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Über 3.900 Verletzte

Erdbeben in Südostasien: Mehr als 2.000 Tote in Myanmar

31. März 2025 · Lesedauer 5 min

Nach dem verheerenden Erdbeben in Myanmar ist die Zahl der bestätigten Todesopfer in dem Land auf mehr als 2.000 gestiegen.

Die Militärregierung des südostasiatischen Landes sprach in einer Mitteilung von 2.056 Toten. Zudem seien mehr als 3.900 Menschen verletzt worden. Es würden über 270 Personen vermisst.

Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte nach Einschätzung von Experten noch weit höher liegen. Die Lage in dem Bürgerkriegsland gilt als unübersichtlich.

Fieberhafte Suche nach Überlebenden

Das Beben vom Freitag mit einer Stärke von 7,7 führte zu großen Schäden an der Infrastruktur. Das Epizentrum lag nahe der zweitgrößten Stadt Mandalay im Zentrum des früheren Burma. Es gibt seitdem zudem immer wieder leichtere Nachbeben. Drei Tage nach dem Erdbeben mit Epizentrum in Myanmar suchen Einsatzkräfte in den Trümmern weiter fieberhaft nach Überlebenden.

Dabei gibt es vereinzelt gute Nachrichten: In Mandalay gelang es chinesischen Teams, rund 60 Stunden nach der Katastrophe drei Verschüttete lebend zu bergen, darunter ein fünfjähriges Kind.

Zudem wurden eine schwangere Frau und eine 29-Jährige, die unter dem eingestürzten Hochhaus "Sky Villa Condo" begraben lagen, gerettet. Weil wegen der schlechten Infrastruktur viele Opfer aber nicht erreicht werden können, liegt lokalen Medien zufolge mancherorts bereits ein schlimmer Leichengeruch in der Luft. Die Militärjunta in dem Krisenland rief bis zum 6. April eine einwöchige Staatstrauer aus.

In Bangkok dauert die Suche nach knapp 80 Vermissten unter einem eingestürzten 30-stöckigen Rohbau an. Die Helfer sind mit Baggern und Hundestaffeln im Einsatz. Verzweifelte Angehörige hoffen noch immer auf ein Wunder. Die 72 Stunden, die Verschüttete normalerweise ohne Essen und Trinken auskommen können, sind bereits verstrichen.

Sensoren erfassen Lebenszeichen

Nachdem am frühen Nachmittag eine weitere Leiche einer Frau in dem riesigen Berg aus Schutt und Geröll gefunden wurde, liegt die Gesamttodeszahl in der thailändischen Hauptstadt nun bei 19. Gleichzeitig schrieb die Zeitung "Bangkok Post" aber von einem "Hoffnungsschimmer".

Laut Bangkoks Gouverneur Chadchart Sittipunt sollen Infrarotsensoren am Sonntagabend die Lebenszeichen von mindestens drei Menschen in den Trümmern erfasst haben. Die Rettungskräfte hätten jedoch Schwierigkeiten, zu ihnen zu gelangen, da die Unglücksstelle weiter sehr unsicher sei.

 

Neue Evakuierungen, aber Fehlalarm

In der Glitzermetropole wurden unterdessen am Mittag (Ortszeit) erneut zahlreiche Hochhäuser vorsichtshalber evakuiert, nachdem angeblich Nachbeben zu spüren waren. Drei Tage nach dem Beben kommt die Erde noch nicht zur Ruhe - vor allem in Myanmar gibt es immer wieder leichtere Nachbeben.

Auf der Webseite der US-Erdbebenwarte USGS wurde aber kein Beben in Bangkok verzeichnet. Die Regierung teilte später mit, einige Menschen hätten wohl etwas gespürt und dadurch eine Massenpanik ausgelöst.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat für das Katastrophengebiet in Myanmar die höchste Alarmstufe ausgerufen. Bei einem solchen Notfall der Stufe 3 mobilisiert die UN-Behörde in Genf "große bis maximale" Hilfsmaßnahmen.

Bisher hat die WHO drei Tonnen an medizinischen Hilfsgütern an Krankenhäuser in Mandalay und Naypyitaw geschickt. Das Beben zerstörte nach Angaben der UN-Behörde drei Kliniken völlig und beschädigte 22 Krankenhäuser.

"Wahrscheinlich viel mehr Opfer"

Derzeit liege die Zahl der Todesopfer unter muslimischen Gläubigen landesweit bei mehr als 700, wie aus Behördeninformationen und Gesprächen mit Augenzeugen hervorgehe. Jede Moschee fasse aber mehrere Hundert Menschen. "Das Problem ist, dass die Beschaffung der tatsächlichen Informationen extrem schwierig ist", sagte Kyaw Win. Wahrscheinlich gebe es noch viel mehr Opfer. Die Lage sei schrecklich.

Myanmar ist ganz überwiegend buddhistisch, muslimische Minderheiten werden zumeist verfolgt. Deshalb sei es seit vielen Jahren auch nicht erlaubt worden, baufällige Moscheen zu renovieren, betonte der Menschenrechtler. Entsprechende Anträge würden immer wieder abgelehnt.

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Brutale Junta und Naturkatastrophen

Die Lage in dem international weitgehend isolierten Vielvölkerstaat ist ohnehin verheerend. Die Generäle regieren das frühere Burma mit brutaler Härte. Luftangriffe auf Widerstandsgruppen mit vielen Toten sind an der Tagesordnung. Auch wird Myanmar immer wieder von schweren Naturkatastrophen heimgesucht. Erst im vergangenen Jahr gab es nach schweren Regenfällen massive Überflutungen, von denen der UN zufolge mehr als eine Million Menschen betroffen waren. Hunderte ertranken.

Die WHO wies darauf hin, dass sich die humanitäre Lage in dem Bürgerkriegsland in den vergangenen Jahren noch weiter verschlechtert habe. Bereits vor dem Beben vom Freitag seien 12,9 Millionen Menschen in dem Krisenstaat auf medizinische Hilfsmaßnahmen angewiesen gewesen.

"Ich habe in meinem Leben schon einige Erdbeben erlebt, aber so etwas habe ich noch nie gesehen", sagte ein Mitarbeiter der Organisation International Rescue Committee (IRC) schockiert. Es fehle an allem, vor allem an Lebensmitteln und sauberem Wasser.

Die WHO forderte Geberländer dazu auf, rasch acht Millionen Dollar (7,4 Millionen Euro) bereitzustellen. Damit soll die Behandlung von Verwundeten und die Verhinderung von Krankheitsausbrüchen in den nächsten Wochen sichergestellt werden. Internationalen Medien untersagte die Junta hingegen den Zugang zum Katastrophengebiet.

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Zusammenfassung
  • Nach dem verheerenden Erdbeben in Myanmar ist die Zahl der bestätigten Todesopfer in dem Land auf mehr als 2.000 gestiegen.
  • Die Militärregierung des südostasiatischen Landes sprach in einer Mitteilung von 2.056 Toten. Zudem seien mehr als 3.900 Menschen verletzt worden.
  • Es würden über 270 Personen vermisst.
  • Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte nach Einschätzung von Experten noch weit höher liegen. Die Lage in dem Bürgerkriegsland gilt als unübersichtlich.