Spitzenkandidaten bei der NR-Wahl 2024PULS 24

Wer sind die Spitzenkandidaten der Nationalratswahl 2024?

In etwas sechs Wochen wählen die Österreicher:innen einen neuen Nationalrat. Doch wer sind die Spitzenkandidat:innen, die am 29. September auf Stimmen hoffen?

Neun Listen werden bundesweit bei der Nationalrastwahl am 29. September auf dem Stimmzettel stehen. Neben den fünf bereits jetzt im Nationalrat sitzenden Parteien ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grüne und NEOS werden österreichweit auch drei "Neulinge" zur Auswahl stehen.

Die Kleinparteien KEINE, die Bierpartei und die Liste Madeleine Petrovic werden ebenso antreten. Alle Infos zu den Parteien und ihren Spitzenkandidat:innen. 

ÖVP: Karl Nehammer

Karl Nehammer wird das erste Mal als Spitzenkandidat für die ÖVP in die Wahl gehen und ist amtierender Bundeskanzler. Der gebürtige Wiener wurde in der niederösterreichischen Volkspartei sozialisiert. 2018 wurde Nehammer Generalsekretär der ÖAAB, 2020 wechselte er unter Sebastian Kurz ins Innenministerium

2021 übernahm er die von Korruptionsvorwürfen gebeutelte ÖVP nach dem Rücktritt von Kurz. In den Umfragen, etwa dem APA-Wahltrend, der immer die Ergebnisse der jeweils letzten fünf Wochen zusammenfasst, liegt die ÖVP derzeit auf Platz zwei hinter der FPÖ und würde damit im Vergleich zu 2017 stark verlieren. Dem ausgebildeten Kommunikationstrainer Nehammer fielen zuletzt auch ein paar verbale Ausrutscher zur Last - etwa der Burger-Sager im September 2023. 

SPÖ: Andreas Babler

Im Sommer 2023 hatte Andreas Babler das Zepter in der SPÖ von Pamela Rendi-Wagner übernommen. Im Battle zwischen Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil ging Babler als Sieger heraus. Intern muss Babler mit Querschüssen vor allem aus dem Burgenland von Doskozil einstecken. An seinem linken Kurs gibt es demnach auch innerparteilich Zweifel.

Der Bürgermeister der niederösterreichischen Gemeinde Traiskirchen setzt im Wahlkampf vor allem auf seine geplante "Reformkanzlerschaft" und das Leuchtturmprojekt der Arbeitszeitverkürzung. In den Umfragen liegt die SPÖ derzeit auf Platz drei, matchte sich mit der ÖVP zuletzt aber auch um Platz zwei. 

Video: Andreas Babler im PULS 24 Sommergespräch

FPÖ: Herbert Kickl 

Auch Herbert Kickl wird die FPÖ erstmals als Parteichef in die Wahl führen. Er gilt als Hardliner aus Kärnten, der vor allem als Redenschreiber der ehemaligen FPÖ-Parteichefs Jörg Haider und Heinz Christian-Strache auf sich aufmerksam machte.

Er war zwischen 2005 und 2017 Generalsekretär der FPÖ. 2017 wurde Kickl in der von Kurz angeführten ÖVP-FPÖ-Regierung zum Innenminister. 2021 wurde er Parteichef der FPÖ und nutzte vor allem die Corona-Pandemie geschickt, um durch Polarisierung und Stimmungsmache gegen Corona-Maßnahmen und Impfung neue Wählerschichten zu erobern. Er und die FPÖ halten sich in den Umfragen eisern auf dem ersten Platz. 

Grüne: Werner Kogler

Grünen-Chef Werner Kogler ist der Partei schon seit den 90ern treu. 1999 wechselte er vom Grazer Gemeinderat in den Nationalrat. 2009 wurde er Stellvertreter von Parteichefin Eva Glawischnig. 2017 fiel die Partei aus dem Nationalrat und Kogler übernahm die Führung.

