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Selenskyj verkündet Geländegewinne der Ukraine

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mehrere Ortschaften von den russischen Besatzungskräften zurückerobert.

Er bedankte sich in einer Videobotschaft bei den Streitkräften für die Einnahme von zwei Orten im Süden des Landes, eines dritten Ortes im Osten sowie weiterer Gebiete ebenfalls im Osten. Genaue Angaben über Lage und Zeitpunkt machte Selenskyj nicht. Eine Bestätigung durch Russland liegt bisher noch nicht vor.

Gehissten ukrainischen Flagge in Wyssokopillja

Zuvor hatte der Vizechef des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, am Sonntag in seinem Blog des Nachrichtendienstes Telegram ein Foto von der gehissten ukrainischen Flagge aus der Ortschaft Wyssokopillja im Gebiet Cherson veröffentlicht. Allerdings gab es schon im Juni Berichte über die Rückeroberung dieser Ortschaft im nördlichen Teil der Region. Bei einer Militärsitzung sagte Selensky, die ukrainischen Flaggen kehrten zunehmend an jene Orte zurück, wo sie hingehörten. "Und es gibt keinen Platz für die Besatzer in unseren Land." Medienberichten zufolge hatten ukrainische Truppen am Sonntag außerdem die Ortschaft Oserne im Gebiet Donezk zurückerobert. Von unabhängiger Seite waren diese Angaben ebenfalls nicht überprüfbar.

Ende August hatte die Ukraine eine Militäroffensive zur Befreiung des Gebiets Cherson von der russischen Besatzung begonnen. Die Region hatten die russischen Truppen bereits kurz nach dem am 24. Februar begonnenen Krieg eingenommen. Die Ukraine hatte erklärt, sich mit Hilfe der vom Westen gelieferten schweren Waffen die Gebiete zurückzuholen und den russischen Vormarsch zu stoppen. Das russische Verteidigungsministerium hatte ukrainische Erfolge bestritten.

Selenskyj bekräftigt Rückeroberung der Krim

In der Videobotschaft bekräftigte Selenskyj außerdem das Ziel einer Rückeroberung der von Russland 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim. "Ich glaube daran, dass die ukrainische Flagge und das freie Leben auf die Krim zurückkehren. Wir befreien unsere gesamte Erde, alle unsere Menschen."

"Und alle sehen: Die Okkupanten haben schon angefangen, von der Krim abzuhauen. Das ist die richtige Wahl für sie alle", sagte Selenskyj. Es gibt allerdings keine Belege dafür, dass sich die Russen tatsächlich von der Halbinsel zurückzuziehen. Der Staatschef erinnerte auch an die "Repressionen" gegen die krimtatarische Bevölkerung, deren Freiheitsrechte unterdrückt würden.

Zuletzt hatte es massive Explosionen mit verheerenden Zerstörungen und Zwischenfälle mit Drohnen auf der Krim gegeben. Die ohnehin extremen Sicherheitsvorkehrungen auf der Halbinsel wurden dann noch einmal verstärkt. "Die russische Präsenz hat die Krim zu einem der gefährlichsten und unfreien Orte in Europa gemacht", meinte Selenskyj.

Das Land macht bei ihrer Gegenoffensive nach Aussage des britischen Verteidigungsministers Ben Wallace echte Fortschritte. Die russischen Verluste bei Soldaten und Ausrüstung seien zudem weiter bedeutend, sagt er. "Dies wird langfristige Auswirkungen auf die russische Armee und ihre künftige Kampfkraft haben."

AKW Saporischschja komplett abgeschaltet

Im von russischen Truppen besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja wurde unterdessen der letzte noch arbeitende Reaktor am Montag vom Netz genommen worden. Dies teilte der staatliche ukrainische Betreiber Energoatom im Messengerdienst Telegram mit. Grund sei ein durch Angriffe ausgelöstes Feuer, das eine Stromleitung zwischen dem Kraftwerk und dem ukrainischen Stromnetz beschädigt habe.

Die IAEA-Experten sind seit Donnerstag in dem AKW, um nach Schäden zu suchen. Das Kraftwerk geriet Anfang März unmittelbar nach Einmarsch in die Ukraine unter russische Kontrolle. Mehrfacher Beschuss des Kraftwerksgeländes und der benachbarten Stadt haben international die Angst vor einer möglichen Atomkatastrophe wachsen lassen. Russland und die Ukraine beschuldigen sich gegenseitig.

Enerhoatom beklagte im Nachrichtenkanal Telegram, dass Russland Militär, Waffen und Munition auf dem Gelände stationiert habe. Die Ukraine forderte internationale Hilfe, um für die russischen Truppen zum Abzug zu bewegen. Russland bestreitet, dort schwere Waffen zu haben und lehnt auch eine Rückgabe des AKW ab, weil die Ukraine dessen Sicherheit nicht gewährleisten könne.

Vorbereitungen für Referendum ausgesetzt

Die Vorbereitungen für das Referendum in der von Russland besetzten ukrainischen Region Cherson zur Eingliederung in russisches Staatsgebiet wurden indes unterbrochen. Hintergrund sei die Sicherheitslage, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass am Montag. Nach wochenlanger Bombardierung durch ukrainische Truppen sei die Fahrt über die wichtige Antoniwskyj-Brücke per Auto nicht mehr möglich, zitierte Tass den von Russland eingesetzten Vizechef der Stadt Cherson, Kirill Stremoussow. Die Brücke führt über den Fluss Dnjepr in der Nähe der Stadt Cherson.

Ein Datum für das Referendum in Cherson gab es noch nicht. Ende Juni hatte Stremoussow erklärt, die Vorbereitungen hätten begonnen. Geplant sei die Abstimmung für das kommende Halbjahr. Auch auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim, die an Cherson grenzt, wurde 2014 ein Referendum abgehalten, in dem sich die mehrheitlich russisch-stämmige Bevölkerung für den Anschluss an Russland aussprach. Dies ist international nicht anerkannt.

Vor einer Woche hatte Stremoussow noch bestritten, dass die ukrainischen Angriffe Auswirkungen haben. Sein Video über einen angeblich "friedlichen Himmel über Cherson" hatte der Beamte allerdings, wie sich später herausstellte, in Russland aufgenommen. Nach ukrainischen Angaben sind bereits eine Reihe von Entscheidungsträgern in der Region nach Beginn der ukrainischen Offensive aus Cherson geflohen. Unabhängig sind diese Angaben nicht zu überprüfen.

ribbon Zusammenfassung
  • Die ukrainischen Streitkräfte haben nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selensky mehrere Ortschaften von den russischen Besatzungskräften zurückerobert.
  • Er bedankte sich bei den Streitkräften für die Einnahme von zwei Orten im Süden des Landes, eines dritten Ortes im Osten sowie weiterer Gebiete ebenfalls im Osten.
  • Eine Bestätigung durch Russland liegt bisher noch nicht vor.