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Vier Tote bei israelischem Luftangriff im Libanon

01. Apr. 2025 · Lesedauer 4 min

Trotz einer Waffenruhe hat das israelische Militär erneut Beirut angegriffen und nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens vier Menschen getötet. Nach Angaben des israelischen Militärs galt der Luftangriff am Dienstag Hassan Bdeir, einem Mitglied der radikal-islamischen Hisbollah. Er habe kürzlich der palästinensischen Hamas bei der Planung eines "nicht unerheblichen und kurz bevorstehenden Terrorangriff auf die israelische Zivilbevölkerung" geholfen.

Es war der zweite israelische Angriff auf als Hisbollah-Hochburg bekannte Beiruter Vororte binnen weniger Tage. Sowohl der libanesische Präsident Joseph Aoun als auch Ministerpräsident Nawaf Salam verurteilten den Angriff scharf. Sieben Menschen seien bei dem Angriff verletzt worden. Israels wichtigster Verbündeter, die USA, erklärten, Israel verteidige sich gegen Raketenangriffe aus dem Libanon. "Die Feindseligkeiten haben wieder begonnen, weil Terroristen Raketen aus dem Libanon auf Israel abgefeuert haben", schrieb ein Sprecher des US-Außenministeriums in einer E-Mail und fügte hinzu, dass die US-Regierung Israels Vorgehen unterstütze.

Ein Abgeordneter der Hisbollah warf Israel vor, mit wiederholten Verstößen das Ende des Waffenstillstands erklärt zu haben. Der Angriff sei eine "massive Aggression" und führe die Situation in "eine neue Phase", wurde der Abgeordnete vom TV-Sender Al-Mayadeen zitiert. Der libanesische Staat müsse handeln und das höchste Maß an Diplomatie aktivieren, um Lösungen zu finden. "Wir sind keine Kriegsfanatiker", so der Hisbollah-Vertreter.

Erst vor wenigen Tagen hatte Israels Luftwaffe in Dahiya eigenen Angaben zufolge ein Drohnenlager der Miliz attackiert. Kurz zuvor hatte die israelische Armee Raketenbeschuss aus dem Libanon gemeldet. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu erklärte daraufhin laut einer Mitteilung seines Büros, man werde die Waffenruhe energisch durchsetzen. Die vom Iran unterstützte Hisbollah hatte Israel seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen im Oktober 2023 mehr als ein Jahr lang mit Raketen beschossen.

Derweil weitet das israelische Militär seine Bodenangriffe in Rafah im Süden des umkämpften Gazastreifens aus. Wegen bevorstehender "intensiver Einsätze" wurden die Bewohner des Großteils der Stadt am Montag zur Flucht aufgerufen. Dies löste nach Angaben des UN-Palästinenserhilfswerks Panik aus. "Die Menschen werden wie Flipperkugeln behandelt mit ständigen militärischen Befehlen", beklagte UNRWA-Chef Philippe Lazzarini auf X.

Es werde mit dem Schicksal und Leben der Menschen gespielt, schrieb Lazzarini. "Dies führt zu Panik, Angst und Unsicherheit am ersten Tag des Zuckerfestes, einer Zeit, in der man eigentlich mit seiner Familie und seinen Lieben zusammen ist". Der Aufruf der israelischen Armee zur Flucht erfolgte während des Eid al-Fitr, einem muslimischen Feiertag, der das Ende des Fastenmonats Ramadan markiert. Mehr als 140.000 Menschen waren laut Lazzarini von dem Evakuierungsbefehl des israelischen Militärs betroffen.

Die Bewohner im Raum Rafah sowie benachbarter Orte sollten sich umgehend nach Al-Mawasi begeben, hieß es in dem in arabischer Sprache veröffentlichten Aufruf der Armee. Die "intensiven Einsätze" in den betroffenen Gegenden würden wieder aufgenommen, um gegen Terrororganisationen vorzugehen.

Gespräche über neue Waffenruhe

Israel und die Terrororganisation Hamas verhandeln bei indirekten Gesprächen derzeit über eine neue Waffenruhe. Strittig ist aber noch, wie viele israelische Geiseln dabei freikommen sollen. Israels Ministerpräsident Netanyahu hatte am Sonntag eine weitere Verstärkung der Angriffe auf die Islamisten in Gaza angekündigt.

Auslöser des Kriegs war der Überfall der Hamas und anderer extremistischer Gruppen im Süden Israels am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 weitere als Geiseln nach Gaza verschleppt wurden. Im Zuge des Kriegs wurden laut den von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden im Gazastreifen mehr als 50.000 Menschen getötet. Bei einem Drittel davon handelt es sich demnach um Kinder und Jugendliche. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Internationale Organisationen wie die UN halten sie jedoch für weitgehend glaubwürdig.

Zusammenfassung
  • Trotz einer Waffenruhe griff das israelische Militär Beirut an und tötete mindestens vier Menschen. Der Angriff richtete sich gegen Hassan Bdeir von der Hisbollah, der die Hamas bei der Planung eines Terrorangriffs unterstützt haben soll.
  • Der libanesische Präsident und Ministerpräsident verurteilten den Angriff scharf, während die USA Israels Selbstverteidigungsrecht betonten. Sieben Menschen wurden verletzt.
  • In Rafah im Gazastreifen löste ein Evakuierungsbefehl des israelischen Militärs Panik aus. Mehr als 140.000 Menschen sind betroffen, während die Gespräche über eine neue Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas andauern.