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Wegen Krawallen: Macron sagt Staatsbesuch in Deutschland ab

Wegen der anhaltenden Unruhen und Proteste hat Präsident Emmanuel Macron einen Staatsbesuch in Deutschland abgesagt.

Nachdem am Dienstag ein Polizist den 17-jährigen Nahel M. bei einer Verkehrskontrolle erschossen hat, kommt es in Frankreich Nacht für Nacht zu massiven Ausschreitungen. Allein in der Nacht auf Samstag seien mehr als 1.300 Menschen festgenommen worden, teilte das Innenministerium mit. Es sollen mehr als 45.000 Polizisten im Einsatz gewesen sein. 

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat deshalb seinen Staatsbesuch in Deutschland abgesagt. Das teilten der Elysée-Palast in Paris und das Präsidialamt in Berlin am Samstag mit. Macron wollte eigentlich am Sonntag für einen dreitägigen Staatsbesuch nach Deutschland reisen, das offizielle Besuchsprogramm sollte am Montag beginnen.

Verständnis aus Deutschland

Macron habe am Samstag mit dem deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier telefoniert und diesen über die Situation in seinem Land unterrichtet, sagte eine Sprecherin Steinmeiers. "Präsident Macron hat darum gebeten, den geplanten Staatsbesuch in Deutschland zu verschieben."

Steinmeier bedauere die Absage und habe vollstes Verständnis angesichts der Situation in Frankreich. Er verfolge die Entwicklung mit großer Aufmerksamkeit. Steinmeier hoffe, dass die Gewalt auf den Straßen baldmöglichst beendet und der soziale Friede wieder hergestellt werden kann.

Auch in der vierten Nacht in Folge, nachdem ein 17-Jähriger in Frankreich von der Polizei erschossen wurde, kam es zu schweren Ausschreitungen. Bis Samstagfrüh wurden Hunderte Menschen festgenommen, die Unruhen haben auch die französischen Überseegebiete in der Karibik erreicht, wo ein Mensch durch einen Querschläger starb.

150 Polizisten verletzt

45.000 Polizistinnen und Polizisten sollten in der Nacht auf Samstag in Frankreich für Ordnung sorgen, mehr als 1.300 Menschen wurden festgenommen. Gleichzeitig wurden laut Ministerium rund 150 Polizisten verletzt. Doch auch die massive Polizeipräsenz und behördlich angeordnete Einschränkungen des öffentlichen Lebens konnten die erneuten Ausschreitungen nicht verhindern.

In Lille, der drittgrößten Stadt Frankreichs, setzte die Polizei sogar Schützenpanzer und Hubschrauber ein. In Großstädten wie Lyon, Marseille oder Straßburg waren Demonstrationen und Veranstaltungen verboten worden.

Wäre der erste Deutschland-Besuch seit 23 Jahren gewesen

Es wäre der erste Staatsbesuch eines französischen Präsidenten in Deutschland seit 23 Jahren gewesen. Macron und seine Frau Brigitte wollten am Sonntagabend in Ludwigsburg in Baden-Württemberg eintreffen. Weitere Stationen des Besuchs wären am Montag Berlin und am Dienstag Dresden gewesen. 

Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass sich innenpolitische Ereignisse in Frankreich negativ auf außenpolitische Pläne auswirken. Im Frühjahr wurde wegen der Pensionsproteste in Frankreich der Besuch des britischen Königs Charles III. kurzfristig abgesagt.

ribbon Zusammenfassung
  • Nachdem am Dienstag ein Polizist den 17-jährigen Nahel M. bei einer Verkehrskontrolle erschossen hat, kommt es in Frankreich Nacht für Nacht zu massiven Ausschreitungen.
  • Der französische Präsident Emmanuel Macron hat deshalb seinen Staatsbesuch in Deutschland abgesagt.