieren.
  • Die Biberpopulation wächst jährlich um 21 Prozent, was zu einem Anstieg der Schäden von 8.500 Euro im Jahr 2020 auf 64.000 Euro im Jahr 2024 führte.
  • Der WWF kritisiert die neue Verordnung, es handle sich um "Scheinlösungen".