US-Außenminister Blinken zu Besuch in Israel
Der US-Außenminister erklärte, dass die USA eng mit Israel zusammenarbeiteten, um eine Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln zu erreichen. Er verglich die Angriffe der Hamas in Israel auf Nachfrage auch mit den Terroranschlägen in den USA am 11. September 2001. "Wenn Sie dies im Verhältnis zur Größe der israelischen Bevölkerung betrachten, entspricht das zehn Anschlägen des 11. Septembers", sagte Blinken in Tel Aviv auf die Frage eines Reporters nach einem solchen Vergleich und den Folgen der Terroranschläge von damals. "Natürlich ist jede dieser Situationen sehr unterschiedlich. Und es ist wichtig, das nicht zu vergessen", sagte Blinken. Bei den Anschlägen vom 11. September 2001 (auch als 9/11 bekannt) kamen in New York, am Pentagon in Washington und in Pennsylvania fast 3.000 Menschen ums Leben.
Blinken sprach nach eigenen Angaben bei seinem Besuch in Israel auch die humanitäre Lage in Gaza an. Man habe sich darüber unterhalten, wie die "humanitären Bedürfnisse der in Gaza lebenden Menschen" geschützt werden könnten, "während Israel seine legitimen Sicherheitsoperationen durchführt", sagte Blinken am Donnerstag nach Treffen mit Netanyahu und Israels Präsident Yitzhak Herzog.
Der US-Außenminister sagte außerdem, dass er bei seinem Besuch auch über Möglichkeiten gesprochen habe, wie Zivilisten Gaza sicher verlassen könnten. Zuvor hatte es Berichte gegeben, wonach die US-Regierung mit Israel und Ägypten Gespräche über die Öffnung eines Grenzübergangs für Zivilisten zur Ausreise aus dem Gazastreifen führe. Rafah ist der einzige Grenzübergang vom Gazastreifen nach Ägypten. Alle anderen Grenzübergänge gehen nach Israel.
Blinken will sich auch mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas treffen. Er werde nach seinem Aufenthalt in Israel nach Jordanien weiterreisen, um dort Abbas sowie den jordanischen König Abdullah II. zu treffen, kündigte Blinken am Donnerstag in Tel Aviv an. In den kommenden Tagen werde man auch mit Vertretern Saudi-Arabiens, der Vereinigten Arabischen Emirate und Ägyptens zusammenkommen. Blinken ließ offen, ob er persönlich an den Gesprächen teilnehmen werde. Bei jedem dieser Treffen gehe es darum, auf die Länder einzuwirken, um eine Ausweitung des Konflikts in der Region zu verhindern und eine Freilassung der Geiseln in Gaza zu erreichen, sagte Blinken.
Die NATO-Staaten brachten unterdessen ihre Solidarität mit Israel zum Ausdruck und machten deutlich, dass es das Recht habe, sich "verhältnismäßig" gegen die Terrorakte zu verteidigen. Die im Gazastreifen herrschende islamistische Palästinenserorganisation Hamas sei aufgerufen, sofort alle Geiseln freizulassen, hieß es in einer Mitteilung der NATO vom Donnerstag weiter. Zivilisten müssten so gut wie möglich geschützt werden. Der israelische Verteidigungsminister Yoav Galant hatte seine Amtskollegen von den NATO-Staaten persönlich über die Gräueltaten der Hamas an israelischen Zivilisten unterrichtet. Zudem informierte er auch über solche Taten an Staatsangehörigen mehrerer Bündnisstaaten, hieß es weiter. Galant sei per Videokonferenz zum Treffen der NATO-Verteidigungsminister in Brüssel geschaltet worden. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte: "Israel steht nicht allein."
Galant zeigte bei dem Gespräch ein unzensiertes Video einiger brutaler Taten der Hamas. Wie das israelische Verteidigungsministerium im Anschluss mitteilte, dokumentierte es Gräueltaten gegen israelische Zivilisten und Soldaten sowie gegen ausländische Staatsangehörige, die entweder entführt oder getötet wurden. Aus NATO-Kreisen hieß es, die Bilder seien schockierend gewesen. Genauere Angaben wurden aber nicht gemacht.
Die Türkei verhandelt nach eigenen Angaben über die Freilassung der von der Hamas entführten israelischen Geiseln. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag aus dem türkischen Präsidialamt. Wer genau an den Verhandlungen beteiligt ist und wie diese geführt werden, war zunächst nicht bekannt.
Brasilien setzte für Freitag eine weitere Sitzung des UNO-Sicherheitsrats zum Krieg in Nahost an. Der brasilianische Außenminister Mauro Vieira unterbrach eine Asienreise, um bei dem Treffen des höchsten UNO-Gremiums in New York "die Situation im Gazastreifen anzusprechen", wie sein Ministerium mitteilte.
Unterdessen bemühten sich auch die Gegner Israels, ihre Kontakte enger zu knüpfen. Die Präsidenten von Syrien und dem Iran riefen die islamischen Länder auf, sich auf eine Unterstützung für die Palästinenser zu einigen. "Islamische und arabische Länder sowie alle freien Menschen der Welt müssen eine gemeinsame Position erreichen, um die Verbrechen des zionistischen Regimes (Israel, Anm.) gegen das unterdrückte palästinensische Volk zu stoppen", sagt der iranische Präsident Ebrahim Raissi in einem Telefongespräch mit seinem syrischen Amtskollegen Bashar al-Assad.
Am Mittwoch hatte Raissi bereits mit dem saudischen Kronprinzen Mohammad bin Salman gesprochen. Der Iran und Syrien sind langjährige Verbündete im Nahen Osten. Der Iran unterstützt zudem die israelfeindliche Hamas im Gazastreifen sowie die Hisbollah im Libanon. Belege, dass der Iran den Hamas-Angriff vom Samstag konkret und operativ unterstützt hat, gibt es westlichen Regierungen zufolge derzeit nicht.
Der iranische Außenminister Hossein Amirabdollahian wird unterdessen in den Libanon reisen, um den israelisch-palästinensischen Konflikt zu besprechen. Der Iran unterstützt die im Libanon einflussreiche Hisbollah-Miliz, die wie die Hamas ein Erzfeind von Israel ist. Aus dem Süden des Libanons wurden auch zuletzt mehrfach Ziele in Israel angegriffen. Erst am Mittwoch reklamierte die Hisbollah den Beschuss eines israelischen Militärpostens für sich.
Zusammenfassung
- Nach dem überraschenden Hamas-Terrorangriff hat US-Außenminister Antony Blinken Israel volle Unterstützung im Kampf gegen die Palästinenserorganisation zugesagt.
- "Wir werden immer an Ihrer Seite stehen", sagte er bei einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu am Donnerstag in Tel Aviv.
- Der Iran unterstützt zudem die israelfeindliche Hamas im Gazastreifen sowie die Hisbollah im Libanon.