Innerhalb von zwei Jahren schaffte es der Volkswirt, die Partei nicht nur zurück in den Nationalrat zu führen, sondern auch in die Regierung. Als Vizekanzler und Koalitionspartner der ÖVP mussten Kogler und die Grünen teils sehr schwere Kompromisse, etwa bei Migrationsfragen, eingehen. Die Grünen liegen in aktuellen Umfragen auf Platz fünf, batteln sich mit den NEOS aber um den vierten Platz

NEOS: Beate Meinl-Reisinger

NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger war lange Zeit Assistentin des EU-Abgeordneten Othmar Karas, kommt also ursprünglich von der ÖVP. 2012 kehrte sie der Volkspartei den Rücken und wurde stellvertretende Vorsitzende der NEOS.

2017 wechselte sie dann vom Wiener Gemeinderat zurück in den Nationalrat. 2018 übernahm sie die Führung der NEOS, nachdem Mathias Strolz die Partei verließ. In Wien stellen die NEOS in der Stadtregierung den Vizebürgermeister. Auf nationaler Ebene will die Juristin mit den NEOS ebenso mitregieren. In den Umfragen sind die Pinken derzeit auf Platz vier

Bierpartei: Dominik Wlazny 

Eigentlich ist Dominik Wlazny unter seinem Künstlernamen Marco Pogo als Punkband-Leader bekannt. Doch der 37-Jährige ist überdies Mediziner, wollte auch politisch aktiv werden und gründete 2015 die Bierpartei als Satireprojekt. 2019 versuchte er sich bereits bei der Nationalratswahl, zunächst aber nur in Wien.

Video: Dominik Wlazny im PULS 24 Sommergespräch

Bis Mai 2024 war Wlazny Bezirksrat in Simmering. Auch bei der Bundespräsidentenwahl 2022 ging er ebenso ins Rennen und konnte bundesweit 8,3 Prozent der Wählerstimmen für sich gewinnen. Das "Menü", wie die Bierpartei ihr Wahlprogramm benennt, hält bisher noch eher untypische Inhalte wie etwa einen Eignungstest für Minister:innen oder ein "Zukunftsministerium" bereit.

Für die Bierpartei geht es bei der Wahl vor allem um den Einzug in den Nationalrat. Laut Umfragen stehen die Chancen nicht schlecht, die Vier-Prozent-Hürde, die Parteien knacken müssen, um einziehen zu können, könnte Wlazny schaffen. 

KPÖ Plus: Tobias Schweiger 

Aktiv wurde der Grazer Tobias Schweiger eigentlich bei den Jungen Grünen. 2017 wendete er sich aber ab und wechselte dann zur KPÖ. Seit 2021 ist er KPÖ-Bundessprecher. Die KPÖ liegt in den Umfragen bei rund drei Prozent, würde damit den Einzug in den Nationalrat also nicht schaffen.

Zuletzt war die KPÖ 1959 im Parlament vertreten. In der Grazer und Salzburger Stadtpolitik ist die Partei aber jüngst wieder sehr erfolgreich - vor allem mit ihrem Schwerpunkt auf leistbarem Wohnen. 

Liste Madeleine Petrovic

Die ehemalige Grünen-Parteichefin und Spitzenkandidatin Madeleine Petrovic will mit ihrer eigens gegründeten Liste in den Nationalrat einziehen. Zunächst war sie Bundes- und Landessprecherin der Grünen. In der Corona-Pandemie fiel Petrovic vor allem mit impfkritischen Aussagen auf.

Sie ist Mitglied des Vereins "GGI-Initiative" ("Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit", ehemals "Grüne gegen Impfpflicht und 2G"). Die 62-Jährige will vor allem Protestwähler:innen abholen, die während der Corona-Pandemie enttäuscht wurden. 

Video: Madeleine Petrovic im Interview des Tages

KEINE: Fayad Mulla

Die gewagte Namensänderung der Liste Wandel oder "KEINE" bzw. "Keine von denen" könnte auf dem Stimmzettel Früchte tragen, da sie damit vor allem Proteststimmen abfangen könnte.

Mulla ist Spitzenkandidat und Menschenrechtsaktivist. Die Partei gilt als links-progressiv. Zentrales Thema ist die Neuorientierung des Gesundheitswesens. 

ribbon Zusammenfassung
  • In etwas sechs Wochen wählen die Österreicher:innen einen neuen Nationalrat.
  • Doch wer sind die Spitzenkandidat:innen, die am 29. September auf Stimmen hoffen?