Schlagabtausch
Strache wirft FPÖ Wien "Anbiederung an politischen Islam" vor
Der ehemalige Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache tritt bei der Wien-Wahl am 27. April erneut mit seinem "Team HC Strache" an. Dabei setzt er auf klassische freiheitliche Themen wie Sicherheit, Migration und Soziales. Vor kurzem wünschte Strache seiner Ex-Partei noch "ein gutes Ergebnis", nun scheint die Stimmung aber zu kippen.
Strache ortet FPÖ-Anbiederung an politischen Islam
Am Freitag warf Strache der FPÖ Wien eine "Anbiederung an den politischen Islam" vor. Der Ex-Vizekanzler kritisierte in einer Aussendung etwa Leo Lugner, den Bezirksobmann der FPÖ Mariahilf und Schwiegersohn des verstorbenen Baumeisters Richard Lugner, der am 7. März am Fastenbrechen des türkisch-islamischen Dachverbands ATIB in Wien teilnahm.
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Lugner bestätigte auf Nachfrage des "profil", dass er an dem Termin in der Wiener Gudrunstraße teilgenommen habe: "Ich war dort in Vertretung der Lugner-City, weil die bei uns eine Veranstaltung machen wollen." Lugner ergänzte jedoch: "Natürlich ist man parallel immer Politiker."
Bei ATIB handelt es sich um den türkischen-islamischen Dachverband in Österreich mit etwa 100.000 Mitgliedern. Der Verband steht immer wieder in der Kritik, da er als verlängerter Arm des türkischen Präsidenten Recep Erdoğan gilt. Laut der Dokumentationsstelle Politischer Islam übt der türkische Staatsislam über ATIB Einfluss auf die türkischstämmige Gemeinschaft in Österreich aus.
Auf Anfrage von PULS 24 verwies auch Strache auf diese Verbindungen und kritisierte, eine Anbiederung von Spitzenpolitiker der FPÖ an einen "radikal-islamistischen Verein der Muslimbruderschaft". Die Nähe der ATIB zu Erdoğan und anderen Verbindungen - wie der islamistischen Miliz HTS, die nun in Syrien herrscht - wäre laut Strache umfangreich belegt.
FPÖ dementiert Pressekonferenz
Der Ex-Vizekanzler nahm auch den Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp ins Visier, den er unlängst als seinen "Lehrbub" bezeichnet hatte. Dieser soll eine Pressekonferenz mit rein türkischsprachigen Medienvertretern abgehalten, österreichische Medien ausgeladen und dort einen türkischstämmigen Kandidaten präsentiert haben, "der früher Pro-Erdoğan-Postings absetzte", so Strache.
Er bezog sich dabei auf einen Artikel des "profil", der den Medientermin am Donnerstag thematisiert hatte. Das Nachrichtenmagazin berichtete davon, dass es unmittelbar vor Beginn der vermeintlichen Pressekonferenz den FPÖ-Klub verlassen musste.
FPÖ widerspricht Bericht
Auf Anfrage von PULS 24 widersprach die Wiener FPÖ der Darstellung, dass es sich bei dem Termin am Donnerstag um eine Pressekonferenz gehandelt habe. Es habe eine Interview-Anfrage von türkischen Medien gegeben, die positiv beantwortet worden sei. "Bei diesem Termin war 'profil' nicht eingeladen, daher konnte es auch nicht ausgeladen werden", betonte ein Sprecher der FPÖ-Wien.
Er verwies darauf, dass es sich um einen normalen Vorgang handle, dass zu Interviewterminen keine anderen Medien hinzugezogen werden. Das "profil" sei darüber bereits am Vortag von Klubobmann Maximilian Krauss informiert worden.
Strache: "Verrat an FPÖ-Wähler"
Ob es sich nun um eine Pressekonferenz gehandelt habe oder nicht, ist für Strache nicht entscheidend. Treffen mit Vertretern der ATIB stellen laut dem Ex-FPÖ-Chef hingegen einen klaren "Tabubruch und Verrat aller freiheitlichen Wähler" dar.
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Er kritisiert, dass sich die FPÖ Wien samt ihrem Obmann Nepp "bewusst mit Vertretern des politischen Islam ins gemeinsame Bett" legen würden. Der Ex-FPÖ-Chef vermutet, dass die Freiheitlichen wohl neue Wählerschichten in Wien erschließen wollten.
Zusammenfassung
- Der Wahlkampf in Wien spitzt sich zu: Heinz-Christian Strache kritisierte am Freitag die FPÖ und warf ihr eine Anbiederung an den politischen Islam vor.
- Strache sprach von "einem Tabubruch und Verrat aller freiheitlichen Wähler".