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Umverteilung durch den Staat in Wifo-Studie belegt

Die Umverteilung über Steuern, Sozialbeiträge und öffentliche Geld- und Sachleistungen führt in Österreich zu einer deutlich gleichmäßigeren Verteilung der Ressourcen auf die Bevölkerung. Zu diesem Befund kommt eine am Montag präsentierte Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo für die Jahre 2005 bis 2019. Die Lage blieb über diese Zeit recht stabil, verschob sich aber zulasten von Jungfamilien mit Kindern, sagte Erstautorin Silvia Rocha-Akis bei der Präsentation.

Im Detail zeigte die Untersuchung, dass das untere Fünftel der Bevölkerung mit 5 Prozent der Markteinkommen und 13 Prozent der Sekundäreinkommen durch den staatlichen Umverteilungsprozess gewann. Das oberste Fünftel verlor 13 Prozentpunkte von 44 auf 31 Prozent.

Die Einkommensungleichheit gemessen am Gini-Koeffizienten (der Wert null steht für vollkommene Gleichheit, eins für vollkommene Ungleichheit) halbierte sich durch die Umverteilung von 0,466 (Markteinkommen) auf 0,213 (Sekundäreinkommen), die Armutsgefährdungsquote sank zwischen Markt- und verfügbarem Einkommen von 33,7 auf 13,9 Prozent der Bevölkerung.

38 Prozent der Umverteilung gingen auf die Wirkung der gesetzlichen Bruttopension zurück. Dahinter folgen die wohlfahrtsstaatlichen Sachleistungen mit 33 Prozent (aufgeteilt auf 18 Prozent Gesundheitsleistungen, 10 Prozent Bildung und 5 Prozent Familien, Wohnen, Arbeitslosigkeit). Öffentliche monetäre Leistungen trugen 13 Prozent zur Verringerung der Ungleichheit bei. Leistungen nach dem Fürsorgeprinzip (insbesondere Mindestsicherung bzw. Sozialhilfe) nur 2 Prozent. Indirekte Steuern (etwa die Mehrwertsteuer) wirkten mit minus 6 Prozent ungleichheitsverstärkend.

Ohne Berücksichtigung der gesetzlichen Bruttopension finanzierte die obere Hälfte der Einkommensverteilung die Umverteilung, von der die untere Hälfte profitierte. Einschließlich der Pensionen ergab sich für die meisten Einkommensgruppen ein positiver Saldo, nur die oberen 20 Prozent waren im Durchschnitt Nettozahler.

In der längerfristigen Betrachtung fielen laut Rocha-Akis die starken Anteilsverschiebungen bei den Personen in jungen Haushalten auf. 2005 befanden sich 46 Prozent der Personen im unteren Drittel der Primäreinkommensverteilung, 2010 betrug der Anteil 58 Prozent und blieb bis 2019 nahezu unverändert. Der Anteil im oberen Einkommensdrittel hatte sich sukzessive von 19 (2005) auf 7 Prozent (2019) mehr als halbiert.

Klar sei zu erkennen gewesen, dass bei älteren Haushalten der Umverteilungsbeitrag der Pensionen deutlich sinke, weil die Menschen länger arbeiten. Bei Familienleistungen seien die Ausgaben für direkte Geldleistungen real geschrumpft, weil es im Studienzeitraum noch keine Indexierung an die Verbraucherpreise gegeben hat, so Rocha-Akis.

Sozialminister Johannes Rauch (Grüne), dessen Ministerium die Studie mitfinanziert hat, sprach von einer wertvollen Grundlage für die politische Entscheidungsfindung. Den Befund der Benachteiligung junger Familien mit Kindern wertete er als Arbeitsauftrag. Einmal mehr redete er einer Kindergrundsicherung das Wort, und auch auf Österreichs Schlusslichtposition bei vermögensbezogener Besteuerung wies er hin. Würde sich Österreich an das Niveau der EU14 mit 2,1 Prozent des BIP anpassen, stünden 7 Mrd. Euro zusätzlich zur Verfügung, sagte er.

Das die Daten schon älter sind - unter anderem wurde die nur alle fünf Jahre durchgeführte Konsumerhebung aus dem Jahr 2019 verwendet - ist laut Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr gar kein Nachteil, dadurch konnten die Zahlen der Krisenjahre danach nicht für verzerrte Daten sorgen. Er wies darauf hin, dass Österreich bei der Umverteilung über die Jahre stabil geblieben sei, aber - "nicht so toll", wie er betonte - auch bei der Ungleichheit der Einkommen.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Umverteilung über Steuern, Sozialbeiträge und öffentliche Geld- und Sachleistungen führt in Österreich zu einer deutlich gleichmäßigeren Verteilung der Ressourcen auf die Bevölkerung.
  • Die Lage blieb über diese Zeit recht stabil, verschob sich aber zulasten von Jungfamilien mit Kindern, sagte Erstautorin Silvia Rocha-Akis bei der Präsentation.
  • Öffentliche monetäre Leistungen trugen 13 Prozent zur Verringerung der Ungleichheit bei.